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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Autoren: Jana Oliver
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1. Kapitel

    2018
    Atlanta, Georgia
    Riley Blackthorne verdrehte die Augen.
    »Dämonen und Bibliotheken«, murmelte sie. »Was finden die bloß da dran?«
    Beim Klang ihrer Stimme fauchte der Unhold auf seinem Hochsitz auf dem Bücherregal. Dann zeigte er ihr den Stinkefinger.
    Die Bibliothekarin kicherte über seine Faxen. »Das macht er schon, seit wir ihn entdeckt haben.«
    Sie befanden sich in der juristischen Abteilung im ersten Stock der Universitätsbibliothek, umgeben von wuchtigen Büchern und fleißigen Studenten. Jedenfalls waren sie fleißig gewesen, bis Riley auftauchte, und jetzt beobachteten die meisten von ihnen jeden ihrer Schritte.
Dämonenfang vor Publikum
nannte ihr Dad das. Die Blicke machten ihr schmerzlich bewusst, dass ihre Arbeitskleidung – derbe Jacke, Jeans und T-Shirt – total gammelig aussah, verglichen mit dem marineblauen Hosenanzug der Bibliothekarin.
    Die Frau wedelte mit einem laminierten Blatt herum. Bibliothekare katalogisierten andauernd irgendwas, und seien es die Ausgeburten der Hölle. Sie musterte den Dämon prüfend und warf anschließend einen Blick auf das Blatt. »Etwa sieben Zentimeter groß, dunkle mokkafarbene Haut und spitze Ohren. Eindeutig ein Biblio. Die verwechsle ich oft mit Kleptos. Wir hatten schon beide Sorten hier.«
    Riley nickte wissend. »Biblios sind total scharf auf Bücher. Statt sie zu stehlen, pinkeln sie allerdings lieber drauf. Das ist der große Unterschied.«
    Wie aufs Stichwort sandte der schimpfende Höllenhüter einen Strahl phosphoreszierenden grünen Urins in ihre Richtung. Zum Glück waren Dämonen dieser Größe entsprechend bescheiden ausgestattet, so dass sie nur eine begrenzte Reichweite hatten. Trotzdem traten die beiden Frauen vorsichtshalber einen Schritt zurück.
    Um sie herum begann es nach alten Turnschuhen zu stinken.
    »Das Zeugs soll das reinste Wundermittel gegen Akne sein«, witzelte Riley, während sie mit der Hand wedelte, um den Gestank zu vertreiben.
    Die Bibliothekarin grinste. »Deswegen hast du so reine Haut.«
    Normalerweise meckerten die Kunden rum, weil Riley so jung war. Sie wollten wissen, ob sie denn wirklich schon qualifiziert genug für diesen Job sei, selbst wenn sie ihnen ihre Ausbildungslizenz der Dämonenfängerzunft zeigte. Sie hatte gehofft, dass es besser werden würde, sobald sie siebzehn war, aber nichts da. Immerhin nahm die Bibliothekarin sie für voll.
    »Wie lange ist er schon hier?«, fragte Riley.
    »Nicht sehr lange. Ich habe sofort angerufen, so dass er noch keinen größeren Schaden anrichten konnte«, berichtete die Bibliothekarin. »Dein Dad hat sie schon oft für uns entfernt. Ich freue mich, dass du in seine Fußstapfen trittst.«
    Aber klar doch.
Als ob irgendjemand Paul Blackthorne ersetzen könnte.
    Riley schob sich eine verirrte Locke hinters Ohr. Auf der Stelle hing sie ihr wieder ins Gesicht. Sie öffnete den Clip und steckte ihre langen, dunkelbraunen Haare wieder hoch, damit der kleine Dämon keine Knoten hinein machte. Außerdem brauchte sie Zeit zum Nachdenken.
    Es war nicht so, als ob sie eine totale Anfängerin wäre. Sie hatte schon vorher Biblios gefangen, aber noch nie in einer
Universitäts
bibliothek voller Professoren und Studenten, von denen einige echt ziemlich süß aussahen. Einer von ihnen blickte zu ihr hoch, und Riley bedauerte, dass sie klamottenmäßig eher darauf vorbereitet war, ihren Job zu erledigen als angestarrt zu werden.
    Nervös spielte sie mit dem Riemen ihrer Botentasche aus Jeansstoff herum. Ihr Blick huschte auf eine geschlossene Tür ganz in der Nähe.
Seltene Bücher.
Ein Dämon könnte in dem Raum dahinter jede Menge Schaden anrichten.
    »Du verstehst, warum wir uns Sorgen machen«, flüsterte die Bibliothekarin.
    »Klar.« Biblios hassten Bücher. Für sie gab es nichts Schöneres, als zwischen den Regalen zu randalieren und einfach nur aus Spaß auf Bücher zu pinkeln, sie zu zerreißen und zu zerfleddern. Vermutlich träumte jeder Biblio davon, einen ganzen Raum voll unbezahlbarer Bücher und Handschriften zu Kompost zu verarbeiten. Wahrscheinlich würde er dafür sogar befördert, falls es in der Hölle so etwas gab.
    Selbstvertrauen ist das A und O.
Zumindest sagte ihr Dad das immer. Aber wenn er neben ihr stand, funktionierte es wesentlich besser.
    »Ich krieg ihn hier raus, kein Problem«, sagte sie. Eine weitere Flut von Schimpfwörtern ergoss sich über sie. Die schrille Stimme des Dämons ähnelte dem Quieken einer Maus, die gerade
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