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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen?
Autoren: A Larkin
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mitzunehmen? Oder würde sie ihr Geld zurückverlangen?
    Der alte Fön meiner Mutter begann laut zu surren. Wir standen in der Küche und beobachteten die Badezimmertür, als warteten wir darauf, dass ein Bär seine Höhle verließ. Janie holte sich ein Glas Wasser und nippte langsam daran. » Lächerlich, dass wir so nervös sind«, knurrte sie. » Was kann sie schon tun? Wir sind erwachsen, wir werden ja wohl mit ihr fertigwerden.« Sie klang nicht sehr überzeugend.
    Dann öffnete sie die Krimskramsschublade, und wir wühlten in Gummibändern, abgelaufenen Gutscheinen, Plastiksoldaten und Spielzeug aus Cornflakesschachteln herum, das sich im Laufe der Jahre dort angesammelt hatte.
    Gerade als wir über einen Coupon für Smurf-Berry-Crunch lachten, der 1985 abgelaufen war, kam Diane in einem beigefarbenen Seidenmorgenmantel aus dem Bad. Jedes Haar lag an seinem Platz, und sie trug komplettes Make-up.
    » Machst du mir bitte einen Drink, Van?«, sagte sie, als wäre alles in schönster Ordnung.
    Ich sah Janie an. Ihre Augen waren groß, und sie zog die Brauen hoch. Ich schüttelte den Kopf und schenkte Diane einen Bourbon ein.
    Diane setzte sich auf die Couch und holte eine Zigarette und ein Feuerzeug aus ihrem Versteck unter dem Tisch.
    » Kannst du nicht wenigstens ein Fenster aufmachen?«, fragte Janie gereizt.
    » Es ist Winter.« Diane zündete sich die Zigarette an.
    » Passivrauchen ist tödlich, Mom.«
    » Das Alter auch«, gab Diane tonlos zurück. » Trotzdem hören die Leute nicht auf, ihre Geburtstage zu feiern.«
    Janie verdrehte die Augen und öffnete ein Fenster.
    » Im Kühlschrank ist Pizza«, sagte Diane. » Und ich habe Filme besorgt. John Cusack diesmal.« Sie deutete auf einen Stapel DVD s neben dem Fernseher.
    Meine Mom pflegte immer Pizza zu bestellen und die Filme auszusuchen. Seit sie zum letzten Mal ins Krankenhaus gekommen war, hatten wir keine Filmnacht mehr veranstaltet. Wir hatten alle auf diesen klebrigen pinkfarbenen Vinylstühlen rund um Moms Krankenhausbett gesessen und einen John-Hughes-Marathon auf TBS angeschaut. Mom konnte keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen, aber sie schickte Janie in die Cafeteria hinunter, um für den Rest von uns Pizza zu besorgen. » Damit alles so ist wie immer«, meinte sie, aber an unserer letzten Filmnacht war nichts wie immer. Ihr Körper war mit Schläuchen gespickt, und ihr Atem klang wie der von Darth Vader.
    Ich fragte mich, ob Dianes Beharren auf einer neuerlichen Filmnacht ihre Methode war, die Erinnerung an die letzte auszulöschen. Vielleicht würde mir das ebenfalls helfen. Also setzten wir uns auf die Couch und sahen uns Filme an, als wäre nichts geschehen. Janie schien sich resigniert damit abzufinden.
    Mitten in True Colors, um den Moment herum, wo John Cusack James Spader würgt, schlief Janie ein. Ich ging in mein altes Zimmer und holte eine Decke für sie. Sie rührte sich nicht, als ich sie über sie breitete. Janie war immer als Erste eingeschlafen, wenn Diane und sie herübergekommen waren, um Filme anzuschauen.
    » Du hast dich schon immer so um sie gekümmert.« Diane klopfte auf das Polster neben sich.
    Ich setzte mich. Sie zündete mir eine Zigarette an.
    » Wenn ich rauche, dann nur mit dir.« Ich nahm ihr die Zigarette aus der Hand, lehnte mich zurück und legte die Füße auf den Tisch.
    » So gut Nats Einfluss auf Janie war, so schlecht war meiner auf dich, hmm?«, lachte sie.
    » Wie kommst du denn darauf?«, erwiderte ich sarkastisch und schüttelte den Kopf, dann lächelte ich ihr zu.
    Eine Weile saßen wir da, den Kopf gegen die Lehne gestützt und versuchten Rauchringe zu formen. Diane gelangen perfekte Kreise, mir nie. Wir wechselten kein Wort, und wir sahen uns auch nicht an. Es war, als würden wir die Lage sondieren, um herauszufinden, ob wir uns im selben Raum aufhalten konnten, ohne uns an die Gurgel zu gehen.
    » Ich vermisse sie so entsetzlich«, murmelte Diane endlich. » Ich wusste gar nicht, dass man einen Menschen so vermissen kann.«
    » Ich weiß.« Mir schossen die Tränen in die Augen und tropften aus den Augenwinkeln in mein Haar.
    Diane schniefte. » Das hier, mit dir, Nat und Janie, das war meine Welt.« Sie schnippte ihre Zigarette in ein fast leeres Bourbonglas auf dem Tisch und griff nach ihrem Drink. » In Charles’ Welt habe ich nie richtig gepasst. Diese Frauen in den Klubs, die jede Kleinigkeit an dir kritisch unter die Lupe nehmen, um danach miteinander zu tuscheln– brrr. Ich habe nie
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