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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition)
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Fass gegen ein anderes und brachte es zum Kippen. Nun
wurde es wirklich laut. Zumindest in diesem Keller übertönten
die stürzenden Fässer den Kampflärm.
    Mirella
setzte sich und lauschte den Geräuschen draußen. Zuerst
vermochte sie es nicht zu entscheiden; aber gleich darauf war sie
sicher, dass sich mehrere Männer waffenklirrend näherten.
    Sie
stand auf und begann erneut, um Hilfe zu rufen. Es musste sie doch
jemand hören!
    Sie
versuchte, ein weiteres Fass umzuwerfen, und nach drei Versuchen
gelang es ihr auch mit einem der kleineren. Es knallte gegen ein
anderes und Holz knirschte; aber das fiel nicht und dann war es
wieder still.
    Stattdessen
gab es ein anderes Geräusch.
    Als
sie es als Rieseln erkannte, bekam sie einen Schreck. Wenn dies nun
Pulver war – konnte es sich womöglich entzünden? Sie
hatte keine Ahnung, wie gefährlich es sein mochte.
    Sie
zog sich zurück, an mehreren Fässern vorbei und kauerte
sich hin, den Kopf zum Lauschen gereckt. Das Rieselgeräusch
hörte nicht auf.
    Da
sonst nichts weiter passierte, atmete sie durch und begann wieder zu
schreien.
    Dann
waren die Männer ganz nahe; ein Mann stotterte mit winselnder
Stimme. Sie wünschte, es möge der Wirt sein, der dort
eingeschüchtert wurde.
    Sie
verließ ihre Deckung und ging in Richtung der Stimmen. Gewiss
war dort die Tür, die sie zuvor ertastet hatte. Inzwischen hatte
sie die Orientierung verloren.
    Dann
quietschte ein Scharnier und gleich darauf blendeten sie zwei
Fackeln. Wer auch immer das war, alles konnte nur besser werden.
    „Dem
Himmel sei Dank!“
    Mirella
blieb abrupt stehen. Sie fantasierte; das konnte nicht Alexandres
Stimme sein. Die Brustpanzer zweier Soldaten schimmerten im Licht.
    Einer
der Soldaten trat einen Schritt zur Seite. Hinter ihm stand der Wirt.
Dahinter war der Umriss eines weiteren Mannes.
    Mit
geballten Fäusten ging sie auf sie zu.
    Sie
hatte fast die Tür erreicht, als der Wirt einen Stoß bekam
und vor ihr auf die Knie stürzte. Er wimmerte vor Angst und
vielleicht – hoffentlich – auch vor Schmerz.
    „Du
verräterischer Hund! Möge sich die Hölle vor dir
auftun!“ Mirella wusste kaum, wohin mit dem Zorn, in den sich
ihre Angst entlud. Sie starrte auf ihn hinunter. Dort gehörte er
wahrlich hin, zu ihren Füßen.
    „Mirella!“
Nur dieses eine Wort, ein Hauch nur. Es jagte ihr einen Schauer durch
den Körper, der ihre Kopfhaut kribbeln ließ.
    Sie
hob den Kopf.
    Alexandre
trat aus dem Schatten des Mannes, der den Wirt niedergestoßen
hatte. Aus dem Umhang ragte am Hals ein Streifen Verband hervor; den
Arm trug er in einer Schlinge.
    „Du
...“ Sie blickte auf die Soldaten. „Wie habt Ihr mich
gefunden?“
    Der
andere Mann antwortete ihr. „Wir hatten den Wirt im Verdacht,
seit er versucht hat, Euch zu verkaufen.“ Er streckte ihr die
Hand entgegen. „Wir haben uns schon einmal gesehen, Signorina.
Ich bin Marschall Duplessis-Besançon, der Gesandte des
Königs.“
    „Des
Königs von Frankreich?“ In ihrer Verblüffung vergaß
sie alles andere.
    Als
er nickte, brach sich ihre Erbitterung Bahn. „Ist es nicht ein
wenig spät, dass er sich um uns kümmert?“
    Er
nickte tatsächlich wieder. „Ich fürchte, Ihr habt
recht. Viel zu spät.“
    „Er
ist mehr unseretwegen hier.“ Alexandre klang genauso bitter wie
sie sich fühlte; für einen Augenblick wärmte es ihr
das Herz. „Henri ist auf Nisida geschlagen worden.“
    Mirella
lehnte sich gegen den Türrahmen; Bleierne Müdigkeit
überfiel sie; sie hätte in der nächsten Minute im
Stehen einschlafen können. „So war alles umsonst. Alles!“
    „Herzog
de Guise ist den Spaniern in die Hände gefallen. Meine Aufgabe
war es, die Bedingungen der Übergabe ... und des Abzugs ...
auszuhandeln.“
    „Des
Abzugs!“ Sie starrte Alexandre an und meinte ihn allein mit
ihren Worten. „So überlasst Ihr uns der Gnade der
Spanier.“ Sie ballte die Fäuste. „Sie werden sich
rächen.“
    Duplessis-Besançon
blickte auf den Wirt, der inzwischen mit angezogenen Knien auf dem
Boden saß. „Aber bevor wir Neapel übergeben, werden
wir noch zwei oder drei Dinge erledigen.“ Er wies mit einer
Kopfbewegung auf ihn und die beiden Soldaten packten den Wirt und
führten ihn ab. Der Marschall folgte ihnen.
    Alexandre
wartete, dass Mirella den Gang betrat; er streckte ihr seine Hand
entgegen, um sie nach draußen zu führen. Nach ein paar
Schritten legte er seinen unverletzten Arm um ihre Schultern und zog
sie an sich. „Törichtes
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