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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition)
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Kind!“
    „Es
nützt euch nichts, den Wirt festzusetzen. Er hat Hintermänner.“
    „Das
wissen wir. Und unter anderen Umständen ...“
    „Ihr
gebt auf; das ist es, nicht wahr?“ Sie presste ihre Fingernägel
in die Handflächen. „Dario ... Es war alles umsonst!“
    Er
drückte sie fester. „Es tut mir leid.“ Und fast
unhörbar: „Frankreich hat versagt.“
    Plötzlich
blieb er stehen. „Für Euch hat sich nichts geändert,
Mirella. Die Spanier werden nie erfahren, welche Rolle Ihr gespielt
habt. Und wenn – vermutlich wäre es dem Herzog de Toledo
d’Altamira y Léon gleich. Eine Frau wie Euch gibt man
nicht auf.“
    „Und
doch tut Ihr es!“ Sie befreite sich aus seinem Arm.
    Alexandre
erstarrte.
    „Wir
haben den Marschall verloren. Findet Ihr den Weg denn im Dunkeln?“
    „Nicht
nur den Weg.“ Seine Stimme war brüchig.
    „Umso
besser!“ Sie wandte sich in die Richtung, wohin der Lichtschein
verschwunden war.
    Der
Klang von Alexandres Stiefeln blieb dicht hinter ihr. Nach drei
Schritten stolperte sie über eine Unebenheit; er hielt sie
sofort fest.
    In
einem Anfall von Koketterie war sie versucht, ihn abzuschütteln.
Aber das passte nicht zu dem Mädchen, das er schätzte.
„Danke.“
    Er
trat neben sie und legte wieder den Arm um ihre Schultern, um sie
sicher weiterzugeleiten.
    Gleich
darauf leuchteten ihnen die Fackeln entgegen; der Marschall wartete
auf sie.
    Der
Gang mündete in den Hof der Trattoria. Auf der Straße
wartete ein Trupp neapolitanischer Soldaten in der Uniform des Dogen.
    „So
haltet ihr noch immer einen Teil der Stadt!“ Mirella begann
sich zu empören. „Warum gebt ihr dann auf?“
    „Die
Spanier gewähren uns freies Geleit, Mirella. Das ist alles.“
    „Hätten
wir aufgegeben, hätten wir Euch nicht gefunden, Signorina.“
    Cristina
drängte sich durch die Reihe der Soldaten. „Mein armes
Kind! Was hast du durchgemacht! Du siehst schrecklich aus!“
    Unwillkürlich
sah Mirella an sich herab. Ihr Mantel hatte Flecken bekommen und eine
Schließe fehlte; das war alles. Sie fühlte sich nur
unendlich müde.
    Cristina
drückte sie an sich; dann nestelte sie ihr Brusttuch aus dem
Ausschnitt und begann, ihr damit über Stirn und Nase zu wischen.
Sie wandte sich halb zu Alexandre. „Sieht Er ein, dass ich
recht hatte?“
    Alexandre
lachte; sein warmes Lachen, das tief in Mirellas Seele drang. „Das
ist offensichtlich, Signora.“
    „Ich
habe darauf bestanden, dass du irgendwo bei diesem schrecklichen Wirt
sein musst!“ Sie zog Mirellas Haare auseinander und steckte
eine Haarnadel in ihren Mund, während sie den Zopf neu flocht.
    „Ich
hatte keinen Zweifel, Signora. Aber nur Sie konnte den Marschall
überzeugen, weiterzusuchen. Wir haben Ihr zu danken.“
    „Wieso
habt Ihr mich überhaupt gesucht?“
    Die
Alte steckte Mirellas Zopf an der Seite hoch und befestigte ihn.
Mirella hielt ganz still; es tat so gut, bemuttert zu werden. Diese
Frau wusste fast mehr von ihr als selbst Rita; von Enzo ganz zu
schweigen.
    „Henri
hat bei Darios Beerdigung erfahren, dass Ihr verschwunden seid.“
Und Alexandre wusste natürlich genug, um zu ahnen, wo man sie
suchen musste.
    „Dann
lade Er mich zur Hochzeit ein!“ Cristina
ließ Mirella los. „Paris war der Traum meiner
Kindheit, wie du weißt.“ Sie blickte Mirella scharf an.
„Ich habe nicht mehr viel Zeit, ihn mir zu erfüllen.“
    Mirella
wusste nichts dergleichen – sie konnte sich nicht erinnern,
dass ihr die Alte je etwas davon gesagt hatte. „Ja, Tante.“
    Alexander
hinter ihr lachte schon wieder. „Als Tante müssten wir Sie
wohl einladen.“
    Mirella
fuhr herum.
    Alexandre
lachte noch immer; in seinen Augen glitzerte eine Heiterkeit, die sie
nie zuvor darin gesehen hatte. Am liebsten hätte sie ihn umarmt.
    Aber
dann hörte er auf zu lachen. „Nur weiß ich nicht, ob
es diese Hochzeit jemals geben wird.“
    Cristina
schnaubte aufgebracht. „Denkt Er noch immer, das Kind wäre
auf diesen Granden aus?“
    Mirella
kämpfte ihre Erschöpfung nieder; dann legte sie so viel
Festigkeit in ihre Stimme, wie sie noch aufbrachte. „Ich bin
kein Kind. Nicht mehr.“
    Alexandre
nickte. „Das ist wohl wahr!“ Sein ernster Blick hing an
ihren Augen fest. „Bis morgen früh haben alle Franzosen
die Stadt zu verlassen.“
    Ihre
Aussteuer trug das falsche Monogramm; Rita würde einsehen, dass
sie sie nicht mitnehmen konnte. „Ich brauche keine Stunde, um
reisefertig zu sein.“

    ENDE

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