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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition)
Autoren: Annemarie Nikolaus
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Plan, nach Aversa zu fahren,
gesprochen? Hier, nicht wahr? Wo sonst?“ Wieder einmal dachte
sie, der Wirt müsse ein Doppelspiel betrieben haben. Mit
zusammengekniffenen Augen starrte sie den älteren Händler
an. „Wen noch hat der Wirt an die Franzosen verraten?“
Diese beiden würden Dario rächen, wenn sie es geschickt
anstellte.
    „Ich
bringe Ihrer Tante den Wein; Sie begleitet mich doch?“ Der Wirt
hatte die beiden Fiaschi in den Händen. Sie hatte gar
nicht gemerkt, dass er sie inzwischen in die Schankstube gebracht
hatte.
    Nun
war es ihr nicht recht; unter welchem Vorwand sollte sie anschließend
zurückkehren? Schließlich nickte sie doch; es würde
ihr eben etwas einfallen müssen. Wenn nicht sie, dann würde
die gute Cristina etwas finden, was ihr weiterhalf; sie schmunzelte.
    Zu
ihrer Überraschung ging der Wirt aber nicht zur Tür des
Gasthauses, sondern zurück zum Flur. „Hab was vergessen,“
nuschelte er.
    „Signorina,
ich hoffe, wir sehen uns wieder.“ Donati hatte plötzlich
ein geradezu unverschämten Grinsen im Gesicht.
    Der
Wirt klemmte sich einen Fiasco unter den Arm, den anderem
stellte er ab, als sie im Flur waren. Dann kramte er umständlich
in seiner Hosentasche; Schlüssel klirrten. Er zog zwei einzelne
heraus, besah sie und steckte sie wieder zurück. „Nur
einen Moment, Signorina.“ Er begann, in der anderen Tasche zu
kramen.
    Mirella
knurrte vor Ungeduld. „Wenn doch die Hoftür abgeschlossen
ist, warum sind wir dann nicht geradenwegs auf die Straße
gegangen?“
    „Die
Hoftür ist nicht abgeschlossen ... Wo habe ich denn nur ...“
    Die
Neugierde trieb sie einen Schritt näher zu ihm. „Was um
Himmels willen sucht Er denn?“
    Die
Tür hinter ihr ging auf.
    „Jetzt
nichts mehr.“ Der Wirt zog ein großes angegrautes
Taschentuch hervor.
    Angewidert
trat Mirella einen Schritt zurück. Da erhielt sie einen Schlag
auf den Kopf.

    ***

    Mit
ausgedörrter Kehle erwachte Mirella in Dunkelheit auf einem
bitterkalten Boden. So kalt wie ihre Füße waren, musste
sie schon eine Weile hier liegen. Sie tastete umher, fand eine Wand
und schob sich daran hoch.
    Eisbeine
– das wurde neuerdings zur Gewohnheit. Sie versuchte, sie
wieder warm zu bekommen, indem sie sie abwechselnd bewegte und mit
den Zehen wackelte. Die Hände klemmte sie sich unter die
Achseln.
    Der
Wirt! Also hatte sie recht gehabt mit ihrem Verdacht. Aber wieso
spielte ein Mensch wie dieser Gastwirt eine so bedeutende Rolle?
Andererseits – Masaniello war auch nur ein Fischer gewesen. Und
ein Schmuggler wie der Wirt.
    Währenddessen
gewöhnten sich ihre Augen an das Dunkel, das immerhin nicht
vollständig war dank eines schmalen Spalts sehr weit über
ihr. Fässer standen in der anderen Hälfte des Raums; der
Weinkeller des Gallo bianco .
    Als
sie sich ein wenig wärmer fühlte, löste sie sich von
der schützenden Wand. Sie tat einen Schritt, dann einen zweiten.
Vorsichtshalber stützte sie sich mit einer Hand ab. Dabei strich
sie mit ihren Fingern über die Unebenheiten. Diese Wand war
unverputzt. Sie fühlte jede Ritze, unterschied zwischen Mörtel
und Stein: Daraufhin tastete sie sie im Weitergehen Stück für
Stück ab, soweit sie mit den Händen reichte.
    Sie
kam nicht weit, da drangen streitende Stimmen gedämpft zu ihr.
Sie nahm sie als Anhaltspunkt und bewegte sich mit ausgestreckten
Armen in ihre Richtung. Tatsächlich stieß sie gegen eine
Holzfläche, an dessen Kanten es einen schwachen Luftzug gab. Die
Tür.
    Recht
bedacht, hatte sie nichts zu verlieren. Sie hämmerte mit beiden
Fäusten dagegen und schrie um Hilfe.
    Die
Stimmen schienen sich zu entfernen; aber sie mussten sie doch gehört
haben.
    Mirella
lehnte sich gegen die Tür und rieb die schmerzenden Fäuste.
Man würde sie hier verhungern lassen ...
    Wenn
sie aufgab, war sie gewiss verloren. Sie trat zornig gegen die Wand.
Dann zog sie einen Stiefel aus und hämmerte weiter gegen die
Tür. Dass es draußen leiser geworden war, mochte die
Chance erhöhen, dass jemand sie hörte.
    Sie
hämmerte und hämmerte; irgendwann brach der Absatz ab. Sie
drehte den Stiefel um und hämmerte mit der Schuhspitze weiter,
bis ihr der Arm weh tat. Keuchend hielt sie inne.
    Durch
den Spalt in der Decke drang kaum noch Licht.
    Erbittert
dachte sie an ihr warmes Bett zu Hause. Was hatte sie hier gesucht?
Dario war tot und nichts würde ihn wieder lebendig machen.
Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen und dann folgte ihrem
ersten Schluchzer ein schmerzhafter
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