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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition)
Autoren: Annemarie Nikolaus
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haben.“
Doriano setzte sich ins Stroh und umarmte beide.
    Als
sie den Stall verließen, zerrte der Sturm an ihnen.
Unvermindert tobte das Gewitter; doch im Licht des neuen Tages wirkte
es nicht mehr bedrohlich. Lachend hoben sie ihre Gesichter den
vereinzelten Regentropfen entgegen, sprangen übermütig
durch die spärlichen Pfützen der Nacht.
    Da
schlug erneut der Blitz ein. Aus dem Dachstuhl ihres Hauses schoss
eine Flamme.
    Sie
erstarrten.
    „Komm
löschen, vielleicht sind wir schnell genug.“ Doriano
schrie gegen das Pfeifen des Sturms und griff nach ihrer Hand.
    Silvana
riss sich los. „Nein, zuerst die Pferde! Wir müssen sie
wegbringen, bevor das Feuer auf die Ställe übergreift!“
Sie rannte zurück, ohne auf Doriano zu achten.
    Schon
fegte der Wind Rauchschwaden in Richtung Stall. Die Tiere witterten
das Feuer und wieherten verängstigt.
    Zuerst
holte sie die beiden Hengste. Sie griff ihnen in die Mähne und
sprach beruhigend auf sie ein. Im Hinausgehen öffnete sie die
Türen der anderen Boxen bis auf jene von Larissa und dem Fohlen.
Die Pferde folgten anstandslos.
    Währenddessen
stürmte Doriano zum Brunnen. Er füllte zwei Eimer und
hastete damit auf den Dachboden. An der Wand zum Hof qualmte bereits
eine der Dachstielen. Das Wasser reichte nicht zum Löschen.
    Er
zwängte sich an einer Kommode vorbei und stieß drei
aufeinander gestapelte Stühle um; aus einer Truhe riss er alte
Decken und Kleidungsstücke. Hektisch schlug er auf das Feuer
ein, versuchte, es mit dem Stoff zu ersticken. Er erreichte
stattdessen, dass Funken aufstoben. Flammen züngelten gegen die
nächsten Dachbalken. Der Sturm schürte das Feuer und trieb
es auf Doriano zu.
    Er
raste erneut in den Hof und füllte seine Eimer. Zurück im
Dachstuhl schwenkte er sie mit aller Kraft und goss das Wasser in
hohem Bogen gegen die Sparren, doch der Brand fraß sich weiter.
Entmutigt rannte er die Treppen wieder hinunter, warf auf dem Weg zur
Haustür die Eimer in die Küche. Allein würde er es
nicht schaffen.
    Silvana
war in den Stall zurückgekehrt. „Larissa, wir müssen
dich und dein Fohlen auf die Weide bringen. Schaffst du das?“
Sie legte ihr eine Decke auf und redete weiter auf die Stute ein.
Larissa war noch schwach von der Geburt, folgte aber willig, als
begriffe sie den Ernst der Lage. Behutsam stieß sie den Kleinen
an, der wackelig auf seinen dünnen Beinen stand und wieder
umzufallen drohte. Ganz langsam, damit das Fohlen folgen konnte,
führte Silvana sie aus dem Stall.
    Auf
dem Weg zur Koppel kam ihr Doriano entgegen. „Silvana, warum
hilfst du mir denn nicht? Ich kann den Brand nicht allein löschen!
Wir werden alles verlieren.“ Tränen des Zorns liefen über
sein Gesicht.
    „Nicht,
so lange wir die Pferde besitzen!“ Silvana funkelte ihn an.
„Statt dich dort oben vergeblich abzumühen, hättest
du schauen sollen, wie wir die Ställe sichern.“
    „Willst
du im Stall schlafen?“
    Mit
ohrenbetäubendem Krachen fuhr der nächste Blitz in einen
alten Schuppen, der am Ende der Felder stand. Sie kamen nicht dazu,
sich darum zu kümmern. Im gleichen Augenblick drängte sich
das Fohlen zwischen sie. Beide lächelten unwillkürlich.
Doriano hielt es fest, damit es nicht näher ans Feuer lief.
    Silvana
streichelte die feine Mähne und seufzte: „Ach Pferdchen,
wenn es doch richtig regnen würde.“
    Eine
gewaltige Bö fegte über den Hof, wirbelte Äste,
Schmutz und kokelnde Dachteile durcheinander – und dann
prasselte der Regen in dicken Tropfen auf sie herunter. Unzählige
Blitze überzogen den Himmel, der sich wieder verfinstert hatte.
    „Doriano!
Endlich! Es regnet!“ Silvana streckte die Hände aus und
leckte die Nässe von ihrer Haut.
    Plötzlich
hob das Fohlen den Kopf, stellte sich auf die Hinterbeine und
wieherte hell. In den dunklen Wolken erschien die Kontur eines
Schimmels, der ihnen stolz seinen Kopf entgegenreckte. Dann
verschwand das Bild im Rauch, der aus dem Dachstuhl quoll, und das
Feuer erlosch mit einem erbärmlichen Zischen.
    „Hast
du das gesehen, Doriano?“ Silvana und Doriano verfolgten
fasziniert das Spiel der Wolken über dem Dach.
    „ Feu “,
sagte Silvana in den Sturm hinein. „Es heißt Feu –
Feuer“.

    2

    M oghora
schmiegte sich an Lybios. Mit zwei Fingern strich er ihr durchs Haar
und raunte: „Bekommst du deine Zaubersprüche nicht mehr
zusammen? Es ist nur ein kleines Fohlen.”
    Die
Fürstin des Schattenreichs stieß ihm die Faust in die
Seite und kicherte. „ Tatamm
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