Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Sturm zieht auf

Ein Sturm zieht auf

Titel: Ein Sturm zieht auf
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
1

    »Es kommt mir so vor, als wäre mein Planet auf einmal sehr wichtig, Ehrenwerte Shu Mai.«
    Die Präsidentin der Handelsgilde lächelte dünn. »Kleine Schlüssel können sehr große Türen öffnen, Senator Mousul.«
    Während sie so sprachen, bewegte sich das würdevolle Quartett langsam durch die Galaxis - selbstverständlich nicht durch die wirkliche Galaxis, sondern eine gewaltige dreidimensionale Darstellung davon. Sie erfüllte den gesamten Raum. Sterne leuchteten und umgaben die vier mit einem Schleier weichen, vielfarbigen Strahlens. Wenn einer der Besucher die Hand ausstreckte und ein Planetensystem berührte, erhielt er eine ausführliche Beschreibung dieses Systems und seiner einzelnen Planeten: alles von der herrschenden Spezies und deren Population über Einzelheiten von Flora und Fauna bis hin zu Wirtschaftsstatistiken und Zukunftsaussichten.
    Zu den Besuchern gehörte eine blauhäutige Twi'lek, die eher ruhig und nachdenklich wirkte. Ihr Begleiter war ein sehr wichtiger corellianischer Industrieller, der in der Öffentlichkeit oft erkannt wurde. Die Präsidentin der Handelsgilde war klein und schlank und hatte die grünliche Haut und die typische Frisur einer Gossam: nach hinten gekämmt und dann nach vorne in einen Kringel auslaufend. Der vierte Angehörige der Gruppe, der ein kunstvolles Gewand aus den exotischsten Materialien trug, die es auf seinem Heimatplaneten gab, war der Senator von Ansion. Trotz seines hohen Amtes wirkte er nervös, wie jemand, der befürchtet, beobachtet zu werden. Die Twi'lek und der Corellianer waren eindeutig Herrin und Untergebener, wenn auch ein sehr mächtiger Untergebener.
    Die Präsidentin der Handelsgilde blieb stehen. Erstaunlich, dachte sie, wie Billionen denkender Wesen und ganze Zivilisationen zu kleinen Staubkörnern reduziert werden konnten, die in einem einzigen Raum Platz fanden. Wenn die Wirklichkeit doch nur ebenso leicht zu organisieren und zu lenken wäre wie diese beeindruckende Nachbildung!
    Aber mit einiger Zeit und der Hilfe sorgfältig gepflegter Bündnisse, dachte sie selbstsicher, würde sie genau das bewerkstelligen.
    »Ich bitte um Verzeihung, edle Dame«, murmelte der Corellianer, »aber meine Geschäftspartner und ich verstehen nicht, wieso dieser Planet namens Ansion so wichtig sein soll.«
    Shu Mai klatschte leise in die Hände. »Hervorragend!«
    »Es freut Euch, dass wir nicht wissen, warum diese Welt so bedeutend ist?«, fragte die Twi'lek verwirrt.
    »So ist es.« Ein nachlässiges Lächeln erhellte die Miene der Gossam. »Wenn Ihr es nicht erkennt, wird es unseren Feinden ebenso ergehen. Passt auf, und ich werde es Euch mehr als deutlich machen - ich mache es sichtbar.«
    Sie drehte sich um und griff in das pulsierende Spiel der Planeten und Sonnen nach einem kleinen, aber zentral liegenden Stern.
    In Reaktion darauf erschienen drei laserhelle blaue Linien und verbanden das System mit drei anderen. »Das Malarianische Bündnis. Oberflächlich gesehen nur eines von Hunderten solch eher beiläufig eingegangener Bündnisse.« Ihre schlanken Finger bewegten sich abermals. Gelbe Linien erschienen und verbanden den ersten Stern mit sechs weiteren Systemen. »Der Vertrag mit den Keitumiten zur gegenseitigen militärischen Verteidigung. Er ist nie zur Anwendung gekommen, besteht aber weiterhin.« Ihr Lächeln wurde strahlender. Was sie gerade tat, gefiel ihr sehr. »Und nun seht Euch das an.« Sie manipulierte die Galographiken der Umgebung weiter, wie eine Musikerin, die ein teures Quintolium spielt.
    Als Shu Mai fertig war. betrachteten ihre drei Begleiter schweigend das Ergebnis ihrer Arbeit. Die vier Personen waren von einem Netz aus Linien umgeben: blau, gelb, golden, leuchtend rot - alle Farben des Spektrums. Vielleicht sogar die Farben eines Imperiums.
    Und inmitten dieses Netzes heller, regloser Linien, die für Verträge und Bündnisse, Pakte und planetare Partnerschaften standen, befand sich ein einzelner, plötzlich erheblich weniger unbedeutend wirkender Planet.
    Ansion.
    Mit einer Handbewegung und einem Wort von Shu Mai verschwand das komplizierte Netz wieder. Es wäre nicht gut gewesen, wenn jemand, der nicht zu diesem Quartett gehörte, unangemeldet hereingekommen wäre und gesehen hätte, worüber hier gesprochen wurde. Das hätte unter Umständen zu unbequemen Fragen geführt.
    »Wer vermutet schon, dass ein solch unbedeutender Planet der Dreh- und Angelpunkt so vieler einander überschneidender Verträge sein könnte?«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher