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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön
Autoren: Heinz G. Konsalik
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jetzt Kieselbach.«
    »So schnell wie er ist noch keiner aus der Tür hinaus!« entgegnete Kochlowsky und faltete die Zeitung zusammen. Sophie kam ins Schlafzimmer und hob stumm, in einer hilflosen Gebärde, die Schultern. Was soll man da machen? Wir kennen ihn doch … was er will, das setzt er durch. »Du hast Sophie das Gewehr gegeben?« Von seiner Frau blickte Leo auf Hammerschlag.
    »Ja! Allein, in diesem Haus … weit und breit kein anderes Haus. Und ich konnte doch nicht zu ihr ziehen«, knurrte Willibald Hammerschlag.
    »Warum nicht?«
    »Dieses Drama, das dann entstanden wäre! Du bist doch noch eifersüchtiger als Othello. Ich ziehe zu Sophie – das hätte Mord gegeben!«
    Kochlowsky schwieg, lehnte sich in die Kissen zurück und starrte gegen die Zimmerdecke. »Was wäre geschehen, wenn Reckhardt mich getötet hätte? Ich habe viel darüber nachgedacht. Ich hinterlasse eine Frau und vier kleine Kinder mit nichts. Die Ersparnisse sind hin, ich habe es noch nicht einmal zu einem eigenen Haus gebracht, nur ein herrliches Pferd hatte ich … aber fünf Menschen, die ich so sehr liebe, wären an den Bettelstab gekommen. Das hätte ich hinterlassen, und dafür habe ich nun fast fünfundzwanzig Jahre lang gearbeitet. Ein Drittel Menschenalter! Ist das nicht beschissen?«
    »Ich hätte die Kinder schon durchgebracht«, meinte Sophie und streichelte Leos Hand. »Ich wäre in die fürstliche Küche nach Bückeburg zurückgekehrt. Dort ist immer ein Platz für uns.«
    »Und die Kinder hätten später gesagt: Wir haben einen Vater gehabt, der nur eine große Schnauze hatte …«
    »Wie wahr!« fiel Hammerschlag ein.
    »Und so wird es nicht weitergehen!« Kochlowsky legte die Hände übereinander. »Diese drei Monate waren vielleicht nötig, das Schicksal verteilt manchmal harte Lehren. Es muß vieles anders werden.«
    »Was hast du vor, Leo?« In Sophies Stimme schwang Besorgnis.
    »Ich habe mir meinen Bruder Eugen betrachtet. Er ist der größte Spinner, der herumläuft, er hat einen Stich in der Birne, daß man Gott um Erbarmen für ihn bitten müßte … aber er ist reich geworden, er hat es geschafft – und wenn es auch nur Romane sind, die man liest, so wie man Zuckerbonbons lutscht – er hinterläßt etwas, will sich in Pleß eine Villa bauen und für die Überreste seines fetten Wanstes ein Mausoleum.«
    »Willst du etwa auch schreiben?« fragte Hammerschlag erschrocken.
    »Blödsinn! Ich will mich selbständig machen.«
    »Mit was denn?«
    »Ich werde eine Steingutfabrik gründen. Teller, Tassen, Krüge, Schüsseln, Vasen, Kannen, Geschirr … alles, was sich aus Ton und in Verbindung mit Kaolin herstellen läßt. Vom Nachttopf bis zur künstlerischen Ofenkachel.«
    »Und wo?«
    »Hier in Herzogswalde. In Zusammenarbeit mit der Ziegelei. Ich werde den Baron an meiner Fabrik beteiligen.«
    »Das wird ihm aber eine Ehre sein«, erwiderte Hammerschlag sarkastisch. »Und woher willst du das Startkapital nehmen?«
    »Das leihe ich mir vom Baron.«
    Hammerschlag nickte, seufzte und blickte Sophie verzweifelt an. »Es zeigen sich doch Spätschäden. Will da einfach hingehen und sagen: ›Herr Baron, ich brauche ein Vermögen. Ich will eine Steinzeugfabrik gründen. Und Sie dürfen sogar mein Teilhaber werden.‹«
    »Mit euch kann man darüber nicht reden!« sagte Kochlowsky grob. »Soviel Dämlichkeit auf einmal schlägt mir aufs Herz.« Er stieß Hammerschlag in die Seite. »Verdammt noch mal, habe ich nicht auch recht gehabt mit der Obstbaumplantage? Ist Rinderzucht nicht besser? Ein Industriezeitalter wird kommen. Die Menschen wollen mehr und besser fressen, und sie wollen besser wohnen und angenehmer leben. Das muß man voraussehen können, ihr Hornochsen! Und man muß zur Stelle sein, wenn sich die Welt umstellt, jeder auf dem Platz, von dem er was versteht.«
    Es dauerte noch drei Wochen, bis Leo Kochlowsky es erreicht hatte, den ob seiner Flucht aus Dresden beleidigten Baron zu sprechen. Schon, daß der Baron ihn dann im Herrenhaus zwei Stunden warten ließ, bis er ihn empfing, war ein Zeichen, wie wütend von Finck war.
    »Aha!« sagte er denn auch, als Kochlowsky in die Bibliothek trat. »Unser Mauerkletterer …«
    »Ich bin nicht über die Mauer geklettert … ich bin durch die Gartentür gegangen.«
    »Die war verschlossen.«
    »Mit etwas Geschick und einem krummen Nagel kann man sie öffnen und schließen.«
    »Wie ein Einbrecher!«
    »Sie sehen in die verkehrte Richtung, Herr Baron: Ich war ein
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