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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Transport nach Dresden war nicht unproblematisch. Man schwankte zwischen einer gutgefederten Kutsche und der Eisenbahn. Der schnellste Weg war die Bahn, um dann vom Hauptbahnhof Dresden aus mit einer Droschke über Blasewitz und die Elbbrücke zum Weißen Hirsch zu fahren. Die Privatklinik Dr. Kirchhoff lag in der Nähe des Wolfs-Hügels, an einer gut ausgebauten Straße … mit der Bahn schien es also der beste Weg zu sein.
    Natürlich war Hammerschlag zur Stelle und fuhr mit. Man hatte ein ganzes Abteil gemietet und die Gardinen vor die Fenster gezogen. Der Schaffner begrüßte Kochlowsky ehrerbietig – wer ein ganzes Abteil mietet, muß schon wer sein – und ließ sie dann ungestört, in einem Tragekörbchen schlief die kleine Sophie – es wurde von Hammerschlag getragen, als sei er der Vater.
    Als der Zug den nächsten Ort – Freital – passiert hatte, sagte Kochlowsky plötzlich: »Ihr bringt mich weg wie ein gefährliches Tier, das in den Zoo muß …«
    »Wir können dich auch zurück nach Herzogswalde bringen und dich dort in eine Ecke setzen, bis du zusammengeschrumpft bist«, erwiderte Hammerschlag grob. »Was ist dir lieber?«
    »Kann man mir überhaupt noch helfen?«
    »Wenn dem nicht so wäre, sparten wir 'ne Menge Geld.«
    »Der Baron … du …«
    »Ich habe nichts.«
    »Dein Gehalt läuft weiter. Außerdem bist du versichert. Der Baron hat alle Mitarbeiter versichern lassen.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Jetzt weißt du's! Es soll auch nicht hinausposaunt werden.« Hammerschlag log ohne Stottern und Zögern; so, wie er es sagte, mußte man es glauben. »Lehn dich zurück, Leo, und schlaf ein wenig …«
    Kochlowsky nickte, tastete nach Sophies Hand, umklammerte sie mit seinen zitternden Fingern, drückte den Kopf in das Polster und schloß die Augen. »Wie schön, daß du bei mir bist«, sagte er glücklich. »Ich habe noch einmal mit dem Arzt gesprochen, Schatzel. In ein paar Wochen ist alles gut. Vor allem, wenn du bei mir bist und dieser widerliche Kerl von Hammerschlag wieder verduftet ist!«
    »Ihm geht es wirklich schon besser.« Hammerschlag rieb sich die Hände. »Wenn er erst einmal den Chefarzt aus dem Zimmer wirft, können wir ihn heimholen!«
    Am Abend fuhren sie die Auffahrt zur Privatklinik auf dem Weißen Hirsch hinauf. Eine junge, hübsche Schwester, puppenhaft aussehend mit ihrem Spitzenhäubchen, empfing sie und wußte sofort Bescheid. Kurz darauf erschien ein Pfleger und brachte Kochlowsky, Sophie und Hammerschlag auf Zimmer 14, einen hellen Raum mit einem großen Fenster zum Park. Es war tatsächlich wie ein Salon eingerichtet, nur das Bett an der Wand paßte nicht dazu. Und etwas fiel Hammerschlag auf, aber er sagte nichts: Die Zimmertür hatte keine Klinke, und das Fenster keinen Griff. Eine luxuriöse Einschließung!
    »Das ist es also«, sagte Kochlowsky und setzte sich in einen der breiten Sessel. »So feudal habe ich noch nie gewohnt. Ist das nicht merkwürdig? Man muß erst ein Krüppel sein, um so verwöhnt zu werden.«
    Es war schwer für Sophie, in diesem Augenblick nicht in Tränen auszubrechen. Sie packte Leos Koffer aus und war dankbar, daß Hammerschlag ihn unterhielt.
    »Benimm dich anständig«, sagte er. »Wenn der Chefarzt kommt … er ist klein und dick, aber das ist kein Grund, ihn geringschätzig zu behandeln.«
    »Rindvieh!«
    »Wenn jemand, dann kann nur er dich wieder gesund machen.«
    »Auch das Zittern in den Händen?« fragte Kochlowsky leise.
    »Auch das. Werd bloß nicht ungeduldig. So etwas braucht seine Zeit. Und du hast Zeit.«
    »Wer übernimmt die Ziegelei?«
    »Bis du wiederkommst, dein Erster Buchhalter Kieselbach.«
    »Das Schafsgesicht? O Gott! Schick mir jede Woche einen ausführlichen Bericht, hörst du? Einen ehrlichen Bericht … oder du kannst auswandern, wenn ich zurückkomme.«
    »Ich werde dir alles schreiben, Leo.«
    Da begann die kleine Sophie in ihrem Körbchen zu krähen. Kochlowsky ging zu ihr, nahm sie aus dem Korb und trug sie im Zimmer herum, an sich gedrückt und leise auf sie einredend. So traf ihn Dr. Kirchhoff an, als er den neuen Patienten begrüßen wollte. Er war tatsächlich klein und kugelrund, und es war schwer, sich unter ihm eine Kapazität vorzustellen. Aber war nicht auch Napoleon klein gewesen?
    »Kirchhoff«, stellte sich der Chef der Klinik vor und machte dabei eine leichte, aber zackige Verbeugung. Er küßte Sophie die Hand, nickte Hammerschlag zu und sah dann wieder Kochlowsky an. »Findet das Zimmer
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