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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön
Autoren: Heinz G. Konsalik
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peinlich, daß mein Mann Ihre Lampe kaputt gemacht hat«, sagte Sophie voll Scham. »Selbstverständlich ersetzen wir sie ihnen.«
    »Aber das macht doch nichts, Frau Kommerzienrat.« Dr. Kirchhoff lächelte mild. Solche kleinen Zwischenfälle tauchten später auf der Rechnung auf, diskret als Sondermedikament berechnet. »Das ist unser täglich Brot. Soweit ich bis jetzt beurteilen kann, dürfen Sie große Hoffnung haben, Ihren Gatten gesund wiederzusehen. Meine Empfehlung, Frau Kommerzienrat …«
    »Wann sagen wir es ihm?« fragte Sophie, als sie mit einer Droschke zum Hotel fuhren.
    »Wem und was?« Hammerschlag sah sie fragend an.
    »Dem Chefarzt … daß ich keine Kommerzienrätin bin …«
    »Nie!«
    »Aber das geht doch nicht.«
    »Diese kleine Lüge wird Leo ungemein helfen. Und wenn ihn erst der Graf Hardenfeld besucht …«
    »Wer ist denn das?«
    »Peter Helms, der Stallmeister des Barons. Ich sage Ihnen … der kann einen Grafen besser spielen als ein echter …«
    »Willibald, Sie sind ein unmöglicher Mensch!«
    »Ja, und der Graf von Hemmingen wird Leo ebenfalls besuchen …«
    »Ihr Buchhalter, was?«
    »Nein. Der Zweite Bereiter des Barons! Dr. Kirchhoff wird sich alle Mühe geben, den einflußreichen Kommerzienrat Kochlowsky als geheilt zu entlassen.«
    »Glauben Sie, daß das möglich ist?«
    »Wenn wir diesen Glauben nicht hätten, Sophie, sollten wir Leo sofort wieder mitnehmen nach Herzogswalde. Wir müssen uns nur immer eines sagen: Geduld – Geduld – Geduld …«
    Sie nickte, legte müde den Kopf an seine Schulter und schlief nach ein paar tiefen Atemzügen ein. Hammerschlag saß hoch aufgerichtet und steif in den Polstern … links im Körbchen die schlafende kleine Sophie, rechts die schlafende große Sophie.
    Er kam sich ausgesprochen glücklich vor.
    Drei Monate blieb Leo Kochlowsky in der Privatklinik Dr. Kirchhoff auf dem Weißen Hirsch bei Dresden.
    In Herzogswalde ging das Leben seinen Gang. Sophie war wieder bei den Kindern, die Ziegelei wurde von dem Buchhalter Kieselbach weitergeführt, jede Woche schrieb Hammerschlag einen Bericht an Kochlowsky, der sofort antwortete und Anweisungen erteilte, und zweimal durften Wanda und Jenny mit nach Dresden fahren und ihren Vater besuchen.
    Kochlowsky sah gut aus, erholt und kräftig, sein Bart war wie immer peinlich gestutzt, das schwarze Haupthaar angelegt und messerscharf gescheitelt. Er trug seine Anzüge aus englischem Tuch, dazu blitzblanke Stiefeletten – ganz der Typ des Kommerzienrats. Nach einer Woche hatte er es aufgegeben, Dr. Kirchhoff und dem ganzen Personal auszureden, er sei kein Kommerzienrat; man lächelte nur und nannte ihn weiter so. Mit den hübschen, adretten Schwestern hatte er einen besonders guten Kontakt, einen so guten, daß zwei von ihnen darum baten, ihn nicht mehr betreuen zu dürfen.
    »Der Herr Kommerzienrat versucht immer, uns irgendwo anzufassen«, erklärten sie verschämt, und Dr. Kirchhoff vereidigte sie, nur ja nichts davon zu erzählen. Er teilte Kochlowsky eine ältere, griesgrämige Schwester zu, die prompt tief beleidigt beim Chef erschien und sich beschwerte, er nenne sie nur ›Nachteule‹ und noch schlimmer.
    Nach vier Wochen fuhr Leo Kochlowsky in Begleitung eines jungen Arztes nach Berlin in die berühmte Charité. Dort hatte man als ›bestes Krankenhaus Deutschlands‹ einen der neuen Röntgenapparate bekommen, und damit stellte man nun fest, daß sich im Gehirn ein kleiner Bluterguß verhärtet und eingekapselt hatte, durch die neuen Strahlen wie ein haselnußgroßer Flecken sichtbar gemacht.
    Dr. Kirchhoff beriet sich mit seinen Ärzten. Man kam zu der Auffassung, daß eine Schädeloperation unnötig sei. Das Risiko einer Operation war größer als der Verbleib dieses kleinen Hämatoms.
    Mit den übrigen Patienten hatte Kochlowsky keinen Kontakt. Er ging allein in dem großen Park spazieren und vermied es, anderen zu begegnen, nachdem ihm eines Nachmittags eine vornehme Dame begegnet war und starr vor ihm stehengeblieben war. Sie hatte ihn von oben bis unten gemustert und dann gefragt: »Sind Sie nicht Karl der Große?«
    »Nein –«, hatte Kochlowsky erwidert. »Ich bin Pipin der Kleine …«
    »Sie Ferkel!« hatte die Dame aufgeschrien und war ohnmächtig in die Blumenrabatte gefallen.
    Seitdem suchte Kochlowsky immer Parkecken aus, wo ihm keiner begegnete. Hier ging er auch mit Wanda und Jenny spazieren, als sie ihn besuchten, während Sophie mit der Oberschwester sprach.
    »Sind das
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