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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Beifall des Herrn Kommerzienrats?«
    »Der Herr Kommerzienrat ist sehr davon angetan«, fiel Hammerschlag schnell ein. »Ein schönes Zimmer.«
    »Was ist denn hier los?« Kochlowsky legte die kleine Sophie ins Körbchen zurück und holte tief Luft. »Bin ich hier in einem Theaterverein gelandet?!«
    Dr. Kirchhoff lächelte mild und blinzelte Hammerschlag zu. Es gab im Haus kritischere Patienten. »Welche Zeitung bevorzugen der Herr Kommerzienrat?« fragte er. »Sie wird Ihnen jeden Morgen gebracht.«
    »Ich bin kein Kommerzienrat!«
    »Natürlich nicht! Welche Zeitung?«
    »Die Oberschlesischen Schweinezüchter-Nachrichten!« schrie Kochlowsky.
    Es war das erstemal seit über zwanzig Tagen, daß er schrie. Sophie faltete glücklich die Hände, und Hammerschlags Gesicht glänzte wie nach zwei Flaschen Rotwein. Dr. Kirchhoff schien der Ausbruch natürlich, er überhörte ihn sanft.
    »Also den Sächsischen Staatsanzeiger«, erwiderte er freundlich. »In einer halben Stunde sehen wir uns wieder bei der Untersuchung. Frau Kommerzienrat, meine Empfehlung.«
    Wieder die knappe, zackige Verbeugung, und Dr. Kirchhoff verließ das Zimmer, nachdem er die Tür ohne Klinke mit einem Spezialschlüssel geöffnet hatte. Kochlowsky schnaufte unheilvoll durch die Nase.
    »Das war ja ein Verrückter!« sagte er.
    »Das war der Chef der Klinik, Leo.« Hammerschlag sehnte sich jetzt nach einem Schnaps. Die Taschenflasche war längst leer.
    »Hier soll ich gesund werden? Sophie, pack wieder ein! Wir fahren zurück nach Herzogswalde! Bitte beeilen Sie sich, Frau Kommerzienrat …«
    »Leo …« Sie hob beide Hände, aber Kochlowsky schüttelte wild den Kopf. »Du bist hier der Kommerzienrat Leo Kochlowsky …«
    »Was bin ich?«
    »Denkst du, die hätten ein Zimmer reserviert, wenn du der Ziegeltonstecher Kochlowsky wärst? Hier haben sie lange Wartelisten. Nur weil der Baron selbst angerufen hat – die Klinik hat sogar das neumodische Telefon – und dich als seinen Freund Kommerzienrat Kochlowsky vorgestellt hat, haben sie ein Zimmer gehabt …«
    »Ach, so ist das …«
    »Ja.«
    »Dann können sie mich sofort alle am Arsch lecken! Wenn bei denen der Mensch erst beim Kommerzienrat beginnt … Oh! Die Untersuchung nachher! Der kleinen Kugel werd' ich's zeigen!«
    Er stieß noch eine Reihe Drohungen aus, bis eine der schönen Schwestern erschien und ihn zur Vorbereitung der Untersuchung abholte.
    »Leo …«, sagte Sophie eindringlich und mit Tränen in den Augen. »Leo, denk an uns, an deine Familie, verdirb nicht wieder alles …«
    Kochlowsky nickte, guckte der netten Schwester auf den Busen und folgte ihr wortlos.
    Die Tür fiel hinter ihm zu. Hammerschlag atmete tief auf. »Keine Sorge!« sagte er zu Sophie, die unruhig im Zimmer hin und her lief. »Und wenn er noch so grob ist, hier verzeiht man ihm alles.«
    »Ich weiß nicht, ob diese Klinik das Richtige für Leo ist.« Sie ging zum Fenster und blickte in den nachtdunklen Park. »Er ist doch kein Irrer!«
    »Die Klinik behandelt nicht nur Irre, sondern ist auch ein neurologisches Spezialkrankenhaus. Hier werden sogar Hirnoperationen gemacht. Warten wir erst mal ab, was Dr. Kirchhoff feststellt. Zurückholen können wir Leo jederzeit …«
    Sie nickte, setzte sich neben die kleine Sophie an das Körbchen und war so zart und zerbrechlich, daß Hammerschlag wieder dachte: Wie hält sie das alles bloß aus? Woher nimmt sie die Kraft? Welch ein Wunder ist dieser Mensch!
    Sie blieben in der Klinik, bis man Kochlowsky von der Untersuchung zurückbrachte. Sophie sprang auf, und auch Hammerschlag eilte auf Kochlowsky zu.
    »Wie war es, Leo?« rief sie. Hätte sie jetzt die Schwester angeblickt, hätte sie auch bereits die Antwort gewußt. Hammerschlag tat es und schluckte krampfhaft. »Mein Liebling, was sagt der Chefarzt?«
    »Wenig!« Kochlowsky ging zu seinem Sessel und warf sich hinein. »Als er mich fragte, ob Bismarck ein Staatsmann oder ein Hering sei, habe ich seine Tischlampe an die Wand geworfen. Von da ab fragte er weniger blöd. Und als ich ihm sagte, daß du für Bismarck die beste Linsensuppe der Welt gekocht hast auf Schloß Pleß, gratulierte er mir und sagte wörtlich: ›Sie haben wirklich die beste Frau der Welt!‹ Das hat mich mit ihm versöhnt … Du bist die beste Frau auf dieser Welt …«
    Beim Verlassen der Klinik – Hammerschlag hatte in einem kleinen, aber feinen Hotel zwei Zimmer gemietet – begegneten sie noch einmal Dr. Kirchhoff.
    »Es ist mir
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