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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön
Autoren: Heinz G. Konsalik
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legen, es wäre sonst keine Überraschung mehr gewesen.
    Das Abendessen verlief wie immer … Rund um den Tisch saßen Wanda, Jenny, der kleine Leo in seinem hohen Stühlchen, und daneben in einem Körbchen lag Sophie. Kochlowsky präsidierte, der vollendete Typ des Patriarchen, und das kleine, zarte Frauchen lief von der Küche ins Zimmer, hin und her, trug auf, bediente, aß schnell selbst etwas und räumte wieder ab. Aber dann, nach dem Schokoladenpudding, stand Leo plötzlich auf, verschwand im Garten, klapperte in der Küche, die Sophie nicht mehr betreten durfte, und kam dann zurück, in jeder Hand ein gefülltes Champagnerglas. Er blieb an der Tür stehen und hob sie beide hoch in die Luft.
    »Was siehst du hier, Schatzerl?« rief er. »Wanda, halt den Mund. Mama soll antworten …«
    »Als erstes einen Verschwender! Champagner … und wir ersticken in Schulden!« Sie schüttelte den Kopf. »Du bist unmöglich, Leo.«
    »Und was noch?« Kochlowsky schwenkte die Gläser. »Was siehst du noch?«
    »Einen Mann mit rätselhafter Fröhlichkeit.«
    »Weiter …«
    »Meinen geliebten Ehemann … Das willst du doch hören, nicht wahr?«
    »Weiter …« Leo in seinem Stühlchen begann zu weinen.
    »Einen Vater, der jetzt sogar seine Kinder erschreckt.«
    »Weiter …«
    »Alles, was mir noch einfällt, ist nichts für Kinderohren.«
    »Was für eine Rabenfrau!« Kochlowsky stieß einen Juchzer aus, der selbst Wanda aufzucken ließ. Nun weinte auch Sophie im Körbchen. Jenny blieb wie immer still und beobachtete alles mit großen braunen Augen.
    »Du siehst hier den Fabrikanten Leo Kochlowsky von den Feinsteingutwerken Finck & Kochlowsky. Vom Speisegeschirr bis zum kunstvollen Pinkelpott … jedes Bedürfnis wird gestillt!«
    »Leo!« Sophie band die Küchenschürze ab. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. »Du hast es wirklich geschafft? Du hast …«
    »Ihr wißt alle immer noch nicht, was ein Kochlowsky ist. Schatzerl, dein Glas … und ein Hoch auf unsere Zukunft!«
    Sie stießen an, Leo gab seiner Frau einen Kuß, und Wanda sagte ganz ruhig vom Tisch her: »Bekomme ich kein Glas? Ich bin doch schon groß genug …«
    In der Nacht saßen sie dann allein im Zimmer, tranken die zweite Flasche Sekt und hatten die Lampe bis auf einen schwachen Schein heruntergedreht.
    »Es hätte anders kommen können«, sagte Kochlowsky stockend. »Wenn mich Reckhardt getötet hätte …«
    »Denk nicht mehr daran, Leo.«
    »Was wäre von mir geblieben? Die Erinnerung an ein Ekel, an einen Menschen, mit dem man nicht zusammenleben kann, an ein Scheusal von Mann … Und du erträgst das alles.«
    »Weil ich dich liebe …«
    »Das wird ein ewiges Rätsel bleiben.«
    »Und weil ich mir immer sagen würde: Es war oft schlimm mit ihm – und dennoch war das Leben schön …«
    »Es ist schön, Sophie, und es wird schön werden …« Er legte den Arm um ihre schmale Schulter und zog ihren Kopf an sich. »Verzeih mir alles, was ich dir angetan habe. Ich will ein neuer Mensch werden.«
    »Das gelingt dir ja doch nicht.«
    »Ich schwöre es!«
    »Gott, verzeih ihm«, sagte sie und lächelte dabei. »Hör diesen Schwur nicht. Was soll ich mit einem anderen Leo Kochlowsky, an den ich mich erst wieder gewöhnen muß. Laß ihn so, wie er ist …«
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