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Bartstoppelkuesse

Bartstoppelkuesse

Titel: Bartstoppelkuesse
Autoren: Rena Larf
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Scarlett
     
    Wenn man so wie ich alleine lebte, hatte man keinen, dem man die Schuld geben konnte.
    Für alle hausgemachten Katastrophen des täglichen Lebens war Frau selbst verantwortlich.
    Angefangen bei einer Socke, die in der Waschmaschine komplett verschwand (wohin nur?), bis hin zur Frage: „Bei dir oder bei mir?“
    Ich versuchte mich gerade rauszuputzen für ein unkompliziertes Date, was bei mir sehr schwierig war, weil ich diese Irre, die mich jeden Morgen verwundert im Spiegel anschaute, kaum wieder erkannte.
    Mit Rausputzen meinte ich, mich in einen natürlichen Zustand zu versetzen, der dem Spiegel irgendwie standhielt.
    Da sagte der Typ doch einfach ab und ich stürzte bei dem gemeinsam geführten Telefonat über die Schnur des Föns und knallte mit dem Kopf an die Badewanne.
    Ich stemmte meinen Hochleistungstorso hoch und wuchtete mich vor den Spiegel. Das Hühnerei oberhalb der linken Schläfe grinste mich hämisch an und war ein Mahnmal für mein derzeitiges gefühlsmäßiges Chaos. George Clooney würde mich jetzt auch nicht mehr wollen.
    Torschlusspanik?
    Nicht wirklich, oder?
     
    Momentan war Onania mein zweiter Vorname und ich überlegte ernsthaft, ob ich ihn in meinen Pass eintragen lassen sollte: Scarlett Onania Meier. Klang doch richtig schön bematscht!
    Nicht nur, dass meine Mutter mit dem „Vom Win de verweht - Virus“ infiziert war und ich dadurch mit meinem Vornamen schon siebenunddreißig Jahre meines Lebens gestraft wurde. Nein, nicht mal zu einem „y“ hatte es bei Meier gereicht.
     
    Aus lauter Frust hatte ich letzte Woche unseren Praktikanten aus der Werbeagentur mit nach Hause genommen.
    Ich bevorzugte Männer mit geistigem Tiefgang! Männer, die der deutschen Rechtschreibung fähig waren und argumentieren konnten, auch wenn ich sie mit meinem lieblichen Charme überschüttete. Er verstand meine Aktion überhaupt nicht, als ich ihm schwungvoll einen Duden auf den Schreibtisch pfefferte. Nachdem er mich mit dem Blick eines Gehirnlosen gepfählt hatte, gönnte ich mir für einen Augenblick den Luxus eines Schuldgefühls.
    Das hatte das Mannsbild natürlich sofort gemerkt und fragte mich, ob ich was gegen ihn hätte, nur weil er blond sei.
    „Ich habe absolut nichts gegen blonde Männer, wenn ich ehrlich bin, sie sind sogar ‚my Favorites’! Ich bin auch Frau genug, um die Charakterstärke eines Mannes zu erkennen und sie nicht an der Haarfarbe festzumachen.“
    Kaum hatte ich das ausgesprochen, warf ich ihn aufs Bett und fiel über ihn her. Von Charakter spürte ich wenig, war auch zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um in dieser komatösen Bettsituation mir weitere Gedanken über meinen Untermir zu machen. Er nutzte die Konstellation jedenfalls schamlos aus. So was taten nur Blonde, die im Bett fremder Leute keine schwarzen Haare hinterlassen konnten!
    Am nächsten Tag kroch derselbe Praktikant in der Agentur bei meiner Artdirektorin über den Schreibtisch. Ich wusste, dass konnte nur an meiner Wohnung liegen.
    Doch wohl nicht an mir, oder?
    Ich war doch ein ganz passabler Prototyp einer modernen Eva.
    Was erwarteten denn die Männer von einer Frau?
    Männer erwarteten, dass du sie zum Lachen bringst, sexuell aufgeschlossen bist, nie einschnappst, Intelligenz beim Bügeln repräsentierst, dabei hübsch faltenfrei bleibst, süß auf Abruf sein kannst und natürlich auch noch gut aussiehst - also irgendwie unsterblich bist.
    Da mein Name aber weder Xena Highlander war und ich auch nicht immer gut drauf sein konnte, hatte ich schon verschissen am Grabbeltisch der positiven Eigenschaften.
     
    Der neue Personalabteilungsleiter mit seinem italienischen Businesslook kam mir ganz recht. So ein Deluxe-Schnäppchen - einmal ohne alles zum Mitnehmen, bitte!
    Er war Ende Dreißig und hatte ein entzückendes Lausbubengrinsen. Er wollte mich abschleppen, aber ich war schneller und lud ihn zu mir in meine Höhle für betreutes Wohnen ein. Ich wollte unbedingt den ultimativen Wohnungstest durchführen. Er kam im taubengrauen Anzug und brachte eine Quiche to Go mit, die vor Fett nur so triefte. Die Frage nach einem neuen Wohnzimmerteppich hatte sich somit von selbst geklärt. Mir kamen Fischerstiefel in den Sinn, die bis zur Hüfte hoch reichten.
    Auf einmal roch der ganze gut aussehende Mann irgendwie ranzig nach Frittierfett und mir wurde klar, dass ich mal wieder ohne Airbag in den größten Schlamassel rein geraten war.
    Ich legte schnell meinen Frauenstreiktag ein und beschmiss ihn
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