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Bartstoppelkuesse

Bartstoppelkuesse

Titel: Bartstoppelkuesse
Autoren: Rena Larf
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kennst nichts von mir. Nichts von dem, was mich heute ausmacht. Ich trage zum Beispiel nur italienische Schuhe und das wird sich in diesem Leben auch nicht mehr ändern. Versuch’ es also gar nicht erst! Ich mag meine Freiheit, lasse mich doch hin und wieder gerne an die Leine nehmen. Bin ehrgeiziger Sportler, gelegentlich Macho, Misanthrop oder eitler Pfau. Ich trinke zu viel und esse zu wenig. Schlafe bei offenem Fenster, gelegentlich auch mit offenen Augen. Bin tiefgründig, manchmal abgründig, gelegentlich melancholisch, meistens jedoch ein zynisches Arschloch. Und, verdammt noch mal – ich liebe dich und will mit dir leben!“
    Und ich mit dir... schrie alles in mir!
    In seiner Küche roch es mediterran nach Basilikum und frischen Tomaten.
    „Komm, setz dich. Ich habe Spaghetti Napoli gekocht. Die mochtest du früher doch immer so gerne.”
    Ich scharrte mit dem Stöckelschuh auf dem Küchenboden herum. Mein Blick fiel auf den Flur. Dort stand das Bild eines kleinen, blonden Mädchens.
    Seine tote Tochter. Die nächsten fünfzig Jahre würden nicht leicht werden!
     
    „Okay...“, antwortete ich und ließ mich auf den Stuhl gleiten. Wir aßen schweigsam.
    Es schien nichts auf der Welt zu geben, über das wir gerne miteinander gesprochen hätten. Wir aßen und tranken ein wenig Wein. Ab und zu lächelten wir verkrampft oder berührten uns verlegen an den Händen.
    „Schmeckt köstlich.“ Ich durchbrach als erste die unangenehme Stille. Meine Zunge klebte am Gaumen. Aber mir war klar, dass der Aufräumdienst für die Vergangenheit jetzt begonnen hatte. Alles wird gut! sagte ich mir immer wieder.
     
    Wir waren beide in einem Raum, in dem wir uns miteinander wohl fühlten.
    Der Anfang war gemacht.
     
    Es war Zeit, die Aggressionen wegen seiner Notlüge von damals zu vergessen.
    So ein Mist! Ich hatte gerade keine. Wo kriegte ich jetzt so schnell Aggressionen her?
    Ich war satt und zufrieden und tunkte zum Abschluss selbstzufrieden ein Stück Weißbrot in die Soße. Stefan lächelte breit aus den Mundwinkeln und stieß mir unter dem Tisch leicht gegen das Schienbein.
    Ich musste ans Meer denken. Das hatte ich in meinem Leben immer getan, wenn ich irgendwie an einem Punkt angelangt war, wo ich nicht genau weiter wusste. Ich roch das Salz auf der Haut, den Atem, die Sonne, das Kommen und Gehen der Wellen. Alles andere wurde dort so unwichtig und radikal bedeutungslos. Ich musste mir endlich wieder bewusst werden, dass ich am Leben war und wofür. Für wen?
     
    „Stefan, hast du Lust mit mir ans Meer zu fahren?“
    „Italien?“, fragte er zurück und zog seine Nase kraus.
    „Für immer?“
    „Für immer!“
    „Aber nur im Cabrio!“
     
    Drive with the top down – auch wenn mir im Januar die Ohren vom Kopf fallen würden.
     

 
    Kajsa Arnold
    5 Farben Blau
    ISBN 978-3-943697-73-5
     
     
     
     
     
     
     
     
    Ab August 2013 erhältlich!
     
     
    Infos unter:
    www.oldigor.de
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