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Bartstoppelkuesse

Bartstoppelkuesse

Titel: Bartstoppelkuesse
Autoren: Rena Larf
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die Schnauze, als er mich dumm anmachte, der Zweite bekam einen kompetenten Tritt zwischen die Beine. Danach ...wurde es um mich herum schwarz und ich konnte nur noch an eines denken: Prost Neujahr!

Das Leben hat Vorfahrt
     
    Als ich aufwachte, lag ich in meinem Bett. Stefan saß im Sessel am Fenster. Er machte sich ein Bild von mir. Mir ging’s echt mies. Meine Lippe war aufgeplatzt.
    „Es geht schon, danke“, murmelte ich, ohne dass er gefragt hatte, wie ich drauf war. Dann stand er auf und ging ins Badezimmer, um Verbandszeug zu holen.
    „Weißt du eigentlich, dass ein tropfender Wasserhahn in zehn Minuten eine Tasse vollmacht?“
    Stefan kam mit dem Verbandskasten aus dem Bad und diese Frage kam mir so absurd vor, angesichts der Tatsache, dass ich gerade versuchte, mein Schmerzempfinden unter Kontrolle zu kriegen. Er war halt ein Mann . Länger darüber nachzudenken, würde den Heilungsprozess nur unnötig in die Länge ziehen.
    „Danke“, sagte ich. „Ich werde es die Tage richten!“
    Während Stefan mich fachmännisch verarztete, kniff ich die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander. Ich erzählte ihm dann lispelnd, dass ich angegriffen wurde von den Kahlgeschorenen aus meinem Hinterhof und er erzählte mir, dass er mich gerettet hatte.
    Er agierte in meiner Küche, al s würde er dort hingehören und schenkte mir einen Tee ein.
    „Ich könnte dir die Zukunft aus dem Bodensatz vom Darjeeling lesen“, murmelte Stefan.
    Ich fühlte mich wie im falschen Film. Wie eine Dahinscheidende zwischen den Welten. Wer weiß, vielleicht hatten mich die Kahlgeschorenen schon totgeschlagen und Stefan war mein persönlicher Engel, der mir beibringen sollte, dass ich nicht durchs Ozonloch passte und hier bleiben musste, um mir meine Flügel zu verdienen.
    Ein irrer Gedanke, weil ich stets davon ausging, dass meine schwere Schuldenlast bei den Töchtern des Satans viel schlimmer und gewichtiger war. Gott und ich waren ja nun nicht gerade die besten Freunde!
    Ich fing irre an zu lac hen, sofern das mit einer aufgeplatzten Lippe möglich war.
    „Du kommst mir vor, als wenn du dich auf einer Schussfahrt befindest“, sagte Stefan ruhig, ohne meinem Lachen weitere Beachtung zu schenken.
    „Gut..., wenn du meinst. Dann zur Schussfahrt“, flüsterte ich. „Im Allgemeinen liebe ich das Risiko, also würde ich sagen, Versuch macht klug. Mit dem Mountainbike in den Harburger Bergen klappt es gelegentlich. Wenn die Schussfahrt allerdings als Synonym für Umkehr im Leben steht, wenn man sich auf einer Welle befindet, die einen in einen Strudel reißt, dann kann man auch hier nicht mit Bestimmtheit beantworten ob es gilt: wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“
    Stefan sah mich nach denklich an. „Das Leben hat Vorfahrt“, sprach er leise. „Vom Zufall des Erlebten hängt es ab, was man ist. Ich denke, das Gelebte im anderen wahrnehmen, ist das, was aus einem Zufall Tiefgang macht.“
    Das war mir zu viel. Etwas an diesem Gedanken bereitete mir Unbehagen, ausgesprochen von einem Mann, der mir mal sehr viel mehr als nur etwas bedeutet hatte. Aber ist nicht gerade das die Kunst, die wir Homo Sapiens so wunderbar beherrschten? Menschen zu verachten, die wir liebten?
    War doch so klasse easy! Ich bat Stefan zu gehen.

Neue Kekse braucht das Land
     
    Am Montagmorgen machte ich mich mit ekeligem Wundschmerz durch unterirdisches Winterwetter auf den Weg zur Arbeit. Ich hatte mir mit Hilfe von Schmerzmitteln eine leichte Linderung für die Qualen an meiner Lippe verschaffen können. Die Nacht war kalt und sternenklar gewesen. Ich hatte mich im Bett hin- und her gewälzt und wusste nicht, wie ich meinen Schädel auf dem Kissen platzieren sollte.
    Aber irgendwie hatte ich dann doch zwei Stunden schlafen können. Zur Arbeit fuhr ich mit dem Bus, nachdem ich festgestellt hatte, dass meinen VW-Käfer ein ellenlanger Kratzer im Lack zierte und mich ein Zittern am ganzen Körper überkam. Das war eine der größten Krisen in meinem Leben, weil ich dieses Auto über alles liebte. Na klasse, die Typen hatten echt saubere Arbeit geleistet, die nach Rache schrie. Aber für die Kahlgeschorenen würde ich mir noch ganz was Fieses ausdenken. Bei Gelegenheit.
    Heute musste ich meine Messlatte im Job erst einmal besonders hochlegen, weil ich nebenher nicht nur einen Jingle sondern auch Text für eine neue Kekssorte schreiben sollte. Hätte mit Tampons ja auch weitaus schlimmer kommen können! Mir fiel ein alter Witz von Jana ein: Was
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