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Bartstoppelkuesse

Bartstoppelkuesse

Titel: Bartstoppelkuesse
Autoren: Rena Larf
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auf den Küchentisch gleiten.
    Ich schlurfte wortlos hinter ihm her und verbrannte mir beim Ausmachen der Zigarette den Zeigefinger im Ascher. Kein Wort hatten wir bis dato gesprochen.
    „Dann koch’ ich mal ’nen Kaffee“, brummelte ich.
    Stefan nickte und setzte sich breitbeinig auf meinen Küchenstuhl. Was sollte das werden? Letzte Nacht warf er mir noch vor, ich wäre meiner Libido erlegen und nun dieser Auftritt?
    „Du siehst rattenscharf aus“, sagte ich räuspernd. Er fing schallend an zu lachen und antwortete: „Du bist immer noch sehr begabt bei der Vergabe von Attributen, Scarlett. Dein Stil hat sich in fünfzehn Jahren nicht wesentlich verändert!“
    ER hatte sich auch nicht verändert. Noch immer war dieser Mann in der Lage, seinen unverdeckten Hohn in Sarkasmus zu verpacken, so wie er es damals in der Studentenzeitung getan hatte. Die wilde Komik seines Gesichtes und die rollenden schönen Augen, die Frau nie wieder vergaß, wenn man einmal hinein geschaut hatte, entlockten mir ein Schmunzeln.
    Ob er sich wohl immer noch die Hoden rasierte?
    „Warum sollte man etwas traditionell Bewährtes ändern?“, erwiderte ich selbstgefällig und bedachte seine süffisant-intelligente Entlarvung meiner eingerosteten Anmachsprüche mit einem leichten Brummen. Ich legte meinen Kopf leicht seitwärts, nachdem ich die Kaffeemaschine angeschmissen hatte, und stellte fest, dass er auch heute noch durchaus meinem Beuteschema entsprach.
    Stefan schob mit einer Schuhspitze meinen Küchenstuhl ein Stück nach hinten, was einer wortlosen Aufforderung gleichkam, mich hinzusetzen. Die ganze Szene hatte etwas Surrealistisches, aber ich zweifelte nicht, dass dieser Eindruck in meiner eigenen Verantwortung lag.
    „In welchem Berliner ist der Senf?“, wollte ich wissen. Klang irgendwie nach einem Sonntagnachmittags-Geistesblitz.
    „In allen ist Senf. Ich mag nämlich gar keine Berliner!“
    Das saß. Er hatte es mir so richtig gegeben! Nicht nur, dass ich jetzt wirklich gerne einen leckeren Berliner mit Guss gegessen hätte, weil ich Hunger hatte. Nein, er musste mir auch noch mit zehn Worten meine ganze Unzulänglichkeit als gebürtige Hauptstädterin, Frau und womöglich zukünftige Lebensabschnittspartnerin deutlich machen. Wenn er Zicke zu mir gesagt hätte, wäre das okay gewesen, aber so...
    Ich dachte nicht daran, klein beizugeben und stopfte mir eine dieser kleinen Zeitbomben zwischen die Kiemen, nur um ihm zu beweisen, dass Löwensenf „extra“ der Königin der Savanne nichts anhaben konnte. Ich brachte gerade noch ein gequältes Lächeln zustande, als sich meine Haare im Nacken sträubten und meine Augen aus den Höhlen quollen, ich einen Hustenanfall kriegte und die Reste durch meine Küche bis in das Spülbecken spuckte.
    Ich sprang hoch und riss meinen Küchenschrank auf, um mir ein Glas mit Wasser aufzufüllen, was natürlich total verkehrt war, weil ich innerlich komplett verbrannte. Ich zerrte ungestüm das Küchenfenster auf, das ich notdürftig nach der Sache mit dem Vibrator geflickt hatte und japste nach frischer Luft. Stefan saß da und lachte sich scheckig. Seine dunklen, lockigen Haare flatterten vor und zurück, wenn er sich auf die Schenkel schlug und prustete: „Löwensenf extra hot mit Sambal Oelek versetzt haut die stärkste Löwin aus den Pumps!”
    Ich hätte ihn umbringen können . Der Schweiß lief mir in Strömen am Balg herunter.
    „Ich wollte nur dafür sorgen, dass du ein scharfes Bewusstsein hast, wenn wir reden.“
    Stefan strich sich seine Anzughose mit einer derart arroganten Geste glatt, dass es mir schwer fiel, meine Wut kontrollieren zu können.
    „Hääähm...“, murmelte ich und klopfte mit dem Zeigefinger auf ein Stück Papier, auf das er seine Telefonnummer schreiben sollte.
    „Was, Scarlett?“
    „...Handy.... Nummer“, krächzte ich tonlos. Dann schnappte ich mir meinen Schlüssel, riss meine Jacke von der Garderobe, hüpfte zur Tür hinaus und versuchte, mir dabei gleichzeitig die Schuhe anzuziehen, was beinahe dazu führte, dass ich die Treppe hinunter fiel und im dritten Stock mit meinem unzurechnungsfähigen Nachbarn zusammenstieß, der gerade seinen Silvestermüll entsorgte. Die Tüte riss, und der ganze Scheiß verteilte sich unter Flüchen im Treppenhaus. Unten angekommen, rupfte ich die Tür zum Hinterhof auf und lief genau in die Kahlgeschorenen rein, die immer noch ihre Rechnung wegen des Vibrators mit mir offen hatten. Dem Ersten schlug ich smart auf
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