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Bartstoppelkuesse

Bartstoppelkuesse

Titel: Bartstoppelkuesse
Autoren: Rena Larf
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angemessen selbst verwirklichen. Die besten Tonstudios gehörten Männern, aber ich wollte diese Domäne für mich erobern.
    Da ich ja als gelernte Audiodesignerin und Klavierspielerin schon mein Geld mit Jingles für dusselige Werbespots und diffuse Talkshows im Lokalfernsehen verdient hatte, brannte mein Herz wieder für die Musik. Außerdem standen Nadelstreifenträger auf Musikerinnen.
    Ich hatte einen entzückenden Büroangestellten (er bestand allerdings energisch auf der Berufsbezeichnung „Sekretär"!), der sich täglich mit immer guter Laune durch mein Chaos wühlte. Er hieß Pierre, hatte eine französische Mutter und einen richtig geilen Männerhintern.
    „Guten Morgen, mein Schöner“, sagte ich zu ihm am Montag und ließ meinen Po schwungvoll auf seinen Schreibtisch nieder.
    „Du siehst wieder mal richtig lecker aus, Pierre. Schön, dass du mir immer noch die Treue hältst trotz Sklavenlohn!“
    „Ach, Scarlett, am Schönsten ist tosendes Gelächter über Dinge, die eigentlich viel eher tragisch und bedauernswert sind!“
    Dabei nickte er viel sagend und fing gurrend an zu lachen, als ich mein Hinterteil ruckartig vom Stempelkissen lupfte. Na klasse!
    Ein blaues Rechteck am Businesskostümchen und in einer halben Stunde kam der Auftraggeber einer Autokampagne und wollte Ergebnisse sehen.
    Ich musste dennoch lachen und fragte Pierre: „Du hast doch nicht etwa so was wie Schadenfreude?“
    Er griente und drehte den Bürostuhl breitbeinig einmal um die eigene Achse. Mein Blick fiel genau in seinen Schritt, der sich prall in seiner Anzughose präsentierte. Ich merkte, dass sich bei mir Lust auf ihn regte.
    „Scarlett, du wirst mir doch nicht solche niederen Triebe unterstellen?“
    „Wie komme ich dazu?“, antwortete ich lächelnd. „Schadenfreude ist legitimes Lebensmittel!“
    Ich zog spöttisch meine Augenbraue hoch und besorgte mir einen langen Mantel von der Zweimeter-Sekretärin aus dem Nebenbüro.
    Ich musste zwar die Ärmel hochkrempeln und der Saum endete fast an meinen Knöcheln . Aber der Fleck war weg.
    Außerdem dürfen Designer ein bisserl schlampert rumlaufen und sind trotzdem en vogue.
    Als mein Auftraggeber später da war, fragte er mich auch gleich in die Präsentation hinein, ob ich heute Nacht zum Umziehen nicht zu Hause gewesen wäre.
    „Ich kaufe immer auf lange Sicht!“
    Er verstand mich offensichtlich nicht, aber dafür der rothaarige, elegant gekleidete Begleiter im Nadelstreifenblau. Es stellte sich heraus, dass eigentlich er der wirkliche Auftraggeber war.
    „Ihre Art von Humor kommt meiner sehr nahe, Scarlett.“
    Er hatte ein breites Männerlachen, das wie Seehund klang, und seine Schulterpolster wackelten dabei wie Pudding. Trotzdem stellte ich mir vor, wie er sich wohl auf meinem neuen Teppich in meiner neuen Wohnung machen würde.
    „Nehmen wir mal an, Männer sind auch Menschen“, antwortete ich jovial.
    „Was wollen Männer?“, fragte das rothaarige Nadelstreifenblau zurück und nahm meinen Ball auf.
    „Männer wollen Sex - nicht alle, aber fast alle. Und die, die keinen Sex wollen, die haben gerade vor fünf Minuten welchen gehabt und müssen sich in der nächsten halben Stunde ausruhen. Haben Sie nicht Lust dieses Klischee zu kippen?“ Ich schenkte ihm mein zauberhaftestes Lächeln und er schmunzelte tapfer.
    Als ich ihm diese Frage stellte, beugte ich mich vorwitzig zu ihm rüber und musste dabei an wilden Sex, pochendes Blut und tropfenden Schweiß denken. Sein Blick senkte sich in die Ritze zwischen meine Brüste und ich sah eine freudige Erregung in seiner Stoffhose anschwellen.
    „Setzen Sie sich im Tonstudio Ihre Kopfhörer auf, schieben Sie die Regler hoch, drücken Sie Schaltknöpfe, und verpassen Sie unserem Auto genau diesen Touch in einem Aufmerksamkeit erregenden Jingle. Ein Auto, in dem Mann Sex machen will!“
    Mann oder du? schoss es mir in den Sinn.
    Als das nadelstreifenblaue Eichhörnchen aus dem Meetingraum hinaus rauschte, steckte er mir konspirativ seine Telefonnummer zu.
    Ich schaute ihn verwirrt an.
    Nach einer ausschweifenden, impulsiven und hemmungslosen Nacht mit ihm auf meinem neuen flauschigen Wohnungsteppich hatte ich einen wundervollen Sound im Kopf und die langweilige Kutsche verkaufte sich grandios trotz allgemein sinkender Autoverkaufszahlen um 3,7 %.

Der Korbleger
     
    Pierre, mein Sekretär, fuhr mich am Mittwoch darauf unwirsch an und ich konnte nicht umhin, ihn zu fragen, ob er seine Tage hätte.
    „Scarlett, ich
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