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K.O. vor der ersten Runde (German Edition)

K.O. vor der ersten Runde (German Edition)

Titel: K.O. vor der ersten Runde (German Edition)
Autoren: Sissi Kaipurgay
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mich willenlos küsst und mir die Hose öffnet, sie bis zu den Knien schiebt und dann Anstalten macht, mich zur Wand zu drehen.
    „Warte“, stöhne ich verwirrt. „Ich bin derjenige, welcher…“
    „Ach“, sagt er und zieht eine Augenbraue hoch. „ Ist das so?“
    „Ja, bisher schon.“
    Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Okay, ich habe schon mal – ich war schon mal unten, aber es hat mir nicht gefallen, da der Kerl äußerst brutal vorging. Doch Kasper – ich kenne ihn nicht – wie kann ich einem Mann, den ich erst ein paar Minuten kenne, vertrauen? Nun, dass ich wie selbstverständlich davon ausgehe, dass er mir vertraut, das kommt mir in dem Moment in den Sinn, als der Kleine sich einfach umdreht und mich stehenlässt.
     
    „Verdammt, warte“, rufe ich halblaut und richte meine Kleidung, aber er dreht sich nicht um.
    Zurück im Schankraum gucke ich mich um und entdecke Kaspar bei einem Kerl, der noch grösser ist als ich. Wladimir, genannt ‚der Hammer‘ redet mit dem Kleinen, dann kommen die beiden mir entgegen. Kasper grinst breit, was ihn ausschauen lässt wie ein Pumuckl-Verschnitt. Die braunen Haare sind wild zerwuschelt – mein Werk – und seine grünen Augen funkeln. Oh Mann, er sieht einfach zum Auffressen aus.
    „Warte, wo willst du hin?“, frage ich mit unsicherer Stimme und packe dabei sein Handgelenk.
    „Na, wohin wohl?“, feixt er und entreißt mir seinen Arm.
    Er verschwindet im dunklen Flur , zusammen mit dem Hammer. Ich kann nicht anders und laufe hinterher, als wäre ich eine ferngesteuerte Marionette. Mit ungläubig aufgerissenen Augen gucke ich zu, wie sich der Russe zur Wand dreht und die Hosen herunterschiebt. Währenddessen öffnet Kasper seine Jeans und streift sie ein Stück runter, begibt sich dann in Position und wirft einen prüfenden Blick über die Schulter, als wenn er gucken will, ob jemand zusieht.
     
    Er entdeckt mich und lächelt, dabei zieht er etwas aus seiner Hosentasche. Ich weiß nicht, ob ich zuerst Wladimirs nackten Arsch oder Kaspers angucken soll. Oder seinen Schwanz, den er jetzt in ein Gummi hüllt. Mir wird warm, dann kalt und – ganz überraschend – wahnsinnig heiß. Ich will das da unterbinden, verhindern und gleichzeitig – bin ich traurig und total abgestoßen. Ich könnte jetzt dort stehen, wenn ich denn den Mumm hätte. Ich habe ihn aber nicht. Mit aller Willenskraft wende ich mich ab und trotte zu den Toiletten. Dort lege ich meine Stirn gegen die kühlen Fliesen, bis mich ein Gast aus der Lethargie reißt. Während sich der Kerl in eine der Kabinen zurückzieht, trete ich ans Waschbecken und schöpfe mir kaltes Wasser ins Gesicht.
     
    Anschließend schaue ich hoch und sehe einen Mann mit altmodischer Vokuhila Frisur, die in lächerliche Löckchen gelegt ist. Ich komme mir selbst so dumm und hässlich vor, dass ich nach dem Besuch dieser Keramikabteilung sofort flüchte. Bloß weg hier, von grinsenden Kaspers und anderem Volk, das mich wohl als das sieht, was ich bin: Ein abgehalfterter Romeo, der seine besten Jahre hinter sich hat. Jedenfalls fühle ich mich so.
     
    Zu Hause wird das Gefühl nicht besser, paart sich auch noch mit Einsamkeit, die mich in letzter Zeit oft heimsucht. Was ist nur aus mir geworden? Ich habe Dämon vertrieben, mir das Frischfleisch gesichert und nun? Habe ich dem ‚Hammer‘ den Rang abgelaufen? Himmel, ich bin doch gerade mal siebenundzwanzig und in der Blüte meiner Jahre. Kritisch mustere ich mich im Spiegel. Ist doch alles ganz okay und straff, was hat Kasper nur? Ich gehe müde ins Bett.
     
    Am nächsten Tag bin ich in meinem Studio total eingespannt, weshalb ich zu nichts komme. Die Muckibude läuft gut und ich werde überall gebraucht, da einer der Studenten, die ich als Aushilfe beschäftige, nicht gekommen ist. Trotzdem gehe ich abends wieder in den ‚Goldenen Hirsch‘. Ich bin viel zu unruhig, um zu Hause rumzusitzen und möchte diesen Kasper wiedersehen, doch der ist heute nicht unter den Gästen. Enttäuscht verlasse ich den Club gegen Mitternacht.
     
    Auch in den folgenden Tagen sehe ich Kasper nicht wieder und – vielleicht kann sich der eine oder andere meine Verwunderung vorstellen – entdecke ihn am Freitag in meinem Studio. Der Kleine müht sich an der Armpresse. Einer meiner Aushilfskräfte steht ihm zur Seite dabei. Eine Weile sehe ich zu, wie er vor Anstrengung beginnt zu schwitzen und ihm das Blut in den Kopf steigt, dann gehe ich zum Empfangstresen.
    „Gab es heute
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