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Knuddelmuddel

Knuddelmuddel

Titel: Knuddelmuddel
Autoren: Annegret Heinold
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Päckchen und schüttelt es. Wenig Gewicht, sagt Bruno, ich tippe auf Schmuck. Ricky nimmt das Päckchen, sagt, hoffentlich war es kein Hamster, der wäre jetzt tot. Jeder nimmt das Päckchen in die Hand. Schmetterlinge wären leichter, sagt Jens, muss was anderes sein. Belgische Pralinen, sagt Evelina, jetzt vermutlich vertrocknet. Eine Liebeserklärung, sagt Andrea. Ein Satz Mini-Tarotkarten, sagt Bine.
    Ich mache auf.
    Es ist ein Ring. Von einem Juwellier in der Baixa, ein Ring aus Gold, mit Stein, könnte ein Diament sein. Aber kein klassisches Design, sondern ein bisschen ungewöhnlich, sehr schön, übrigens, der Ring gefällt mir total. Kein Zettel, kein Gruß. Ohne Erklärung, also kein Heiratsantrag dabei oder so. Und da frage ich mich jetzt natürlich, hat der João mir damals einen Heiratsantrag machen wollen? Aber warum hat er dann nie nachgefragt, oder hat er gedacht, weil ich das Päckchen und den Ring nie erwähne, wäre das ein Nein? Jetzt werde ich es wohl nie erfahren. Aber mal angenommen, es war ein für einen Heiratsantrag gedachter Ring, dann, ja dann ist die portugiesische Post oder doch zumindest dieser Oberidiot von jetzt zum Glück entlassenen Briefträger daran schuld, wenn ich hier im Alter aus Einsamkeit skurril werde.
    Ich stecke mir den Ring an den Finger. Ziehe ihn wieder ab. Was ist das denn für ein Geburtstag? Und hätte ich mich wirklich bei Claudio melden sollen? Ich weiß nicht ...
    Vasco fährt nach Hause, Bine und Andrea schlafen oben bei Evelina und Jens schläft hier auf der Couch. Tom wird bei mir im Bett schlafen, das ist schon okay. Das haben wir ja schon öfter gemacht.
    Jetzt nehmen wir erstmal einen Absacker in der Küche.
    „Weißt du“, sagt Tom. „Ich bin damals an diesem Tag, bei dieser Hochzeitsfeier, noch mal zurückgekommen. Nachdem ich ich ja eigentlich schon gegangen war.“
    „Ja“, sage ich. Worauf will Tom hinaus?
    „Als ich zurückkam, habe ich dich mit Claudio gesehen. Es muss eure erste Begegnung gewesen sein. Ich habe deinen Blick gesehen, und ich wusste, so wirst du mich nie ansehen.“
    „Ach Tom“, sage ich.
    „Und ich habe seinen Blick gesehen, als ihr da nebeneinander gestanden habt, gerade kennengelernt, oder vielleicht noch nicht mal, noch vor den ersten Worten, und er hat dich angesehen, er war, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll ...“
    „Ja?“, frage ich.
    „Fasziniert“, sagt Tom. „Verblüfft. Und so habe ich dich natürlich auch nie angesehen, das weiß ich auch.“
    „Ach Tom“, sage ich wieder.
    „Aber wir sind gute Freunde“, sagt Tom, „und gute Freunde werden in unserem Alter immer wichtiger.“
    „Ja, das stimmt“, sage ich. „Weißt du, dass du seit über vierzig Jahren in meinem Leben bist?“
    „Und wenn wir wollen, können wir immer noch zusammen ins Altenheim gehen“, sagt Tom. „Für den Fall, dass wir beide alleine bleiben. Was hältst du davon?“
    „Finde ich gut“, sage ich. „Finde ich sehr gut.“
    „Und vielleicht solltest du mal mit Claudio reden“, sagt Tom. „Wie soll der Mann wissen, was du denkst und wie es dir geht, wenn du dich nie bei ihm meldest. Vorschlag eines guten Freundes. Kannst ja mal drüber nachdenken.“
     
    „Lass es dir gut gehen“, sagt Bine und umarmt mich zum siebten Mal.
    „Nimm ruhig mal das Ignatia“, sagt Andrea. „Schaden kann es nämlich nicht. Das ist das Gute an homöopathischen Medikamenten. Sie haben keine Nebenwirkungen. Entweder sie wirken oder sie wirken nicht.“
    „Manche sagen, sie wirken sowieso nicht“, sage ich.
    „Na, dann kannst du es ja gefahrlos nehmen“, sagt Andrea. „Ist doch völlig risikofrei.“
    „Und wenn es doch wirkt“, frage ich. „Was dann?“
    „Dann legst du die Scarlet O`Hara ab und wirst endlich eine vernünftige moderne Frau“, sagt Andrea. „und hörst du auf, von Ashley Wilkes zu träumen.“
    „Und träume dafür von Rhett Butler?“, sage ich.
    „Du weißt, was ich meine“, sagt Andrea. „Dann siehst du ein, dass Männer auch ganz normale Menschen sind mit Stärken und Schwächen wie wir alle.“
    „Wer hat denn hier Schwächen?“ sage ich.
    „Wir müssen“, sagt Bine, „sonst fliegt der Flieger noch ohne uns ab.“
    „Schön, dass ihr da wart“, sage ich. „Wir sollten das ab und zu wiederholen.“
    „Machen wir“, sagt Andrea. „Versprochen.“
    Die beiden nehmen ihr Handgepäck und gehen zum Sicherheitscheck und verschwinden wieder für eine Weile aus meinem Leben. Tom und ich sehen noch
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