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Invasion der Barbaren: Die Entstehung Europas im ersten Jahrtausend nach Christus (German Edition)

Invasion der Barbaren: Die Entstehung Europas im ersten Jahrtausend nach Christus (German Edition)

Titel: Invasion der Barbaren: Die Entstehung Europas im ersten Jahrtausend nach Christus (German Edition)
Autoren: Peter Heather
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VORWORT

    A n diesem Buch habe ich sehr lange gearbeitet. Bei Unterzeichnung des Verlagsvertrags war mein Sohn William noch nicht geboren. Wenn das Buch erscheint, wird er die Mittlere Reife ablegen, also sechzehn Jahre alt sein. Es hat auch deshalb so lange gedauert, weil ich gleichzeitig mit anderen Dingen beschäftigt war. Aber dieses Projekt nahm allein vier Freisemester und damit mehr Zeit in Anspruch, als ich je zuvor auf irgendetwas verwendet habe. Vielleicht kann man daran ermessen, wie schwierig die Aufgabe war, die ich mir gestellt hatte. Zeitlich und räumlich ist mein Thema weit gespannt und umfasst ein breites Spektrum unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen. Ich erhebe keineswegs den Anspruch, sie alle bis ins Letzte zu beherrschen. Daher bin ich dankbar, dass die Forschungsergebnisse führender Wissenschaftler insbesondere im Bereich der slawischen Geschichte und Archäologie auch in westeuropäischen Sprachen vorliegen. Auf diese und viele andere Fachgebiete habe ich mich gestürzt, obwohl jeder vernünftige Mensch die Finger davon gelassen hätte. Das ist der zweite Grund, warum ich so lange gebraucht habe.
    Die vergleichende Auseinandersetzung mit so vielen unterschiedlichen Disziplinen ist jedoch grundlegend für die Konzeption dieses Buches. Ursprünglich wollte ich die Transformationsprozesse des barbarischen Europa im 1. Jahrtausend aus zwei unterschiedlichen Perspektiven beschreiben. Zum einen sah ich zwischen den Entwicklungsmustern germanischer Gesellschaften am Rand des römischen Weltreichs in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends und denen slawischer Gesellschaften am Rand des Fränkischen und des Byzantinischen Reiches in dessen zweiter Hälfte große Ähnlichkeiten. Das konnte kein Zufall sein. Zum anderen fand ich, dass bestimmte neuere Forschungsansätze die in der Vergangenheit stark überbetonte barbarische Migration viel zu entschieden ablehnten und damit die Bedeutung dieses Phänomens allzu sehr in den Hintergrund drängten. Mir schien es sinnvoll, die Migration des 1. Jahrtausends im Licht neuerer, sehr viel besser dokumentierter Migrationen zu betrachten. Daraus entstand schließlich das Konzept des vorliegenden Buches. Die vergleichende Migrationsforschung öffnete mir die Augen dafür, dass erstens die Migrationsmuster und -formen in der Regel eng an die gängigen Grundmuster der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung gekoppelt und zweitens oft entscheidend durch den politischen Kontext geprägt sind. Anders gesagt: Die beiden Stränge meines ursprünglichen Ansatzes zum barbarischen Europa des 1. Jahrtausends waren keineswegs getrennte, sondern eng aufeinander bezogene Aspekte eines umfassenderen Transformationsprozesses. Form und Verlauf der Migration der Barbaren im 1. Jahrtausend wurden maßgeblich durch die sozioökonomischen und politischen Transformationen der Gesellschaften des barbarischen Europa und ihrer Interaktion mit den imperialen Mächten ihrer Zeit bestimmt. So lautet die Kernthese meines Buches. Es bleibt freilich dem Urteil des Lesers überlassen, ob die Vorzüge einer solchen Methode die zwangsläufigen Defizite im Detail aufwiegen.
    Im Übrigen möchte ich all jenen danken, die mir bei diesem Projekt über die langen Jahre hinweg zur Seite gestanden haben. Meinem Aufenthalt an der Universität Yale, Fachbereich Altphilologie und Geschichte, von 1999 bis 2000 verdanke ich meine Kenntnisse über die Grundmuster der modernen Migration. Im Herbst 2004 gewährte mir der britische Arts and Humanities Research Council (AHRC) ein weiteres Forschungssemester und somit insgesamt acht Monate, in denen ich die meisten späteren Kapitel dieses Buches schrieb. Einen Teil dieser Zeit verbrachte ich in der äußerst angenehmen Atmosphäre von Dumbarton Oaks in Washington, wo man, umgeben von zahllosen Büchern und in anregender Gesellschaft, so wunderbar arbeiten kann. Mein aufrichtiger Dank gilt dem Direktor und den Kuratoren für die Zuerkennung eines Forschungsstipendiums im Wintersemester 2004. Ein kleineres Stipendium im Rahmen des Projekts »Migration und Diaspora« des AHRC erlaubte mir im Frühjahr und Sommer 2005 die Durchführung eines Seminars zur Migration im 1. Jahrtausend, das für mich – und hoffentlich auch für die anderen Teilnehmer – sehr fruchtbar war.
    Die speziellere akademische Schuld, die ich in den vergangenen sechzehn Jahren angehäuft habe, ist gewaltig, aber ich kann nicht jedem Einzelnen danken. Am Anfang meiner Beschäftigung
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