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Knockemstiff (German Edition)

Knockemstiff (German Edition)

Titel: Knockemstiff (German Edition)
Autoren: Donald Ray Pollock
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schickte das Militär zwei Jungs in grünen Uniformen los, um mich einzufangen, und ich habe mich immer wieder gefragt, ob mein Alter ihnen vielleicht einen Tipp gegeben hatte, wo sie suchen sollten. Man konnte die beiden schon aus einer Meile Entfernung durch den Wald trampeln hören; als ich merkte, dass sie nur zu zweit waren, kam ich heraus und ließ mich sehen. Den ganzen Tag über führte ich sie an der Nase herum, bergauf, bergab, gerade weit genug vor ihnen, dass sie nicht auf mich schießen konnten. Am Abend waren sie völlig erledigt; ich hörte, wie sie die Hinterwäldler und die Dornen verfluchten, und der Dickere von den beiden sagte zum anderen, in der Nacht würden doch die Pumas rauskommen und dass sie besser vor Einbruch der Dunkelheit vom Hügel runter sollten. Ich wollte sie allerdings noch nicht ziehen lassen, also brach ich direkt hinter ihnen einen Ast von einem Baum, sodass die beiden hochschreckten und weiter hinter mir herjagten. Diesmal führte ich sie in die kleine Senke, die ich mir für den Fall gesucht hatte, dass ich einmal in Schwierigkeiten geriet.
    Irgendwie landete die kleine Mackey in meinen Armen. Ich rechne nicht damit, dass mir das irgendjemand glaubt, aber es war so, als würde plötzlich die dunkle Wolke in meinem Schädel aufbrechen; ich schlug die Augen auf und sah einen Engel. Ich fuhr mit den Fingern durch ihr nasses Haar und versuchte sie zu beruhigen, doch sie heulte und sagte etwas über ihren Bruder. Ich sah hinüber und entdeckte Truman, der mit blutüberströmtem Kopf dalag, sein Ding war noch immer steif und ragte aus dem Wasser wie ein geschnitztes Stück Holz. Dann bemerkte das Mädchen die Schlange, die ich um den Hals trug, und schrie so laut, dass ich befürchtete, man könnte es bis auf die Straße hören. Also hielt ich ihr den Schlangenkopf vors Gesicht und sagte, ich würde sie auf sie loslassen, wenn sie nicht leise sei. Doch davon schrie sie nur noch mehr, und schließlich musste ich ihr meine Hände um den Hals legen und ein wenig zudrücken, gerade genug, dass sie sich beruhigte und mir langsam aufging, was mit dem Jungen passiert war. Ihr Gesicht wurde so rot wie eine Himbeere, ihre Augen verdrehten sich im Schädel, bis nur noch das Weiße zu sehen war, und ich ließ sie los und drückte ihr die Nase in den Schotter. Ich erinnere mich noch, dass etwas Matsch neben ihrem Ohr landete und ich ihn mit der Hand auf ihrem Kopf verrieb. Danach beruhigte sie sich, ich zog meine Latzhose herunter und schob ihn ihr rein, so wie ich es bei ihrem Bruder gesehen hatte. Ich versuchte sie dazu zu bringen, solche Sachen zu sagen, wie ich sie bei manchen Frauen gehört hatte, wenn sie es mit ihren Männern machten, aber die Kleine hier, die konnte nur wimmern und weinen.
    Ich führte die beiden Soldaten an jenem Abend zu einer kleinen ausgewaschenen Furche mit Schiefersteinen und Totholz am Grund; den ganzen Sommer über hatte ich dort Kupferköpfe gefangen. Bis die beiden Kerle an der Kante angekommen waren, war ich schon auf der anderen Seite wieder nach oben geklettert und sah zu ihnen zurück. Wie ich bereits sagte, es war nur noch wenig Licht, sie standen am unteren Ende der Furche, blickten hinein und wussten nicht, was sie tun sollten. Ich sah, wie einer von ihnen sich eine Zigarette anzündete, und ich war nah genug, um zu riechen, dass es gekaufte Zigaretten waren. Dann warf ich einen Stein vor die beiden hin, und der Dürre sagte: »Bei Gott, Jesse, ich glaub, jetzt haben wir den Scheißkerl.« Sie kletterten über die Baumstämme, mit denen ich das untere Ende blockiert hatte, und eilten in die Furche, als ich sah, wie eine riesige Schlange aus der Flanke geschossen kam und den einen Kerl so kräftig mitten ins Gesicht traf, dass er rücklings hinfiel. Er versuchte noch immer, sich die Schlange von der Wange zu reißen, als der andere schon kehrtgemacht hatte, weglief und wild durch die Gegend ballerte.
    Ich war noch nie in einer lebenden Person gewesen, und als ich kam, war mir, als würde alles, was ich bisher gekannt hatte, nicht mehr zählen. All die harten Jahre und die Einsamkeit flossen aus mir heraus und stiegen in dem kleinen Mädchen auf wie ein feuchter Frühling, der sich an einer Hügelkuppe zeigt. Ich trug noch immer die Schlange um den Hals, und ich hielt sie in die Höhe, schüttelte sie in Richtung Sonne und rief: »Jesus, erlöse mich!« Ich dachte, das würde der Kleinen gefallen. Doch als ich mich von ihr löste, wollte sie sich wieder
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