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Knockemstiff (German Edition)

Knockemstiff (German Edition)

Titel: Knockemstiff (German Edition)
Autoren: Donald Ray Pollock
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rücklings ins Loch fallen. Dann trat Truman wieder hinter sie, das schlickige braune Wasser tropfte von ihm auf sie herab, und sie fingen von vorn an. Gott im Himmel, meine Familie hatte es nicht so mit der Religion, aber als ich diese Worte aus ihren Mündern kommen hörte, trafen sie mich so sehr wie die, die mein Alter mir in der Nacht an den Kopf geworfen hatte, als ich abhaute. Ich wollte schon aufstehen, dachte, wenn sie wissen, dass ich hier bin, rennen sie nach Hause und überlegen sich noch mal, was sie da eigentlich machen. Aber dann ließ ich es, und je länger ich dort lag und sie beobachtete, desto mehr redete ich mir ein, dass sie wohl nur ihre eigene Art zu beten gefunden hätten, dass sie vielleicht wirklich den Erlöser anriefen oder auch nur jemanden, der auftauchte und die Sünden von ihnen nahm.
    Als ich damals verschwand und mich auf der Hochebene vor dem Militär versteckte, erlaubte mir mein alter Herr nicht, irgendetwas mitzunehmen außer der Latzhose, die ich anhatte, meinem schweren Regenmantel und dem Taschenmesser. In den drei Jahren litt ich entsetzlich Hunger, aber ich gewöhnte mich an dieses leere Gefühl, das an meinen Eingeweiden nagte, denn ich wusste, das war noch lange nicht so schlimm wie manche der Gefühle, die andere Menschen mit sich herumschleppen. Ich ernährte mich meist von Futtermais, ein paar Eichhörnchen und Kaninchen, die ich fangen konnte, und den Sonnenbarschen und Flusskrebsen, die ich aus dem Black Run fischte. Im Winter blieb ich in dem Tipi, das ich mir aus Maisgarben errichtete, und bei gutem Wetter schlief ich unter einem Dornenstrauch oder in dem hohlen Baumstamm, der hinter Harry Freys Obstgarten lag. Ab und zu schlich ich mich mitten in der Nacht in die Senke und ging zu unserem Haus. Meine Mutter hielt immer Ausschau nach mir und legte mir ein paar Kekse in einem Beutel hinter das Räucherhaus, manchmal auch ein Stück Fleisch, wenn es welches gab.
    Ich kann mich überhaupt nur an ein einziges Mal erinnern, dass ich einen wirklich vollen Bauch hatte, und das war vor ein paar Jahren, als Maude mir eine ganze Mortadella gab, von der sie befürchtete, sie könnte bald schlecht werden. Sie meinte, vielleicht könnte ich sie an den streunenden Beagle verfüttern, der mir damals hinterherlief, aber ich kaufte mir einen Laib Brot, brachte beides zum Schulbus und aß das ganze verdammte Ding allein auf, bis mir schlecht wurde. Es dauerte einen ganzen Monat, bis ich das überstanden hatte, und seitdem kann ich nie mehr als ein paar Bissen auf einmal zu mir nehmen.
    Ich kroch näher ans Ufer, und schon bald war ich nahe genug, um ein paar Tropfen abzubekommen, wann immer die beiden ihren kleinen Tanz aufführten. Es war ein wunderschöner Anblick, wie die Sonne durch die Platanen auf dieses junge Mädchen fiel und alles, was es tat, in etwas Schönes, Goldenes verwandelte. Ich spürte, wie ich hart wurde und durch meinen Overall gegen den Boden drückte, und ich schätze, mir wurde ganz schwindlig vom Zuschauen, wie sie da vor ihrem Bruder vor- und zurückfuhr. Ich erinnere mich noch daran, wie ich den toten Schlangenkopf an meine Lippen nahm und ihn so küsste, wie ich Männer ihre Frauen bei Nacht in den Schlafzimmern hatte küssen sehen. Vielleicht war es die Hitze, vielleicht war es der Anblick, aber ganz plötzlich war mir, als würde alles in mir herumwirbeln wie in einer Gewitterwolke.
    Ich hatte mich etwa ein Jahr lang auf den Flats versteckt gehalten, als ich eines Nachts in der Hoffnung auf ein paar Kekse in die Senke kam und meine Familie fort war. Das alte Haus war leer, jemand hatte alle Fenster ausgebaut und die Türen aus den Angeln gehoben. Im Räucherhaus lag ein Brief, in dem stand, dass mein kleiner Bruder Bill auf irgendeiner Insel draußen im Meer ums Leben gekommen sei und sie nach Kentucky zurück ziehen würden. Von dort stammte mein alter Herr. Bis zu diesem Brief hatte ich nicht mal gewusst, dass mein Bruder in der Armee gewesen war, dabei konnte er kaum älter als Truman Mackey gewesen sein, als er ums Leben kam. Ich stand da, erkannte die Handschrift meiner Schwester und wünschte mir, sie hätten mich mitgenommen, aber mein Alter hatte Billy sowieso immer allen anderen vorgezogen, und ich schätze, es machte ihn traurig, dass er den Jüngsten verloren hatte und nicht mich. Ich habe sie nicht wiedergesehen, und ich bin nie das Gefühl losgeworden, dass ich nirgendwo auf der Welt sonderlich willkommen bin.
    Später in jenem Sommer
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