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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Bachs.
    RAMIR –
    Unscharf.
    RAMIREZ.
    Das guatemaltekische Äquivalent zu Smith oder Jones.
    Ich ging an der Bahre entlang und zog den Reißverschluss weiter auf. Am Kopfende hob ich die beiden Seiten an.
    Maria Zuckermans Gesicht war gespenstisch, das Loch in ihrer Stirn ein kleiner schwarzer Punkt. Flecken verdunkelten die Vorderseite ihrer Kleidung.
    Ich hob eine Hand an. Sie war bereits völlig steif.
    Unkontrolliert zitternd, ging ich rückwärts an der Bahre entlang und zog den Reißverschluss wieder zu.
    Warum?
    Blödsinnige Gewohnheit.
    Dann drückte ich die Tür mit dem Hintern auf und trat wieder in Raum drei.
    Und spürte kalten Stahl in meinem Nacken.
    »Schön, dass Sie wieder da sind, Dr. Brennan.«
    Ich kannte die Stimme.
    »Vielen Dank, dass Sie uns den Weg erspart haben.«
    »Lucas?«
    Ich spürte das Korn, den Lauf, das Rohr, das mir eine Kugel ins Hirn jagen konnte.
    »Haben Sie jemand anderen erwartet?«
    »Díaz.«
    Lucas schnaubte.
    »Díaz tut, was ich ihm sage.«
    Meine verwirrten Gehirnzellen kreischten ein einziges Wort.
    Hinhalten!
    »Sie haben Maria Zuckerman umgebracht. Warum?«
    Mein Kopf war schwer, die Zunge dick.
    »Und Sie ließen Ollie Nordstern töten.«
    »Nordstern war ein Trottel.«
    »Nordstern war schlau genug, Ihr schmutziges Zellgewinnungsspiel aufzudecken.«
    Ein kurzes Zögern in den Atemgeräuschen hinter mir.
    Halt ihn am Reden.
    »War das auch Patricia Eduardos Fehler? Hat sie herausgefunden, was Zuckerman trieb?«
    »Sie waren sehr fleißig.«
    Der Raum drehte sich.
    »Sie sind ganz schön hartnäckig, Dr. Brennan. Hartnäckiger, als ich erwartet hätte.«
    Der Lauf der Waffe stach mir in den Nacken.
    »Zurück ins Bett.«
    Noch ein Stich.
    »Bewegung.«
    Geh nicht in den Kühlraum zurück!
    »Ich sagte Bewegung.« Lucas schubste mich von hinten.
    Nein!
    An einer Kugel sterben oder Gott weiß wie im Kühlraum sterben? Ich machte einen Satz um Lucas herum und sprang zur Tür.
    Verschlossen!
    Ich drehte mich zu meinem Angreifer um.
    Lucas hatte eine Beretta auf meine Brust gerichtet.
    Mir wurde schwarz vor Augen.
    »Machen Sie schon, Dr. Lucas. Erschießen Sie mich.«
    »Sinnlos.«
    Wir starrten einander an wie zwei wachsame Tiere.
    »Warum Zuckerman?«, fragte ich.
    Lucas zersplitterte in vier Teile, setzte sich wieder zusammen.
    »Warum Zuckerman?«
    Hatte ich es gesagt, oder bildete ich es mir nur ein?
    »Sie sind sehr blass, Dr. Brennan.«
    Ich blinzelte einen Schweißtropfen weg.
    »Meine verehrte Kollegin wird Ihnen Gesellschaft leisten.«
    Ich bemühte mich zu verstehen, was er meinte.
    »Warum?«, wiederholte ich.
    »Dr. Zuckerman war nicht zu trauen. Sie war schwach und neigte zu Panik. Ganz im Gegensatz zu Ihnen.«
    Warum erschoss Lucas mich nicht?
    »Haben Sie Ihre Opfer getötet, Dr. Lucas? Oder nur Zellen aus ihren Leichen gestohlen?«
    Lucas schluckte, und sein Adamsapfel hüpfte wie ein Springer an einem Bungee-Seil.
    »Wir hätten einen großen wissenschaftlichen Beitrag geleistet.«
    »Oder auf dem Schwarzmarkt abgesahnt.«
    Lucas’ Lippen kräuselten sich zu einem gekünstelten Lächeln.
    »Sie sind noch besser, als ich dachte. Also gut. Ohne Samthandschuhe ist es mir sowieso viel lieber. Lassen Sie uns über die Wissenschaft reden.«
    »Okay.«
    Hinhalten!
    »Ihr Präsident hat die ES-Zellen-Forschung ins zwölfte Jahrhundert zurückgeschickt.«
    »Er folgte der Ethik der Wissenschaft.«
    »Ethik?« Lucas lachte.
    »Hat das keine Bedeutung für Sie?«
    Meine Gedanken zersplitterten. Es fiel mir immer schwerer, mich zu konzentrieren.
    »Dass die Gewinnung von Stammzellen das Töten kleiner Babys erfordert? Dass Stammzellenforscher nicht besser sind als Mengele und seine nazistischen Verstümmeler? Nennen Sie das hirnrissige Ethik?«
    Lucas deutete mit der Pistole auf eine Liste mit Sicherheitsbestimmungen an der Wand.
    »Eine Blastozyste ist nicht größer als der Punkt auf diesem i.«
    »Sie ist Leben.« Meine Worte klangen verwaschen und wie aus weiter Ferne.
    »Überschuss aus Fruchtbarkeitsbehandlungen. Abfall von Abtreibungen.«
    Lucas kam in Fahrt. Ich hatte die falsche Taktik.
    »Hunderttausende leiden an Parkinson, Diabetes, durchtrenntem Rückenmark. Wir hätten ihnen helfen können.«
    »Das war Zuckermans Ziel.«
    »Ja.«
    »Und das Ihre war, Ihre Brieftasche zu füllen.«
    »Warum nicht?« Speichel glitzerte in seinen Mundwinkeln. »Mechanische Herzen. Arzneimittel. Patente für orthopädische Prothesen. Ein schlauer Arzt kann Millionen
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