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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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knirschendes Geräusch, das mir in den Ohren dröhnte.
    Ein Schweißtropfen lief mir ins linke Auge. Ich wischte ihn mit dem Ärmel weg.
    Was jetzt? Ich hatte mir nicht überlegt, wie ich vorgehen würde, wenn ich ohne Ryan und Galiano in das Gebäude müsste.
    Ich probierte den Personaleingang an der Rückseite. Zu. Die Garagentür für die Leichenanlieferung war ebenfalls verschlossen.
    Ich versuchte, mich leiser zu bewegen. Ich ging zum ersten Transporter und spähte durch ein Fenster. Nichts.
    Ich huschte zum zweiten Fahrzeug.
    Zum dritten.
    Auf dem Sitz lag ein Schlüsselbund.
    Mit klopfendem Herzen schnappte ich mir meine Beute und taumelte zum Gebäude zurück.
    Keiner der Schlüssel öffnete den Personaleingang.
    Verdammt.
    Mit zitternden Händen probierte ich Schlüssel um Schlüssel am Garagentor.
    Nein.
    Nein.
    Nein.
    Der Schlüsselbund fiel mir aus den Händen. Meine Beine zitterten, als ich ihn auf allen vieren in der Dunkelheit suchte. Eine Ewigkeit später spürte ich ihn unter meiner Hand.
    Ich stand auf und probierte es weiter.
    Der fünfte oder sechste Schlüssel passte in das Schloss und ließ sich drehen. Ich hob das Tor ein paar Zentimeter an und erstarrte.
    Keine Sirenen oder Hupen. Keine bewaffneten Wachen.
    Ich hob das Tor ein wenig weiter an. Die Scharniere klangen lauter als die Presslufthämmer vor meinem Hotel.
    Niemand tauchte auf. Niemand rief.
    Mit angehaltenem Atem kroch ich unter dem Tor durch in die Leichenhalle. Warum wollte ich eigentlich hier drinnen sein? Ach ja. Dr. Fereira oder Ryan oder Galiano.
    Das vertraute Geruchsgemisch aus Tod und Desinfektionsmitteln hüllte mich ein. Das war ein Geruch, den ich überall wiedererkennen würde.
    Mit dem Rücken zur Wand folgte ich einem Korridor, vorbei an einer großen Waage für Rollbahren, einem Büro und einem kleinen Raum, dessen Fenster von einem Vorhang verdeckt war.
    Mein Institut in Montreal hatte eine ähnliche Kammer. Die Toten werden auf einer Bahre hineingeschoben. Der Vorhang wird geöffnet. Ein Angehöriger reagiert mit Erleichterung oder Trauer. Es ist der deprimierendste Ort im ganzen Gebäude.
    Dahinter stieß der Korridor auf einen anderen. Ich schaute nach rechts und nach links.
    Wieder die Sterne vor den Augen. Ich schloss sie, atmete tief, öffnete sie wieder. Besser.
    Obwohl es in beiden Richtungen dunkel war, wusste ich, wo ich mich befand. Links erkannte ich die Autopsieräume, rechts den Gang, den ich mit Angelina Fereira zu ihrem Büro entlanggegangen war.
    Wie lange war es her, seit Fereira mir Eduardos CT-Scans gegeben hatte? Eine Woche? Einen Monat? Ein Leben? Mein Hirn konnte nicht mehr rechnen.
    Ich ging nach rechts. Vielleicht war sie dort. Vielleicht konnte sie mir sagen, wo Lucas sich aufhielt.
    Ich spürte einen Stich im Bauch und krümmte mich. Schnell und flach atmend, wartete ich, bis der Schmerz nachließ. Als ich mich wieder aufrichtete, blitzte es hinter meinen Augen und mein Schädel schien zu explodieren. Ich stützte mich gegen die Wand und übergab mich.
    Dr. Fereira? Ryan? Galiano?
    Eine Ewigkeit später ließen die Krämpfe nach. Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi, mein Körper zugleich heiß und kalt. Dr. Fereira würde jemand herschicken müssen, um das wegzuputzen.
    Ich stützte mich an der Wand ab und taumelte weiter. Ihr Büro war leer. Ich kehrte um und ging zu den Autopsieräumen.
    Raum eins war dunkel und verlassen.
    Zwei ebenfalls.
    Unter der Tür des Autopsieraums drei, in dem ich Patricia Eduardos Skelett untersucht hatte, drang violettes Licht hindurch. Wahrscheinlich war sie dort drinnen.
    Vorsichtig öffnete ich die Tür.
    Nachts herrscht in einer Leichenhalle eine surreale Stille. Keine saugenden Schläuche, keine kreischenden Sägen, keine klappernden Instrumente. Es ist eine Stille wie keine andere.
    Der Raum war leer und totenstill.
    »Dr. Fereira?«
    Jemand hatte eine Röntgenaufnahme an einem Lichtkasten hängen lassen. Fluoreszenz umstrahlte die Aufnahme wie das blau-weiße Schimmern eines Schwarzweißfernsehers im Dunkeln. Metall und Glas glänzten kalt und stählern.
    Eine Rollbahre stand vor der Edelstahltür des Kühlraums an der Rückseite des Raums. Darauf ein Leichensack. An der Wölbung sah ich, dass jemand darin lag.
    Wieder ein Krampf. Schwarze Punkte trübten meine Sicht.
    Ich taumelte zu der Bahre, stützte mich ab, senkte den Kopf und atmete tief.
    Ein.
    Aus.
    Ein.
    Aus.
    Die Punkte lösten sich auf. Die
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