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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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korrupten Land?
    War ich in Gefahr?
    Die Presslufthämmer übertönten den abendlichen Stoßverkehr. Der Ventilator summte. Langsam wurde es dunkel im Zimmer, der Lärm verklang.
    Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als das Zimmertelefon klingelte. Als ich hochschrak, war es dunkel.
    Atmen. Dann eine tote Leitung.
    »Verdammter rücksichtsloser Mistkerl!« Hatte sich anscheinend verwählt und einfach aufgelegt.
    Ich knallte den Hörer auf die Gabel.
    Ich setzte mich auf die Bettkante und hielt mir die Hände an die Wangen. Sie fühlten sich kühler an. Die Medikamente wirkten.
    Rat-a-tat-a-tat. Rat-a-tat-taaaat. Rat. Rat. Rat.
    Wie viel Beton gab es denn nur da unten?
    »Jetzt reicht’s.«
    Ich holte eine Diet Coke aus dem Minikühlschrank und probierte einen Schluck.
    O ja.
    Ich trank mehrere Schlucke als Testlauf und stellte die Dose auf den Tisch. Dann zog ich mich aus und duschte, bis das Bad grau vor Dampf war. Ich schloss die Augen, ließ mir das Wasser über Brust, Rücken und den geblähten Bauch strömen. Ich ließ es von meinem Kopf, den Schultern, den Hüften rieseln.
    Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, kämmte ich die Haare, putzte die Zähne und zog Baumwollsocken und einen FBI-Trainingsanzug an.
    Weil ich mich fast wie neu geboren fühlte, zog ich Nordsterns Akten aus der Tasche und stapelte sie auf dem Tisch. Ich hörte, wie im Nachbarzimmer ein Fernseher angeschaltet wurde, dann zielloses Zappen. Schließlich blieb mein Nachbar bei einem Fußballspiel hängen.
    Der erste Ordner, den ich zur Hand nahm, war mit »Specter« beschriftet. Er enthielt Presseausschnitte, Notizen und eine Reihe von Fotos von André Specter mit seiner Familie. Es gab auch zwei Polaroids des Botschafters mit Aida Pera.
    Der zweite Ordner trug keine Beschriftung. Er enthielt Taxi- und Restaurantquittungen. Spesenbelege. Einen Pass.
    Ich trank meine Coke aus.
    Draußen dröhnten weiter die Presslufthämmer.
    Das Etikett auf dem dritten Ordner kam mir bekannt vor: SCELL. Ich war schon halb durch, als ich es fand.
    Aus Leichen gezüchtete Stammzellen.
    Beklommen las ich den Bericht.
    Eine Forschungsgruppe im Salk Institute in La Jolla, Kalifornien, hatte eine Technik zur Gewinnung von Stammzellen aus menschlichen Obduktionsproben entwickelt. Die Ergebnisse waren in der Zeitschrift Nature vorgestellt worden.
    »O Gott.«
    In dem leeren Zimmer klang meine Stimme laut.
    Ich las weiter.
    Nachdem man Gewebeproben eines elf Wochen alten Babys und eines siebenundzwanzig Jahre alten Mannes in eine Folge von Lösungen gelegt hatte, hatte man unreife Hirnzellen extrahieren können. Das Salk-Team hatte diese Technik auch bei anderen Leichen unterschiedlichen Alters und auch bei Proben, die erst zwei Tage nach dem Tod entnommen wurden, angewandt.
    Eine Fußnote wies darauf hin, dass der Bericht von der Homepage der BBC News heruntergeladen worden war. Neben die http-Adresse hatte jemand den Namen Zuckerman geschrieben.
    Mir war eisig-heiß, und meine Hände zitterten.
    Rückfall. Zeit für eine Imodium-Dosis.
    Als ich aus dem Bad zurückkehrte, sah ich, dass ein komischer Schatten von der Tür auf den Teppich fiel. Ich ging hin, um nachzusehen. Der Riegel war nicht eingeschnappt.
    Hatte ich die Tür offen gelassen, als ich ankam und sofort ins Bad stürzte? Ich hatte mich zwar elend gefühlt, aber eine solche Nachlässigkeit passte nicht zu mir.
    Ich schloss die Tür und verriegelte sie, und eine gewisse Angst gesellte sich zu meinen übrigen Symptomen.
    Ich fühlte mich sehr schwach, als ich Galianos Nummer wählte. Das Zittern meiner Hände war stärker geworden.
    Galiano und Ryan waren nicht da. Ich musste schlucken, bevor ich eine Nachricht hinterlassen konnte.
    Verdammt. Ich durfte nicht krank sein. Und würde es auch nicht werden!
    Ich nahm Nordsterns Ordner und stapelte sie neben dem Lehnsessel. Dann zog ich die Decke vom Bett, klemmte die Füße unter den Hintern und wickelte mich ein. Ich fühlte mich minütlich schlechter.
    Dramatisch schlechter.
    Ich öffnete einen Ordner. Interview-Notizen. Beim Lesen musste ich mir immer wieder das Gesicht wischen. Schweißbäche rannen mir unter dem Trainingsanzug den Körper hinunter.
    Nach wenigen Minuten spürte ich einen scharfen Schmerz im Bauch und ein Zittern unter der Zunge. Hitze stieg mir aus der Kehle bis in den Haaransatz.
    Ich rannte ins Bad, würgte, bis mir die Seiten stachen, und kehrte in den Sessel zurück, um mich wieder einzuwickeln. Alle paar Minuten wiederholte
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