Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
einen Moment zurück. Er verneigte sich vor Tiffany.
    »Du warst sehr einfallsreich«, sagte er. »Wir sind stolz auf dich. Und auch deine Oma wärrre stolz auf dich gewesen. Denk darrran. Du bist nicht ungeliebt.«
    Und dann verschwand er ebenfalls.
    Der im Gras liegende Roland stöhnte leise und begann, sich zu bewegen.
    »Kleinekleine Männer alle weg«, sagte Willwoll traurig in der Stille. »Potzblitz, alle weg.«
    »Was waren sie?«, murmelte Roland, setzte sich auf und hielt seinen Kopf.
    »Es ist ein bisschen kompliziert«, erwiderte Tiffany. »Ah, an was erinnerst du dich?«
    »Es erscheint mir alles wie... ein Traum...«, sagte Roland. »Ich erinnere mich an... das Meer, und wir rannten, und ich habe eine Nuss mit vielen kleinen Männern drin geknackt, und ich war auf der Jagd in einem großen Wald voller Schatten...«
    »Träume können sehr seltsam sein«, sagte Tiffany vorsichtig. Sie stand auf und dachte: Ich muss hier eine Zeit lang warten. Ich weiß nicht, warum ich das weiß. Vielleicht habe ich es gewusst und dann vergessen. Aber ich weiß, dass ich auf etwas warten muss...
    »Kannst du allein zum Dorf gehen?«, fragte sie.
    »Oh, ja. Ich denke schon. Aber was...«
    »Bitte nimm Willwoll mit. Ich möchte ein wenig... ausruhen.«
    »Bist du sicher?«, fragte Roland besorgt.
    »Ja. Es dauert nicht lange. Bitte. Bring Willwoll zur Farm und sag meinen Eltern, dass ich bald komme. Sag ihnen, dass mit mir alles in Ordnung ist.«
    »Kleinekleine Männer«, sagte Willwoll. »Potz Blitz! Will Bett.«
    Roland zögerte unsicher.
    »Na los!«, befahl Tiffany und winkte ihn fort.
    Als Roland und Willwoll nach mehreren Blicken zurück hinter der Kuppe des Hügels verschwunden waren, setzte sich Tiffany zwischen die vier eisernen Räder und schlang erneut die Arme um ihre Knie.
    In der Ferne sah sie den Erdhügel der Wir-sind-die-Größten. Die Kobolde waren bereits eine seltsame kleine Erinnerung, obwohl sie sie noch vor kurzer Zeit gesehen hatte. Aber wenn sie weg waren, hinterließen sie den Eindruck, dass sie nie da gewesen waren.
    Tiffany überlegte, ob sie nach dem Loch suche sollte. Aber angenommen, es war nicht da? Oder angenommen, es war zwar da, stammte aber von Kaninchen?
    Es stimmt alles, sagte sie sich. Auch daran muss ich mich erinnern.
    Der Ruf eines Bussards erklang im Morgengrauen. Tif-fany hob den Kopf, sah ihn am Himmel und beobachtete, wie sich ein kleiner Punkt von dem Vogel löste.
    Der Bussard flog so hoch, dass selbst ein Kobold den Fall nicht überleben konnte.
    Tiffany sprang auf, als Hamisch fiel. Und dann... blähte sich über ihm etwas auf, und sein Sturz mündete in ein sanftes Schweben, wie Distelwolle.
    Das aufgeblähte Etwas über Hamisch war Y-förmig. Als es näher kam, konnte Tiffany Einzelheiten erkennen, und das Objekt wurde... vertrauter.
    Hamisch landete, und eine von Tiffanys langen Unterhosen, die mit dem Rosenknospenmuster, sank auf ihn herab.
    »Das war großartig!«, sagte er und arbeitete sich unter dem Stoff hervor. »Ich muss nicht mehr auf dem Kopf landen!«
    »Das ist meine beste Unterhose«, erwiderte Tiffany müde. »Du hast sie von der Wäscheleine gestohlen, nicht wahr?«
    »Ja. Hübsch und sauber«, sagte Hamisch. »Natürlich musste ich die Spitzenborten wegschneiden, weil sie im Weg waren, aber ich habe sie beiseite gelegt - du kannst sie leicht wieder annähen.« Er schenkte Tiffany das breite Grinsen eines Mannes, der sich diesmal nicht in den Boden gebohrt hatte.
    Tiffany seufzte. Die Spitzenborten hatten ihr gefallen. Sie besaß nicht viele Dinge, die nicht unbedingt erforderlich waren. »Ich glaube, du solltest sie besser behalten«, sagte sie.
    »Danke«, entgegnete Hamisch. »Nun, was wollte ich dir sagen...? Oh, ja. Es sind Besucher zu dir unterwegs. Hab sie entdeckt, als ich über dem Tal flog. Sieh nur, da oben.«
    Tiffany bemerkte zwei andere Objekte am Himmel, größer als ein Bussard, so hoch, dass sie bereits im vollen Sonnenlicht flogen. Kreisend gingen sie tiefer.
    Es waren Besen.
    Ich wusste, dass ich warten musste, dachte Tiffany.
    Es prickelte in ihren Ohren. Sie drehte sich um und sah Hamisch durchs Gras laufen. Der Bussard hob ihn hoch und stieg auf. Tiffany überlegte, ob sich Hamisch fürchtete oder den... Personen, die zu ihr unterwegs waren, nicht begegnen wollte.
    Die Besen näherten sich.
    Auf dem unteren saßen zwei Gestalten. Als er landete, erkannte Tiffany eine von ihnen als Fräulein Tick, die sich ängstlich an einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher