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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer
Autoren: Terry Pratchett
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kleineren Person festhielt, die den Besen gesteuert hatte. Sie fiel halb herunter und wankte zu Tiffany.
    »Du ahnst nicht, was ich hinter mir habe«, sagte Fräulein Tick. »Es war ein Albtram! Wir sind durch das Unwetter geflogen! Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Äh... ja...«
    »Was ist geschehen?«
    Tiffany sah Fräulein Tick an. Wie sollte sie diese Frage beantworten?
    »Die Königin ist fort«, sagte sie. Das schien eine geeignete Zusammenfassung zu sein.
    »Was? Die Königin ist fort? Oh... äh... diese Damen sind Frau Ogg... «
    »Morgen«, sagte die zweite Passagierin des Besens und zog an ihrem langen schwarzen Kleid, unter dem das Doing von Gummibändern erklang. »Dort oben weht der Wind dorthin, wo es ihm gefällt, das kann ich dir sagen!« Sie war klein und dick mit einem fröhlichen Gesicht wie ein Apfel, der zu lange gelagert hatte - wenn sie lächelte, bewegten sich die Falten in unterschiedliche Richtungen.
    »Und dies«, fuhr Fräulein Tick fort, »ist Fräulein...«
    »Frau«, schnappte die andere Hexe und stieg ab.
    »Tut mir Leid, Frau Wetterwachs«, sagte Fräulein Tick. »Es sind sehr gute Hexen«, flüsterte sie Tiffany zu. »Ich kann von Glück sagen, dass ich sie gefunden habe. Oben in den Bergen respektiert man Hexen.«
    Es beeindruckte Tiffany, dass jemand Fräulein Tick nervös machen konnte, und das schien der anderen Hexe allein
    durch ihre Anwesenheit zu gelingen. Sie war groß und... Nein, eigentlich war sie nicht besonders groß, aber sie wirkte groß - den Unterschied bemerkte man nur, wenn man genau hinsah. Wie die erste Hexe trug sie ein ziemlich schäbiges schwarzes Kleid. Sie hatte ein ältliches, schmales Gesicht, das nichts verriet. Durchdringend blickende blaue Augen musterten Tiffany von Kopf bis Fuß.
    »Du hast gute Stiefel«, sagte die Hexe.
    »Erzähl Frau Wetterwachs, was geschehen ist...«, begann Fräulein Tick. Aber die Hexe hob die Hand, und Fräulein Tick wurde sofort still. Das beeindruckte Tiffany noch mehr.
    Frau Wetterwachs bedachte Tiffany mit einem Blick, der sich durch ihren Kopf bohrte und auf der anderen Seite fünf Meilen weiter reichte. Dann ging sie zu den Steinen und winkte mit einer Hand. Es war eine seltsame Bewegung, eine Art Schlängeln in der Luft, und für einen Moment blieb eine glühende Linie zurück. Tiffany hörte ein Geräusch, einen Akkord - es klang, als ertönten alle Arten von Geräuschen gleichzeitig. Abrupte Stille folgte.
    »Fröhlicher-Seemann-Tabak?«, fragte die Hexe.
    »Ja«, antwortete Tiffany.
    Die Hexe winkte erneut, und wieder erklang ein scharfes, kompliziertes Geräusch. Frau Wetterwachs drehte sich plötzlich um und sah zu dem fernen Erdhügel, in dem die Kobolde wohnten.
    »Wir-sind-die-Größten? Kelda?«, fragte sie.
    »Äh, ja. Aber nur vorübergehend«, sagte Tiffany.
    »Hmmpf«, kommentierte Frau Wetterwachs.
    Wink. Geräusch.
    »Bratpfanne?«
    »Ja. Leider ist sie verloren gegangen.«
    »Hmm.«
    Wink. Geräusch. Frau Wetterwachs schien die Geschichte aus der Luft zu ziehen.
    » Volle Eimer?«
    »Und sie haben auch die Brennholzkiste gefüllt«, sagte Tiffany.
    Wink. Geräusch.
    »Ich verstehe. Spezielles Schaf-Einreibemittel?«
    »Ja, mein Vater sagt, davon bekommt man... «
    Wink. Geräusch.
    »Ah. Land aus Schnee.« Wink. Geräusch. »Eine Königin.« Wink. Geräusch. »Kampf.« Wink, Geräusch. »Auf dem Meer?« Wink, Geräusch, Wink, Geräusch...
    Frau Wetterwachs starrte in die blitzende Luft und betrachtete Bilder, die nur sie sehen konnte. Frau Ogg setzte sich neben Tiffany, und ihre kleinen Beine ragten nach oben, als sie es sich bequem machte,
    »Ich habe den Fröhlichen Seemann probiert«, sagte sie. »Schmeckt wie Zehennägel.«
    »Ja, das stimmt!«, erwiderte Tiffany dankbar.
    »Als Kelda der Wir-sind-die-Größten musst du einen von ihnen heiraten, nicht wahr?«, fragte Frau Ogg unschuldig.
    »Ja, aber ich habe einen Weg gefunden, das Problem zu umgehen«, sagte Tiffany und erzählte davon. Frau Ogg lachte. Es war ein geselliges, ungezwungenes Lachen, ein Lachen, bei dem man sich wohl fühlte.
    Die Geräusche und das Blitzen hörten auf. Frau Wetterwachs blickte einige Sekunden ins Leere und sagte dann: »Zum Schluss hast du die Königin geschlagen. Aber ich glaube, dabei hat dir jemand geholfen.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Tiffany.
    »Und wer... ?«
    »Ich frage dich nicht nach deinen Angelegenheiten«, sagte Tiffany, noch bevor sie begriff, was sie sagte. Fräulein Tick schnappte nach Luft. In
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