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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer
Autoren: Terry Pratchett
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sagte Frau Ogg. »Das ist Theatergerede. Tschüss, Tiff. Wir sehen uns wieder.«
    Ihr Besen stieg langsam auf. Von Frau Wetterwachs' Besen hingegen kam nur ein trauriges leises Geräusch, wie das Fwop von Fräulein Ticks spitzem Hut. Der Besen machte Kschugagugah.
    Frau Wetterwachs seufzte. »Es sind die Zwerge«, sagte sie. »Sie behaupten, dass sie ihn repariert haben, o ja, und in ihrer Werkstatt startet er auch...«
    Das Pochen von Hufen wurde lauter. Überraschend schnell schwang sich Frau Wetterwachs vom Besen herunter, nahm ihn fest in beide Hände und lief mit wehendem Kleid über die Wiese.
    Sie war ein Fleck in der Ferne, als Tiffanys Vater auf einem der Farmpferde über die Hügelkuppe kam. Er hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, ihm die Lederschuhe überzustreifen. Große Erdbrocken flogen auf, als Hufe so groß wie große Suppenteller*, jeder von ihnen mit Eisen beschlagen, den Boden aufrissen.
    Tiffany hörte hinter sich ein leises Kschugagugahwww-woooom, als ihr Vater vom Pferd sprang.
    Es überraschte sie, dass er lachte und gleichzeitig weinte.
    Es war alles wie ein Traum.
    Tiffany fand es recht nützlich, solche Antworten zu geben. Ich kann mich kaum erinnern, es war alles wie ein Traum. Es war alles wie ein Traum, ich bin mir nicht sicher.
    Der überglückliche Baron hingegen war sehr sicher. Diese... diese Königin-Frau, wer auch immer sie gewesen war, hatte offenbar Kinder entführt, aber Roland hatte sie geschlagen, o ja, und den beiden anderen Kindern geholfen zurückzukehren.
    Ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass Tiffany zu Bett ging, obwohl es noch helllichter Tag war. Sie erhob keine Einwände. Sie war müde und lag unter der Decke in jener
    angenehmen, rosaroten Welt zwischen Schlafen und Wachen.
    Sie hörte, wie der Baron und ihr Vater unten miteinander sprachen. Sie hörte, wie die Geschichte zwischen ihnen gesponnen wurde, als sie versuchten, alles zu verstehen. Das Mädchen war natürlich sehr tapfer gewesen (hier sprach der Baron), aber sie war doch erst neun. Und sie wusste nicht einmal, wie man mit einem Schwert umging! Roland hingegen hatte Fechtunterricht in seiner Schule...
    Und so ging es weiter. Später, als der Baron gegangen war, hörte Tiffany ihre Eltern über andere Dinge sprechen. Zum Beispiel darüber, dass Rattenbeutel jetzt auf dem Dach lebte.
    Tiffany lag im Bett und roch die Salbe, die ihre Mutter ihr auf die Schläfen gerieben hatte. Sie glaubte, dass ihre Tochter irgendwo mit dem Kopf angestoßen war, weil sie immer wieder die Hände hob und ihn berührte.
    Also... Roland mit dem fleischigen Gesicht war der Held des Tages. Und sie war wie die dumme Prinzessin, die sich den Fuß verstauchte und dauernd in Ohnmacht fiel. Tiffany hielt das für völlig unfair!
    Sie streckte die Hand nach dem kleinen Tisch neben ihrem Bett aus, auf den sie den unsichtbaren Hut gelegt hatte. Ihre Mutter hatte eine Tasse mit Brühe direkt hindurchgestellt, aber der Hut war noch da. Tiffanys Finger ertasteten, ganz schwach, den rauen Rand.
    Wir bitten nie um eine Gegenleistung, dachte sie. Außerdem war es ihr Geheimnis. Niemand sonst wusste von den Wir-sind-die-Größten. Zugegeben, Willwoll war mit einer um die Hüften geschlungenen Tischdecke durchs Haus gelaufen und hatte dabei gerufen: »Kleinekleine Männer! Ich haue dir die Stiefel weg!« Aber Frau Weh freute sich noch immer so sehr darüber, ihn zurückzuhaben und dass er über andere Dinge als Süßigkeiten sprach, dass sie kaum darauf achtete, was er sagte.
    Nein, Tiffany konnte es niemandem sagen. Man würde ihr nicht glauben. Und angenommen, jemand glaubte ihr doch und ging zum Erdhügel der Kobolde und sah dort nach? So etwas durfte nicht passieren.
    Was hätte Oma Weh getan?
    Oma Weh hätte nichts gesagt. Oma Weh schwieg oft. Sie lächelte nur vor sich hin, rauchte ihre Pfeife und wartete auf den richtigen Zeitpunkt...
    Tiffany lächelte vor sich hin.
    Sie schlief und träumte nicht.
    Und ein Tag verging.
    Und noch ein Tag.
    Am dritten Tag regnete es. Tiffany ging in die Küche, als niemand da war, und nahm die Porzellanschäferin aus dem Regal. Sie legte sie in einen Beutel, schlich aus dem Haus und lief zum Kreideland.
    Das schlechteste Wetter zog zu beiden Seiten der Kreide vorbei, die wie der Bug eines Schiffes durch die Wolken ragte. Doch als Tiffany die Stelle erreichte, wo ein alter Kanonenofen und vier eiserne Räder standen, als sie ein Quadrat aus dem Gras schnitt, vorsichtig ein Loch für die
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