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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer
Autoren: Terry Pratchett
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Frau Oggs Augen funkelte es, und sie sah von Tiffany zu Frau Wetterwachs wie jemand, der ein Tennisspiel beobachtete.
    »Tiffany, Frau Wetterwachs ist die berühmteste Hexe auf der ganzen...«, begann Fräulein Tick streng, aber die Hexe brachte sie erneut mit einem kurzen Wink zum Schweigen. Ich muss lernen, wie man das macht, dachte Tiffany.
    Dann nahm Frau Wetterwachs ihren spitzen Hut ab und verbeugte sich vor Tiffany.
    »Wohl gesprochen«, sagte sie, richtete sich auf und sah Tiffany in die Augen. »Ich hatte kein Recht, dich das zu fragen. Dies ist dein Land, wir sind hier bei dir zu Gast. Ich respektiere dich, so, wie du auch mich respektieren wirst.« Für einen Augenblick schien die Luft zu gefrieren und sich der Himmel zu verdunkeln. Und dann, als hätte es den Moment des Donners nicht gegeben, fuhr Frau Wetterwachs fort: »Aber wenn du mir eines Tages mehr erzählen möchtest, werde ich dir dankbar zuhören«, sagte sie im Plauderton. »Und die Geschöpfe, die aussehen, als bestünden sie aus altem Teig. Auch über sie würde ich gerne mehr erfahren. Ich bin ihnen noch nie begegnet. Und deine Großmutter war anscheinend eine Person, die ich gerne kennen gelernt hätte.« Sie straffte die Schultern. »Unterdessen sollten wir feststellen, ob es noch etwas gibt, das man dich lehren kann.«
    »Kann ich jetzt zur Hexenschule gehen?«, fragte Tiffany.
    Kurze Stille folgte dieser Frage.
    »Hexenschule?«, wiederholte Frau Wetterwachs.
    »Äh«, sagte Fräulein Tick.
    »Du hast es metapahorisch gemeint, nicht wahr?«, fragte Tiffany.
    »Metapahorisch?« Frau Ogg runzelte die Stirn.
    »Sie meint metaphorisch«, murmelte Fräulein Tick.
    »Es ist wie mit Geschichten«, sagte Tiffany. »Schon gut. Ich verstehe jetzt. Dies ist die Schule. Der magische Ort. Die Welt. Hier. Und man merkt es erst, wenn man richtig hinsieht. Wusstet ihr, dass die Kobolde diese Welt für den Himmel halten? Wir sehen einfach nicht richtig hin. Hexerei kann man nicht lehren. Nicht auf die übliche Art. Hexerei bedeutet vor allem, wie man... man selbst ist.«
    »Gut gesagt«, erwiderte Frau Wetterwachs. »Du bist scharfsinnig. Aber es gibt auch Magie. Das wirst du noch lernen. Große Intelligenz ist dazu nicht erforderlich, sonst könnten Zauberer nicht zaubern.«
    »Außerdem brauchst du eine Arbeit«, fügte Frau Ogg hinzu. »Mit Hexerei allein verdient man nichts. Man kann nicht für sich selbst hexen, verstehst du? Eiserne Regel.«
    »Ich mache guten Käse«, sagte Tiffany.
    »Käse, wie?«, fragte Frau Wetterwachs. »Hmm. Ja. Käse ist in Ordnung. Weißt du etwas über Medizin? Und Geburtshilfe? Das sind sehr nützliche Kenntnisse.«
    »Ich habe bei einigen schwierigen Schafgeburten geholfen«, sagte Tiffany. »Und ich habe gesehen, wie mein Bruder geboren wurde. Sie vergaßen, mich hinauszuschicken. Es sah nicht zu schwierig aus. Aber ich glaube, Käse ist leichter und nicht so laut.«
    »Käse ist in Ordnung«, wiederholte Frau Wetterwachs und nickte. »Käse lebt.«
    »Und was macht ihr wirklich?«, fragte Tiffany.
    Die dünne Hexe zögerte kurz.
    »Wir kümmern uns um die... Kanten«, antwortete Frau
    Wetterwachs. »Es gibt viele Kanten, mehr als die meisten Leute ahnen. Zwischen Leben und Tod, zwischen dieser Welt und der nächsten, zwischen Nacht und Tag, richtig und falsch... Und diese Kanten muss man im Auge behalten. Wir wachen über sie. Wir wachen über die Summe der Dinge. Und wir verlangen nie eine Gegenleistung. Das ist wichtig.«
    »Die Leute geben uns Dinge«, sagte Frau Ogg munter. »Hexen gegenüber können sie sehr großzügig sein. Am Backtag in unserem Dorf weiß ich manchmal nicht, wohin mit all dem Kuchen. Es gibt verschiedene Arten, auf Gegenleistungen zu verzichten, wenn du verstehst, was ich meine. Den Leuten gefällt es, eine zufriedene Hexe zu sehen.«
    »Aber hier bei uns hält man Hexen für böse!«, sagte Tiffany, und ihre Zweiten Gedanken fügten hinzu: Weißt du noch, wie selten Oma Weh sich ihren Tabak selbst kaufen musste?
    »Es ist erstaunlich, an welche Dinge sich die Leute gewöhnen können«, sagte Frau Ogg. »Man muss nur langsam anfangen.«
    »Und wir müssen uns jetzt beeilen«, sagte Frau Wetterwachs. »Ein Mann reitet auf einem Ackergaul hierher. Blondes Haar, rotes Gesicht... «
    »Das klingt nach meinem Vater!«
    »Er lässt das arme Tier galoppieren«, sagte Frau Wetterwachs. »Verlieren wir keine Zeit. Möchtest du mehr lernen? Wann kannst du dein Zuhause verlassen?«
    »Wie bitte?«,
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