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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight
Autoren: Lynda Hilburn
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muss herausfinden, wie ernst sie diese Fantasiewelt wirklich nimmt, die sie sich da aufgebaut hat. Sie ist wortgewandt und intelligent, aber naiv, mit einer kontaktfreudigen, vertrauensseligen Art, die sowohl bezaubernd als auch problematisch ist. Ist dies ein Versuch, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, oder ein Hilferuf? Sie hat sich auf einige sehr gefährliche Aktivitäten eingelassen und gibt nur sehr ungern zu, dass das der Fall ist, weil diese Gruppe von Freunden wahrscheinlich ihre wichtigsten Kontakte darstellt. Recherchieren: mangelnde Familienbindung. Grenzen setzen und Vertrag für gesünderes Verhalten ausarbeiten
.
    Au weia – als ob das Leben nicht schon abstrus genug wäre!
Kommt, wir gehen los und trinken Blut!
Warum war ich darauf nicht selbst schon gekommen?
    Aber ich musste mir eingestehen, dass das Thema bereits mein Interesse geweckt hatte. Schließlich galt für mich die gleicheRegel wie für alle anderen Therapeuten: Schreib oder stirb! Ich brauchte noch ein Buch mit meinem Namen darauf. Und wenn ich ehrlich war: Mein Dasein war langweilig geworden. Ich hatte alle Ziele erreicht, die ich mir gesetzt hatte, und war in einen Trott verfallen. Nach all den Adrenalinstößen, die es mir verschafft hatte, jedes akademische Programm schneller abzuschließen als erwartet, war es nicht gerade aufregend, sich in die Routine einer privaten therapeutischen Praxis einzufügen. Es konnte nicht schaden, sich einer neuen Herausforderung zu stellen.
    Ich fuhr den Bürocomputer hoch und begann, im Netz nach allen Stichwörtern zu suchen, die mir in dem Zusammenhang einfielen, der mich interessierte: Vampire, Vampirismus, Blut, Blut trinken, Sekten, Bewusstseinskontrolle, Unsterbliche und so weiter. Bald watete ich nur so in Internetgeschichten über Vampire, Untersuchungen über Bluttrinker früherer Jahrhunderte, Fallstudien über selbsternannte Untote und Webforen für Möchtegernvampire. Ein veritabler Crashkurs.
    Ich druckte mir ein paar der informativeren Texte aus und verbrachte über drei Stunden an meinem Schreibtisch über psychologischen Nachschlagewerken in der Hoffnung, etwas Brauchbares zu finden. Als ich irgendwann auf den Gedanken kam, auf die Uhr zu sehen, war es draußen stockdunkel geworden. In der Regel vermied ich es, mein Bürogebäude nach Einbruch der Dunkelheit zu Fuß zu verlassen. Auf den Straßen waren zu viele merkwürdige Gestalten unterwegs.
    »Mist, Mist, Mist!«, sagte ich laut, während ich meine Papiere einsammelte und in die Aktentasche schob. Ich zog die Schuhe wieder an, griff nach Handtasche und Autoschlüsseln, schloss meine Praxis ab und ging zum Aufzug.
    Um diese Tageszeit herrschte in dem Gebäude meist nicht mehr viel Betrieb, und der Aufzug kam sofort. Ich fuhr nachunten, die Schlüssel mit der Fernbedienung für die Alarmanlage in der Hand, und verließ mit langen Schritten das sechsstöckige Bürogebäude. Glücklicherweise hatte ich das Auto auf dem Parkplatz auf der anderen Straßenseite unmittelbar unter einer Laterne abgestellt. Mein champagnerfarbener BMW war der einzige Wagen, der noch dort stand, und so ging ich davon aus, dass es nicht allzu gefährlich sein konnte.
    Ich hatte das Gebäude kaum verlassen, als ich aus dem Augenwinkel undeutlich eine Bewegung wahrnahm; ich spürte, wie die Härchen auf meinen Armen sich aufstellten, und bemerkte rechts von mir einen Schatten. Die Gestalt eines Mannes löste sich von der Mauer, an der er gelehnt hatte, und dann stand er einfach da, sah mich an und lächelte – beinahe so nahe, dass ich ihn hätte berühren können. Einen langen Moment lang hielten unsere Augen einander fest. Das Licht, das durch die Eingangstür ins Freie fiel, war hell genug, dass ich sehen konnte, wie hinreißend er aussah. Langes blondes Haar, strahlende Augen und enge Lederhosen.
    Hey, Moment mal! Hör auf, hier herumzustehen und den Typen zu bewundern, der dich überfallen will. Renn!
    Ich tat es.
    Für jemanden, der den ganzen Tag auf seinem Hintern saß und mit Leuten redete, konnte ich mich bei Bedarf noch recht schnell von der Stelle bewegen. Ich war mit einem dieser langen dünnen Leichtathletinnenkörper gesegnet, einem Erbe der väterlichen Seite meiner Familie, und mein Körperfettanteil hielt sich im unteren Bereich. Aber dank der genetischen Beiträge meiner Mutter zu meinem Körper war ich zu gut ausgestattet, als dass mir das regelmäßige Rennen viel Spaß bereitet hätte.
    Insofern – der Kampf-oder-Flucht-Instinkt ist
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