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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight
Autoren: Lynda Hilburn
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›das Verlies‹ – ist privat. An der Tür hängt ein Vorhang, aber meine Freundin Emerald und ich, wir warteten, bis der Typ an der Tür mal einen Moment wegging, und dann haben wir uns hinuntergeschlichen und durch einen Spalt hereingeschaut, und da waren diese ganzen Wahnsinnsleute«, sprudelte sie los; ihr Gesichtsausdruck war noch bei der Erinnerung ehrfurchtsvoll.
    »Wahnsinnsleute?«
    »Ja – zwei Sorten Leute, um genau zu sein: ein Haufen Kids so in meinem Alter, ein paar Jahre älter vielleicht, ein bisschen goth in der Aufmachung, aber auch wieder nicht richtig, mit weißem Make-up und roten Lippen. Und dann waren da noch die anderen – dermaßen schön. Sie hatten normales Zeug an, Leder und so, und hatten auch kein weißes Make-up, aber sie waren total umwerfend. Ein bisschen älter, Ende zwanzig oder über dreißig oder so und alle mit tollen langen Haaren …«
    Sie starrte sekundenlang mit herabhängendem Unterkiefer ins Leere, vollkommen von ihrer Vision gebannt.
    »Sie waren also absolut umwerfend?«
    Sie nickte sachte und bestätigte: »Total.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Wir standen einfach da und sahen uns das an, und dann ist eine Hand durch den Vorhang gekommen und hat ihn aufgemacht, und der heißeste Typ, den ich je gesehen hab, fragte uns, ob wir reinkommen wollten. Emerald lehnte ab – sie hat wirklich vor allem und jedem Angst –, aber ich wollte mir diese Leute wirklich näher ansehen, also hab ich ja gesagt. Der Typ streckte seinen Arm aus und nahm meine Hand, küsste mich doch wirklich auf den Handrücken und sagte, er heiße Devereux. Ich habe gedacht, gleich kippe ich um – bloß davon, dass ich ihn ansehe. Es war irgendetwas mit seinen Augen.« Sie unterbrach sich und warf einen Blick in meine Richtung, als wollte sie meine Reaktionen abschätzen, bevor sie sich auf weitere Details einließ.
    Ich spürte, wie die Muskeln in meinem Nacken und Rücken sich verspannten – etwas, das manchmal passierte, wenn ich mir allzu viel Mühe geben musste, die Ansichten für mich zu behalten, mit denen ich am liebsten herausgeplatzt wäre. Den Mund zu halten konnte der schwierigste Aspekt meines Berufs sein.
    Sie lernte also in einer Bar einen fremden Mann kennen. Einen in Leder gekleideten Mann, der sie in einen privaten Raum einlud. Was stimmt mit diesem Bild nicht?
    Ich lächelte. »Und dann?«
    »Dann führte er mich irgendwie da hinein, und Emerald kam hinterher. In dem Zimmer müssen so ungefähr fünfzig Leute gewesen sein, und sie waren alle unglaublich. Dev führte uns zu einem Tisch, und er war so höflich dabei. Er hat uns die Stühlezurechtgeschoben wie in einem alten Film und gefragt, ob wir etwas trinken wollten. Wir haben beide Bier bestellt – wir mussten das einfach ausprobieren –, aber er brachte uns Cola, und dann haben wir einfach dagesessen und ihn angestarrt. Er trank gar nichts, und ich fragte ihn, warum. Da sagte er, er hätte für diesen Abend schon genug getrunken, und lächelte einfach nur und machte diese psychedelischen Augen. Ich hab damals nicht gewusst, was er damit meint, aber jetzt weiß ich’s.«
    »Nämlich was?«
    »Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie das nicht weitererzählen? Ich will nicht, dass Dev wütend wird«, erklärte sie, während sie in meinem Gesicht nach Anzeichen für Unaufrichtigkeit forschte.
    »Ich verspreche es«, versicherte ich.
    Sie nickte. Offenbar hatte ich die Prüfung bestanden.
    »Na ja, er trinkt Blut, wissen Sie? Vampire machen das eben so. Und als er sagte, er hätte genug, meinte er damit, dass er schon ›gegessen‹ hätte«, erläuterte sie; ihr Tonfall war leichthin und beiläufig, als redeten wir über das Wetter.
    Igitt. Er trinkt Blut. Wenn das nicht krank ist …
    »Und – trinkst du Blut?«
    Das war offensichtlich eine heikle Frage, denn Midnight begann wieder, an ihrer Unterlippe herumzunagen; sie drehte den Saum ihres Capes zwischen den Fingern und starrte in ihren Schoß hinunter.
    »Midnight? Alles in Ordnung mit dir?«
    Sie rutschte in ihrem Sessel herum und sagte: »Ja. Es ist einfach unheimlich, darüber zu reden.«
    »Meinst du wegen dem, was deine Familie von alldem halten würde?«
    Sie zögerte. »Nein, wegen dem, was Dev machen würde,wenn er’s herausfände«, entgegnete sie leise. »Wir dürfen kein Blut trinken.«
    Na Gott sei Dank, immerhin!
    »Wir kommen gleich noch einmal darauf zurück. Wie sieht deine Beziehung zu Dev aus?« Ich wurde zusehends misstrauischer, was diesen
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