Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
konzentrierte sich ganz auf die Dunkelheit, die sie einhüllte. Als er die Maschine entdeckte, zögerte er. Ich sah förmlich, wie er verblüfft die Augen zusammenkniff. Er streckte den Arm aus, um Rochelle aufzuhalten, und auch Eric blieb stehen.
    Messinger stieß uns von der Mauer ab. »He, Kumpel! Hier drüben! Schau, was ich habe!«
    Einen Moment lang bildeten wir fünf ein lebendes Bild. Ich hatte das Gefühl, wir seien Teil eines Festzugs, gehörten einer Theatergruppe an, die ein bekanntes historisches Ereignis darstellte. Niemand rührte sich. Messinger hatte die Hand von meinem Mund weggenommen, aber keiner von uns sagte ein Wort.
    Endlich wurde Eric munter. »Daddy?«
    »Hallo, mein Großer. Wie geht’s dir denn? Ich bin hier, um dich abzuholen.«
    »Mark, gib ihn mir wieder«, sagte Rochelle. »Ich bitte dich. Du hast ihn jetzt acht Monate gehabt. Lass ihn bei mir. Bitte.«
    Trotz der Entfernung zwischen uns war ihre Stimme deutlich zu hören.
    »Kommt nicht in Frage, Baby. Das ist mein Junge. Aber weißt du was? Ich schlage dir einen Handel vor. Ich kriege Eric, und ihr kriegt sie. Ist das fair?«
    Dietz sah Rochelle an. »Er wird Eric nichts tun...«
    »Halten Sie sich da raus!«, fauchte Rochelle ihn an. »Das ist nur eine Sache zwischen ihm und mir.«
    »Er bringt Kinsey sonst um«, sagte Dietz.
    »Das ist mir scheißegal!«
    »Entschuldigen Sie, Dietz«, mischte Messinger sich ein. »Ich unterbreche Sie nur ungern, aber eine Auseinandersetzung mit ihr können Sie nicht gewinnen. Sie ist ein dickköpfiges Miststück. Glauben Sie mir, ich weiß Bescheid.«
    Dietz schwieg und sah Messinger an. Rochelle hatte besitzergreifend die Arme um Eric gelegt und hielt ihn fest — fast so wie Messinger mich.
    Messinger konzentrierte sich einen Augenblick auf Dietz. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Knarre herausholen würden, Kumpel. Könnten Sie das tun? Ich möchte dieser Dame nicht sofort das Hirn aus dem Kopf blasen müssen. Ich hab mir gedacht, dass ihr euch gern voneinander verabschieden würdet.«
    »Wie ernst ist es Ihnen mit einem Handel?«, fragte Dietz.
    »Erledigen wir zuerst die Sache mit der Knarre, okay? Dann verhandeln wir. Ich muss Ihnen sagen, dass ich ziemlich nervös bin. Ich habe eine entsicherte .45er in der Hand, und der Abzug braucht nur zwei Pfund Druck. Also machen Sie mal ganz langsam.«
    Dietz schien sich in Zeitlupe zu bewegen, nahm seine Waffe aus dem Halfter, das er unter dem sportlichen Tweedjackett trug. Er hielt den Lauf in die Höhe, nahm das Magazin heraus und warf es auf den Boden. Das Metall klapperte über den Beton, als er es mit der Fußspitze wegstieß. Er warf die Waffe über die Schulter in die Dunkelheit. Dann hob er die Hände, Handteller nach außen.
    Dietz und ich wechselten einen Blick. Ich fühlte Messin-gers Anspannung durch meine Rückenknochen. So an ihn gelehnt, war mir wärmer, und wenn ich den Kopf nicht bewegte, spürte ich die Pistolenmündung kaum. Da der Lauf mit aufgeschraubtem Schalldämpfer so lang war, konnte er ihn mir nicht direkt an den Kopf halten. Er war gezwungen, aus einem bestimmten Winkel auf mich zu zielen. Ich fragte mich, ob ihm das Gewicht der Waffe nicht allmählich lästig wurde.
    Messinger musterte Dietz sehr sorgfältig.
    »Sehr schön. Und jetzt überreden Sie Rochelle dazu, mit mir zu kooperieren. Versuchen Sie, sie zur Vernunft zu bringen. Wenn Sie’s nicht schaffen, werde ich hier meinen Fünfzehnhundertdollar-Auftrag erledigen.«
    »Warum fragst du nicht Eric, was er will?«, sagte Rochelle.
    »Weil er noch zu klein ist, um zu unterscheiden, wer für ihn sorgen soll«, sagte Messinger gönnerhaft. »Du lieber Himmel, Rochelle! Es ist nicht zu fassen, was für einen Scheiß du daherredest. Genau das macht dich zu einer schrecklich schlechten Mutter, weißt du das? Wenn er bei dir bleibt, wird mit der Zeit ein richtiger kleiner Schwächling aus ihm. Lassen wir jetzt den Quatsch beiseite, erledigen wir lieber unseren kleinen Handel. Schick Eric einfach zu mir rüber, dann sehen wir, was wir tun können.«
    Dietz sah Rochelle an. »Tun Sie, was er sagt.«
    Sie antwortete nicht. Sie starrte Messinger an, dann schweifte ihr Blick zu mir ab. »Ich glaub dir nicht. Du bringst sie trotzdem um.«
    »Nein, das werde ich nicht tun«, sagte er, als habe sie ihn fälschlich beschuldigt. »Deshalb habe ich sie hergebracht. Um zu tauschen. Ich würde nie jemanden linken, wenn es dabei um mein Kind geht. Bist du verrückt?«
    »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher