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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist
Autoren: Sue Grafton
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sagte, mit meinen Gedanken überein.
    »Lass den verdammten Wagen an!« Sein Zorn war unberechenbar — manchmal Feuer und manchmal Eis, seine Gefühle schwankten zwischen ungezügelter Impulsivität und eiserner Selbstbeherrschung.
    Ich schob den Schlüssel ins Zündschloss.
    »Wohin wollen sie mit meinem Sohn?«
    »Das haben sie mir nicht gesagt.«
    »Du verlogenes Miststück! Dann sag ich es dir!« Er senkte die Stimme, und ich spürte die Wucht seiner Worte an meiner Wange. Die Sexualität war wieder da, das gleiche prickelnde Verlangen wie beim ersten Tanz mit einem Mann — ein Bewusstsein der Körperlichkeit und aller Möglichkeiten, die auf einen warten. Er war wieder ruhig, zuversichtlich, sein kehliges Lachen fast ein Jubeln. »Rochelle hat einen Zwillingsbruder, der Pilot ist«, sagte er. »Sie wird mit Eric nicht in ihre Wohnung gehen, weil sie weiß, dass ich ihn dort sofort finden würde und sie tot wäre, bevor sie Zeit hätte, die Tür zu schließen. Sie wird versuchen, ihn mit dem Flugzeug wegzubringen und zu verstecken, bis sich alles abgekühlt hat.« Er nahm die Pistole von meiner Schläfe und fuchtelte mit dem Lauf in der Luft herum. »Setz auf die Straße zurück und bieg nach links ein. Wir fahren zum Flughafen. Fahr vorsichtig, okay? Tust du das für mich?«
    Ich nickte benommen, meine Stimmung wechselte so abrupt wie die seine. Noch lebte ich, war weder verstümmelt noch verkrüppelt. Ich war dankbar, dass er mich nicht verletzt hatte, glücklich, dass ich noch lebte und lächerlich glücklich, dass er sich gut benahm und fast freundlich mit mir sprach, als ich im Rückwärtsgang auf die Straße fuhr. Er verwandelte meine übliche Großspurigkeit in Demut. Es gab noch Hoffnung. Es gab noch eine Chance. Vielleicht waren sie nicht mehr da. Vielleicht konnte ich ihn umbringen, bevor er mich umbrachte. Plötzlich sah ich Rochelle vor mir, mit einer Schusswunde in der Brust. Er würde sie genauso unbekümmert töten wie Patrick Bronfen, genauso sachlich, genauso beiläufig, genauso selbstverständlich. Dietz würde sterben. Messinger würde vorgeben, mich gegen Eric austauschen zu wollen, und uns dann alle umbringen. Rochelle, Dietz und mich, und das Ausmaß des Entsetzens würde von der Reihenfolge abhängen, in der er uns tötete. Ich konzentrierte mich auf die Straße und bekam plötzlich ein Gefühl für den Wagen. Ich roch die Ledersitze, die frische Rose in der Kristallvase. Geräuschlos glitt der Wagen dahin. Ich bog auf den Highway tor ein und raste nordwärts. Weit und breit keine einzige Autobahnstreife in Sicht.
    Mein Mund war trocken. Ich räusperte mich. »Woher wussten Sie, wo ich bin?«
    »Ich habe in der ersten Nacht, in der der Porsche vor deinem Haus geparkt war, eine Wanze angebracht. Bin euch seither in verschiedenen Mietwagen überallhin gefolgt. Siehst du das? Mein Empfänger.«
    »Warum haben Sie Patrick erschossen?«
    »Warum nicht? So einen Armleuchter.«
    Ich sah ihn neugierig von der Seite an. »Und warum haben Sie Ernie verschont?«
    »Den alten Scheißer? Wer weiß. Vielleicht fahr ich zurück und hol’s nach, wenn du’s schon erwähnst.« Er sagte es neckend. Ein bisschen Killerhumor, um mir zu zeigen, was für ein Draufgänger er war. Er hatte die Waffe von meiner Schläfe genommen, sie lag jetzt auf seinem Knie. »Was ist das für eine Geschichte mit dem Leibwächter? Er ist eine wahre Plage. Zweimal hätte ich dich um ein Haar gehabt, und immer ist er dazwischengekommen.«
    Ich blickte starr auf die Straße. »Er ist sehr tüchtig.«
    Er sah zu mir herüber. »Treibst du’s mit ihm?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Ach, komm schon!«
    »Ich kenne ihn erst seit vier Tagen«, sagte ich tugendhaft.
    »Na und?«
    »Na, so schnell gehe ich mit keinem Typ ins Bett.«
    »Du hättest es tun sollen, solange du noch Gelegenheit dazu hattest. Jetzt ist er ein toter Mann. Ich schlage dir einen Handel vor. Wie wär’s? Er oder du? Besser noch, Rochelle oder er. Triff deine Wahl. Wenn du’s nicht tust, bring ich euch alle drei um.«
    »Sie werden doch nur für einen bezahlt.«
    »Stimmt, aber Geld ist nicht alles. Wenn man etwas gern tut, macht man’s auch umsonst. Hab ich Recht?« Er beugte sich zum Kassettenrecorder vor. »Ein bisschen Musik? Ich habe Jazz, Klassik, Rock und Beat. Kein Heavy Metal oder Reggae. Den Mist hasse ich. Willst du Sinatra hören?«
    »Nein, danke.« Ich sah die Ausfahrt zur Universität und zum Flughafen und hielt mich rechts. Die Straße
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