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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist
Autoren: Sue Grafton
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bekommen eine zweite Chance, Eric zurückzuholen«, sagte Dietz zu ihr. »Ich verspreche es. Wir werden Ihnen helfen. Aber gehen Sie jetzt darauf ein.«
    Sogar aus dieser Entfernung sah ich, wie ihr Gesicht sich verzog. Sie gab Eric einen leichten Stoß. »Geh schon...« Die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, begann sie zu weinen.
    Eric zögerte, blickte von ihrem Gesicht zum Gesicht seines Vaters.
    »Es ist schon gut, Engel«, sagte sie. Er ging rasch, den Kopf gesenkt, das Gesicht verborgen.
    Messinger packte mich noch fester, und ich roch den gelblichen Schweiß, der ihm aus allen Poren sickerte — den Schweiß sexueller Erregung. Die Zeit schien stillzustehen, während das Kind den Parkplatz überquerte. Nur der Wind war zu hören, der raschelnd über die Rollbahn fegte.
    Eric kam bei uns an. Ich hatte ihn noch nie aus der Nähe gesehen. Er sah aus wie ein Kind auf einer Glückwunschkarte zum Valentinstag, rosige Wangen, blaue Augen, lange Wimpern. So verletzlich. Er hatte leicht abstehende Ohren, und sein Hals schien zu dünn zu sein. »Tu ihr nichts, Daddy.«
    »Das würde ich nie tun«, sagte Messingen »Der Wagen steht auf der anderen Seite des Hangars. Du kannst dort drüben auf mich warten. Hier ist der Schlüssel.«
    »Mark?« Rochelles Stimme ging fast unter im Dröhnen einer Maschine, die zur l.andung ansetzte. Tränen strömten über ihr Gesicht. »Darf ich ihm einen Abschiedskuss geben?«
    »Himmel!«, hörte ich ihn murmeln. Dann hob er die Stimme: »Na, dann komm rüber, aber mach schnell.« Zu Eric sagte er: »Warte hier auf deine Mami, und dann setzt du dich in den Wagen, wie ich es dir gesagt habe. Hast du zu Abend gegessen?«
    »Wir haben bei McDonald’s gehalten und einen Big Mac gegessen.«
    »Nicht zu fassen! Du weißt doch noch, was ich dir über diesen Plastikfraß gesagt habe?«
    Eric nickte, seine Augen füllten sich mit Tränen. Er wusste nicht mehr, ob er auf den Vater oder auf die Mutter hören sollte.
    In der Zwischenzeit kam Rochelle auf uns zu, in einer schnurgeraden Linie, setzte einen hochhackigen Schuh vor den anderen wie in der Mannequinschule. Über ihre Schulter hinweg trafen sich die Blicke von Dietz und mir und hielten einander fest. Sein Lächeln wollte mir Mut machen. Ich wollte Dietz nicht sterben sehen, glaubte es nicht ertragen zu können, dachte, wenn es darauf hinauslief, wollte ich auch nicht mehr leben.
    Ich sah zu Rochelle hin. Sie war ungefähr einen Meter vor uns stehen geblieben. Eric ging auf sie zu und presste das Gesicht gegen sie. Sie bückte sich und legte die Wange auf seinen Scheitel. Sie weinte ganz offen. »Ich liebe dich«, flüsterte sie. »Du wirst brav sein, nicht wahr?«
    Er nickte stumm, löste sich dann von ihr und lief, ohne zurückzublicken, auf den Rolls zu. Sein Vater rief ihm nach: »He, Eric, im Handschuhfach sind ein paar Kassetten. Du darfst spielen, was du willst.«
    Rochelle sah Mark an. Sie zog den Derringer aus der Tasche, zielte auf seinen Kopf und drückte ab. Der Knall war unverhältnismäßig laut für eine so kleine Waffe. Ich hörte Mark schreien. Er ließ die .45 er fallen, presste beide Hände auf sein rechtes Auge, stürzte seitlich aufs Pflaster und krümmte sich vor Schmerzen. Mit einer Sachlichkeit, die sie von ihm gelernt haben musste, ging Rochelle ganz dicht an ihn heran und feuerte wieder. »Du Mistkerl! In deinem ganzen verdammten Leben hast du dich noch nie an eine Abmachung gehalten.«
    Messinger lag still.
    Dietz setzte sich in Bewegung und kam auf mich zu. Ich lief ihm entgegen.

    Als die Polizei schließlich den Boden um Bronfens Geräteschuppen herum aufriss, kamen vier Leichen ans Licht. Die im Fundament vergrabene wurde als ehemaliger Pensionsgast von Bronfen identifiziert, dessen Pensionsscheck Bronfen mindestens fünf Monate lang kassiert hatte. Die Pathologen arbeiten noch immer daran, festzustellen, wer die anderen Toten sind; doch eine ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Bronfens Frau Sheila. Irene geht es besser, seit sie die Wahrheit weiß. Sie hat einen guten Therapeuten gefunden, der ihr hilft, mit allem fertig zu werden. Es wird vielleicht noch Jahre dauern, aber sie ist wenigstens auf dem richtigen Weg.
    Ein dritter (und letzter) gedungener Mörder wurde, kurz nachdem Messinger getötet worden war, in Carson City gefasst. Gestern habe ich mit Lee Galishoff telefoniert, der mir erzählte, Tyrone Patty sei bei einem Streit mit einem Mitgefangenen durch einen Messerstich
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