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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist
Autoren: Sue Grafton
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habe mir Annes Grab angesehen.«
    »Kommen Sie zur Sache, ich habe zu arbeiten. Sie liegt bei der übrigen Familie am Hügelhang.«
    »Nicht ganz«, sagte ich. Ich lehnte an der Theke und sah ihm beim Auspacken von Konservendosen zu. »Ich war im Büro und habe mir Annes Karteikarte zeigen lassen. Sie haben ihr zwar einen Grabstein gekauft, aber in dem Grab ist keine Leiche. Anne hat im Januar 1940 mit Irene die Stadt verlassen.«
    Er wollte sich aufregen, schaffte es aber nicht, sich in die nötige Hitze hineinzusteigern. »Ich habe sie den ganzen weiten Weg von Tuscon, Arizona, hierher überführen lassen und die Überführung bezahlt. Wenn sie nicht in dem Sarg liegt, müssen Sie das nicht mir sagen. Fragen sie den Kerl, der behauptet, dass er sie hineingebettet hat.«
    »Ach, lassen Sie’s gut sein«, sagte ich. »Kürzen wir die Jagd ab. Es hat in Arizona weder einen Ehemann noch kleine Kinder gegeben. Das haben Sie alles erfunden. Sie haben Charlotte und Ernily umgebracht. Und Sheila auch. Anne war bis gestern Nacht noch am Leben, und von ihr habe ich das meiste erfahren. Sie hat mir erzählt, Emily habe das Haus verkaufen wollen, doch Sie hätten sich geweigert. Sie muss darauf gedrängt haben, und Sie haben sich daher gezwungen gesehen, sie auszuschalten, um den Streit zu beenden. Nachdem Emily aus dem Weg war, brauchten Sie sich nur noch wegen Anne den Kopf zu zerbrechen. Wenn Sie sie für tot erklären ließen, gehörte der ganze Besitz Ihnen...«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie sind ein verrücktes Frauenzimmer. Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
    Ich ging zum Wandtelefon. »Einverstanden. Mir egal. Sie können sich mit Lieutenant Dolan unterhalten, sobald er hier ist.«
    Jetzt war er bereit, darüber zu sprechen, jedes Mittel der Verzögerung war ihm recht. »Ich könnte niemanden töten. Warum sollte ich auch?«
    »Wer weiß, was Sie für ein Motiv hatten? Ich vermute, es ging um Geld. Ich weiß nicht warum, nur dass Sie’s getan haben.«
    »Habe ich nicht.«
    »O doch, Sie haben. Wen wollen Sie hier zum Narren halten?«
    »Sie haben keinen Beweis, kein einziges Fitzelchen. Sie können mir nichts nachweisen.«
    »Ich nicht, aber jemand anders. Die Polizei ist wirklich schlau, Patrick, und hartnäckig. Mein Gott! Sie haben keine Ahnung, wie hartnäckig man vorgeht, wenn es um Mord geht. Man wird die ganze moderne Technik einsetzen. Labortests, Spezialgeräte, raffinierte Untersuchungsmethoden. Die Polizei hat Experten, und was haben Sie? Nichts als heiße Luft. Sie haben keine Chance. Vor fünfzig Jahren noch hätten Sie sie vielleicht zum Narren halten können, aber nicht heutzutage. Sie sitzen in der Scheiße, Kumpel. Sind total verratzt...«
    »Hören Sie mal! Warten Sie einen Moment, junge Dame. Eine solche Sprache dulde ich nicht in meinem Haus.«
    »Oh, ich bitte um Entschuldigung. Hab ich ganz vergessen. Sie haben Niveau, lassen keine unanständigen Ausdrücke zu, stimmt’s?« Ich wandte mich wieder zum Telefon. Als ich eben den Hörer nehmen wollte, splitterte hinter mir ein Fenster. Es war wie Ursache und Wirkung. Ich nehme den Telefonhörer ab, und prompt zerschellt die Fensterscheibe. Erschrocken machte ich einen gewaltigen Satz, ließ dabei den Hörer fallen und hüpfte wieder in die Höhe, als er an die Wand knallte. Eine Hand schob sich durch die zerbrochene Scheibe und griff herum, um die Tür aufzuschließen. Ein heftiger Tritt, die Tür schwang auf und prallte ebenfalls gegen die Wand. Ich hatte meine Handtasche gepackt und griff eben nach meiner Pistole, als Mark Messinger auftauchte, die Waffe gezogen und auf mich gerichtet. Der Schalldämpfer ließ den Lauf ungefähr dreißig Zentimeter lang aussehen.
    Diesmal lächelte er nicht, strahlte keine Sinnlichkeit aus. Das blonde Haar stand ihm um den Kopf wie die feuchten Stacheln eines Morgensterns. Seine blauen Augen waren kalt und ausdruckslos wie Stein. Patrick hatte kehrtgemacht und hastete auf die Haustür zu. Messinger feuerte ganz beiläufig auf ihn, blieb nicht einmal lange genug stehen, um den Entschluss zu fassen, schoss so selbstverständlich, wie man mit dem Finger zeigt. Peng! Das Geräusch der schallgedämpften .45er Halbautomatik war kaum nennenswert im Vergleich zu dem, was sie anrichtete. Die Wucht der Kugel nagelte Patrick an der Wand fest und riss ihn noch einmal nach vorn, bevor er fiel. Blut und zerfetztes Fleisch blühten auf seiner Brust wie eine Chrysantheme, das zerrissene Baumwollhemd sah aus wie ein
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