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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Fesseln.
    Tannenberg rieb sich geistesabwesend die Handgelenke. »Sie soll irgendwo in der Weilerbacherstraße
in einem Keller versteckt sein.« Er warf sich seinem Freund weinend um den Hals. »Aber sie ist schon seit eineinhalb Stunden tot.«
    »Woher weißt du das?«, fragte der Rechtsmediziner geschockt.
    »Rombach hat es gesagt. Diese Schweine haben zwei Schläuche in das Kellerfenster gesteckt.«
    »Oh Gott«, stöhnte Dr. Schönthaler. Dann drückte er seinen Freund von sich weg und fasste ihn scharf ins Auge. »Wir müssen auf alle Fälle so schnell wie möglich dorthin fahren. Wer weiß, vielleicht haben wir ja Glück und die Scheibe ist geplatzt oder ein Schlauch hat sich gelöst.«
    Wolfram Tannenbergs Gesicht leuchtete auf.
    »Und wo in der Weilerbacherstraße?«, setzte der Pathologe nach.
    »Keine Ahnung. Hausnummer hab ich leider keine.«
    »Aber ich«, verkündete Michael Schauß.
    Die beiden Freunde blickten ihn mit verblüffter Miene an.
    Der junge Kommissar hatte sein Notizbuch gezückt und las vor: »Weilerbacherstraße 214. Da besitzt dieser Fritsche ein Haus.«
    In diesem Augenblick traf Sabrina mit ihrem Dienstwagen bei ihren Kollegen ein. Die drei Männer sprangen in den silbernen Mercedes. An der Stelle, an der das Auto der Entführer stand, wurden sie von Mertel gestoppt.
    Der Kriminaltechniker hielt eine der Waffen in die Höhe und sagte: »Beide sind tot – jeweils Kopfschuss. Ihre Jagdgewehre waren nicht geladen.«
    »Scheiße«, zischte Tannenberg, während Sabrina mit Sirene und Blaulicht losbrauste. »Da hast du schon wieder deine bescheuerte Duplizität der Ereignisse«, herrschte er seinen Freund an: »Genau wie bei Lars, da war auch keine einzige Patrone im Magazin. Die wollten von uns erschossen werden. Was für ein verfluchtes Scheißspiel.«
    »Ja, aber damit ist jetzt ein für alle Mal Schluss.«
    »Von wegen: Ist dir denn nicht klar, dass die mich gar nicht erschießen wollten?«
    »Was?«
    Tannenberg packte seinen Freund am Arm.
    »Ich hab’s kapiert: Dieser verdammte Plan hatte von vornherein nichts anderes zum Ziel, als mich am Leben zu lassen«, sagte er und ergänzte schniefend, »und Emma zu töten.« Dann wurde er von einem neuerlichen Weinkrampf überfallen.
    Dr. Schönthaler legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. »Du glaubst, das Perfide an diesem Plan besteht darin, dich nicht zu töten, sondern dich dadurch zu bestrafen, dass du am Leben bleiben musst. Du sollst damit leben müssen, für Emmas Tod verantwortlich zu sein. Jeden Tag sollst du damit gequält werden. Eine lebenslange Psychofolter.«
    »Damit kann ich nicht leben«, jammerte Tannenberg mit bebender Stimme. »Dann bring ich mich lieber um.«
     
    Mit hoher Geschwindigkeit jagte das silberne Zivilfahrzeug durch das in fahles Mondlicht getauchte Moosalbtal. Eine plötzlich auftauchende Wildschweinrotte nötigte Sabrina zu einer scharfen Vollbremsung. Da sich ihr Chef nicht angeschnallt hatte, knallte er mit der Stirn an die Scheibe und zog sich eine dicke Beule zu. Am Walzweiher schwenkte die junge Kommissarin in die B 270 ein.
    Bis auf diesen kleinen Zwischenfall kauerte Tannenberg die ganze Fahrt über auf dem Beifahrersitz. Seine Hände umklammerten krampfhaft die zitternden Oberschenkel. Mit geschlossenen Augen schickte er ein Stoßgebet nach dem anderen in den schwarzgrauen Nachthimmel: Bitte, bitte, lieber Gott, mach, dass Emma lebt, bitte, bitte.
    Als auf der linken Seite der Gelterswoog auftauchte, musste er unweigerlich an den Badeausflug vor nunmehr knapp zwei Wochen zurückdenken. Vor seinem geistigen Auge lief ein kurzer Videoclip ab, der Emma zeigte, wie sie im seichten Uferwasser saß und fröhlich planschte.
    »Scheiß-Wasser!«, fauchte Tannenberg ein paarmal vor sich hin.
    Der Mercedes war in einem Höllentempo durch Hohenecken und die Vogelweh gerast, am Straßenstrich in der Kaiserstraße vorbeigebrettert und erreichte nun den Einsiedlerhof.
     
     
    24 Uhr 25
     
    »Rechts und nach der Brücke links«, dirigierte Michael Schauß von der Rückbank aus.
    Schon bald entdeckten sie das gesuchte Haus. Das Grundstück war von einer dichten Ligusterhecke eingefriedet. Freie Sicht auf das unscheinbare Einfamilienhäuschen war nur von der Garageneinfahrt her möglich.
    Während Michael Schauß zur Haustür hastete und Sturm läutete, rannte Tannenberg um das Haus herum. Sabrina und Dr. Schönthaler folgten ihm. Auf der Rückseite des Hauses stießen sie auf ein von innen beleuchtetes
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