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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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eineinhalb Stunden tot ist, eigentlich auch hätte tot sein müssen. Wenn, ja, wenn diese Typen nicht einen gravierenden Fehler begangen hätten.«
    »Und welchen?«
    »Ihr entscheidender Denkfehler bestand darin, dass sie den Test mit der Durchflussmenge wohl irgendwann morgens oder mittags durchgeführt haben. Von diesem Ergebnis ausgehend, haben sie dann hochgerechnet, wie lange es dauern wird, bis der Kellerraum bis zur Decke vollgelaufen ist.« Dr. Schönthaler reckte theatralisch den Zeigefinger in die Höhe. »Sie haben nämlich den hohen Wasserverbrauch der Nachbarschaft nicht berücksichtigt.«
    Er führte mit seinem rechten Arm eine ausladende Bewegung durch. »Schau, Wolf, die meisten dieser Leute da draußen haben zu Emmas großem Glück heute Nachmittag und Abend gleichzeitig ihre Rasen gesprengt, Swimmingpools gefüllt, Gärten gewässert, geduscht und was weiß ich womit noch kostbares Trinkwasser verschwendet.«
    »Wodurch sich die Durchflussgeschwindigkeit enorm reduziert hat«, ging Tannenberg nun endlich ein Licht auf.
    Dr. Schönthaler klopfte ihm grinsend auf die Schulter. »Ich hab doch schon immer gewusst, dass du ein wirklich schlaues Kerlchen bist.«
    »Wolf, kommst du bitte mal zu uns«, rief plötzlich Marieke von der anderen Ecke des Gartens her.
    Gemeinsam mit seinem besten Freund schlenderte der Kriminalbeamte hinüber zu seiner Großfamilie, die mit gesenkten Köpfen im Halbkreis beisammenstand. Ihre Blicke schienen sich in den Rasen hineinzubohren.
    »Was ist denn mit euch los?«, fragte Tannenberg.
    Marieke räusperte sich verlegen und sagte: »Wir alle möchten uns bei dir entschuldigen.«
    »Ach was, nicht nötig«, entgegnete er mit einer abwinkenden Handbewegung.
    »Doch«, gab seine Nichte zurück. Jeder sah, dass sie alle Mühe hatte, die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Sie schnäuzte sich dezent die Nase und fuhr fort: »Wir waren sehr ungerecht zu dir. Wir haben dich für Emmas Entführung verantwortlich gemacht. Wir haben dich beschimpft und …« Sie konnte nicht mehr weitersprechen. Ihr bildhübsches Gesicht wurde von wilden Zuckungen heimgesucht, sie schluchzte, bebte am ganzen Körper.
    »Ach, Marieke, jetzt mach dir doch mal keine Gedanken.«
    »Mach ich aber. Das war so gemein von uns, besonders von mir«, stieß sie mit sich überschlagender Stimme aus.
    Auch Tannenberg konnte nun seine aufgestauten Emotionen nicht mehr länger bändigen. Weinend nahm er seine geliebte Nichte in den Arm und drückte sie ganz fest an sich. »Das war nicht gemein, mein Schatz, das war nur normal. Jeder an eurer Stelle hätte genauso reagiert, auch ich. Außerdem wäre es ohne meinen blöden Job erst gar nicht so weit gekommen.«
    Marieke löste sich von ihrem Onkel und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Nasenspitze. Nachdem er noch einmal jedes einzelne Familienmitglied herzlich umarmt hatte, nahm Hanne ihn bei der Hand und zog ihn in einen abgelegenen Teil des Grundstücks.
    Hinter der Garage lagen sie sich eine Weile schmusend in den Armen und wiegten sich sanft hin und her. Hanne legte ihre Wange an sein Ohr und flüsterte: »Ich bin unglaublich stolz auf dich. Diese Strapazen hätten nicht viele durchgehalten.«
    Tannenberg blickte tief in ihre blauen Augen. »Danke, dass du das gesagt hast. Das tut wirklich gut. Hanne, ich liebe dich.«
    Johanna strahlte über beide Ohren. »Das hast du mir noch nie gesagt.«
    »Tut mir ja auch wirklich leid, aber ich musste es jetzt einfach mal loswerden.«
     
     
    2 Uhr
     
    Obwohl der Notarzt im Rahmen einer ersten, oberflächlichen Untersuchung bei Emma keinerlei Verletzungen oder sonstige gesundheitliche Auffälligkeiten festgestellt hatte, brachten Marieke und Max ihre kleine Tochter sicherheitshalber zur weiteren fachärztlichen Begutachtung in die Kinderklinik. Der Rest der Familie fuhr nach Hause.
    Tannenberg und seine Kollegen blieben dagegen noch an Ort und Stelle. Inzwischen waren die Mitarbeiter der Spurensicherung, aber auch Kriminaldirektor Eberle und der Oberstaatsanwalt in dem unscheinbaren Einfamilienhaus in der Weilerbacherstraße eingetroffen. Selbstverständlich wurde die unbefristete Beurlaubung des K-1-Leiters umgehend außer Kraft gesetzt. Zudem verzichtete man auf jegliche Vorwürfe oder Belehrungen.
    Inzwischen hatte auch die Presse Wind von dem ebenso glücklichen wie spektakulären Ende der Kindesentführung bekommen. Als die Journalisten in Begleitung ihrer Fotografen erschienen, spielte sich Dr.
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