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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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Kellerfenster, in dem ein gelber und ein grüner Gartenschlauch steckten. Sabrina hechtete sogleich zu dem an der linken Ecke der Außenwand angebrachten Wasserhahn, der Pathologe zu dem, der sich an der Rückfront der Garage befand. Mit hektischen Handgriffen drehten sie das Leitungswasser ab. Tannenberg hastete derweil zu dem vergitterten Fenster, fiel davor auf die Knie, riss die Schlauchenden heraus.
    »Emma, hörst du mich? Emma, wo bist du?«, schrie er, so laut er nur konnte.
    Zu seiner großen Erleichterung hatte der Wasserpegel noch nicht einmal die Spitze des gemauerten Sockels erreicht. Emma lag also im Trockenen. Tannenberg rief erneut ihren Namen, doch das kleine Mädchen rührte sich nicht.
    Tannenberg sprang auf, eilte die Kellertreppe hinunter und wollte gerade versuchen, die Holztür einzutreten, als ihm bewusst wurde, dass er gar keine Schuhe an den Füßen trug. Michael schob ihn zur Seite und trat mit voller Wucht gegen das Schloss. Im dritten Anlauf splitterte das Holz, und die Tür schwang auf. Tannenberg drängte sich an ihm vorbei und stürmte in den Kellerflur.
    »Das muss sie sein«, brüllte er, als er die Feuerschutztür sah. Hektisch begann er an den Metallschiebern zu ziehen und zu rütteln, aber aufgrund des enormen Wasserdrucks gaben sie keinen Millimeter nach. Seine Mitstreiter durchsuchten daraufhin den Keller. Dr. Schönthaler entdeckte einen Vorschlaghammer und brachte ihn seinem Freund.
    »Ihr solltet euch jetzt besser verziehen. Es reicht, wenn einer nass wird.«
    »Quatsch, mitgegangen, mit nass geworden«, stellte der Rechtsmediziner unmissverständlich klar. »Wolf, du solltest vielleicht zuerst den Schlüssel umdrehen, bevor du weiter an den Riegeln herumhämmerst.«
    Wolfram Tannenberg nickte und befolgte den Rat.
    »Soll ich nicht besser weitermachen?«, schlug der junge Kommissar in Anbetracht der erlahmenden Kräfte seines Chefs vor.
    »Ja, mach. Ich, ich kann nicht mehr«, hechelte Tannenberg, stellte den schweren Hammer auf den Boden und trat zwei Schritte zurück. »Aber pass ja auf, dass dich die Tür nicht umhaut.«
    »Klar. Ich halte Sicherheitsabstand.«
    Ein letzter kraftvoller Schlag, und auch der dritte Metallschieber schlug zurück bis zum Anschlag. Am Türrahmen sickerte bereits Wasser herunter. Nun hinderte nur noch der massive Türschnapper die Feuerschutztür am Aufspringen. In Erwartung der beträchtlichen Wassermassen, die sich gleich in den Keller ergießen würden, stellte sich Michael Schauß mit dem Rücken zur Wand und donnerte den Vorschlaghammer auf die Metallklinke.
    Die Tür schleuderte in den Flur, das Wasser schoss in einem wahren Sturzbach heraus und verteilte sich in Windeseile in den Kellerräumen, deren Türen der Rechtsmediziner in weiser Voraussicht geöffnet hatte. In Sekundenschnelle war der ganze Spuk vorüber. Im nun nicht einmal mehr knietiefen Wasser wateten alle in den zu einem Gefängnis umfunktionierten Kellerraum.
    Dr. Schönthaler stapfte zu dem Gitterbettchen, umfasste Emmas Handgelenk und suchte ihren Pulsschlag. Seine ernsten Gesichtszüge entspannten sich.
    »Sie lebt«, verkündete er in einen gewaltigen Stoßseufzer der Erleichterung hinein.
    »Der NAW ist bereits verständigt«, erklärte Sabrina.
    »Gut«, gab Tannenberg zurück. An den Mediziner gerichtet, schob er nach: »Aber warum rührt sie sich dann nicht?«
    »Ich nehme an, sie haben ihr ein Schlafmittel verabreicht.«
    »Hoffentlich keine Überdosis«, stöhnte Tannenberg. Seine Mimik drückte nach wie vor große Besorgnis aus. »Komm, Michael, hilf mir mal, dieses verdammte Ding runterzuheben.«
    Schauß arbeitete sich zur anderen Seite des Kinderbettchens vor. Behutsam hievten die beiden kräftigen Männer den Gitterkäfig auf Hüfthöhe herunter. Dr. Schönthaler klappte den Deckel hoch und nahm Emma vorsichtig auf den Arm.
    Die Kleine atmete ruhig und gleichmäßig. Sie sah aus wie ein schlafender Engel. Tannenberg streichelte sanft über ihre rosige Wange und drückte ihr einen zarten Schmatz auf die Stirn.
    »Los, Leute, nichts wie raus aus dieser verfluchten Gruft.«
    Bis auf Michael, der sich ein wenig in Alexander Fritsches Haus umschauen wollte, befolgten alle seine Anweisung. Draußen im Freien, wo sie eine wolkenlose, milde Sommernacht empfing, setzte sich Dr. Schönthaler auf einen Gartenstuhl und wiegte sein Patenkind in den Armen.
    Tannenberg bat Sabrina um ihr Handy. Er wandte sich von den anderen ab und wählte Heiners Nummer. Er war derart von
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