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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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plötzlich? Das Foto eines mutmaßlichen Frauenmörders, der die Verunglimpfungen seiner verstorbenen Mutter gerächt hat, indem er irgendwelche Schlampen ihrer gerechten Strafe zugeführt hat. Es war meine Mutter, und es war mein Bruder. Und dieser Bruder sah fast ganz genauso aus wie ich.«
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Nur seine Frisur war etwas anders.« Er seufzte tief. »Ich habe dann natürlich recherchiert und unter anderem Knut, unseren dritten Bruder, gefunden.« Er stöhnte auf. »Aber da war er leider schon tot.«
    Tannenberg brummte. »Und dann haben Sie sich in die Wahnvorstellung hineingeritten, ich sei für den Tod Ihres anderen Drillingsbruders verantwortlich.«
    »Wahnvorstellung«, stieß Jens Rombach empört aus. »Dass ich nicht lache! Natürlich sind Sie dafür verantwortlich, dass ich mein letztes lebendes Familienmitglied verloren habe. Wer denn sonst? Sie haben es mir geraubt! Sie haben mein Leben dadurch endgültig zerstört!«
    Nun stach Jens Rombach mit dem Finger wie ein Florettfechter auf den gefesselten Kriminalbeamten ein. »Es gibt keinen Grund mehr für mich weiterzuleben, denn wegen Ihnen habe ich auch noch das letzte Drittel meiner Seele verloren – und dies, bevor ich es überhaupt finden konnte.«
    Jens packte Tannenberg an dessen Sakkokragen und brüllte ihm mit hochrotem Kopf entgegen: »Stellen Sie sich das doch einmal vor: Sie erfahren, dass Sie zwei Brüder haben, die dasselbe Erbgut wie Sie besitzen, und können noch nicht einmal ein einziges Wort mit ihnen wechseln – weil sie beide tot sind.« Er lockerte den Griff, ließ die Arme herabsinken und wiegte den Kopf hin und her. Dann schlug er die Hände vors Gesicht und wimmerte: »Sie sind an allem schuld.«
    Der Typ ist wirklich total durchgeknallt, dachte Tannenberg und warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. Schon zwanzig vor zwölf. Ich muss unbedingt das Gespräch wieder auf Emma lenken.
    »Woher wissen Sie eigentlich Emmas Namen?«, fragte er in einem betont sanften, aggressionsfreien Ton.
    Ein Ruck ging durch Jens Rombachs Körper. Er hob den Kopf und blickte sein Gegenüber mit einem arroganten Gesichtsausdruck an. »Na, woher wohl? Weil wir Sie und Ihre Familie seit Monaten ausgespäht haben.« Wieder brüllte er los: »Sie haben nämlich im Gegensatz zu mir noch eine Familie.«
    »Wer ist wir ?«
    »Das werden Sie gleich erfahren«, gab Jens barsch zurück. »Wollen Sie nicht zuerst noch die Lösung Ihres Kreuzworträtsels wissen?«
    »Doch.«
    Der Entführer nannte die Koordinaten, und Tannenberg schrieb die Buchstaben auf die Tafel: RELIEW. Im Kopf kehrte er die Lettern um und fügte sie in Gedanken zu der schon bekannten Buchstabenreihe hinzu:
     
    WEILERBACHERSTRASSE
     
    »Wie ich Sie kenne, basteln Sie gerade das Wort zusammen«, mutmaßte Jens Rombach. »Falls Sie Probleme damit haben sollten, gebe ich Ihnen einen kleinen, aber feinen Tipp: Spiegelschrift – also einfach alles von hinten nach vorne lesen.«
    Darauf bin ich schon lange selbst gekommen, du Dödel, spottete Tannenberg im Stillen.
    Mit einem zischenden Laut verbunden, führte Jens den gestreckten Zeigefinger vor seinen Mund. »Pscht, keinen Ton darüber! Sie dürfen den Straßennamen nicht aussprechen. Wenn Sie es doch tun sollten, werden Sie nicht mehr in der Lage sein, um Mitternacht das letzte Rätsel zu lösen.«
    Welches letzte Rätsel?, fragte sich der Kriminalbeamte und entschloss sich, die erteilte Order widerspruchslos zu befolgen.
    »Wer weiß, vielleicht stimmt diese Ortsangabe ja aber auch gar nicht«, schob Jens Rombach derweil kichernd nach.
     
     
    23 Uhr 45
     
    Jens warf den Kopf ins Genick und rief in Richtung des Felsenkopfes: »Los, komm runter. Unser Freund will endlich wissen, wer du bist.«
    Tannenberg hörte raschelndes Laub, knackende Äste, dann sah er rechts im Augenwinkel eine menschliche Gestalt auftauchen. Er wollte nicht glauben, was er da sah: Aber es war tatsächlich Alexander Fritsche, der Mann, den er und Sabrina vor dem Hauptfriedhof entdeckt, verfolgt und in dessen Wohnung festgenommen und verhört hatten. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen baute sich der Stalker vor seinem Erzfeind auf. In jeder Hand hielt er ein Jagdgewehr mit Zielfernrohr.
    »Ich dachte, Sie hätten ein felsenfestes Alibi für die Zeit, als Emma entführt wurde«, sagte der völlig verdutzte Leiter des K 1.
    »Hab ich ja auch, denn ich habe den kleinen Wurm nicht entführt.«
    »Nein, das war ich«,
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