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Kinderseelen Verstehen

Kinderseelen Verstehen

Titel: Kinderseelen Verstehen
Autoren: Armin Krenz
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seiner Vergangenheit des Öfteren erlebt hat, überhört worden zu sein. Oder es macht anderen Kindern alles nach, weil es selbst keine eigene Identität besitzt und dadurch hofft, auch jemand zu sein, »der etwas kann«.
    Die Vergangenheit prägt die Gegenwart prägt die Zukunft
    Die Vergangenheit sorgt mit ihren bedeutsamen Einflüssen immer für einen »Prägewert«, der den Menschen zu dem werden lässt, der er derzeitig ist. Das gegenwärtige Verhalten zeigt sich als »Ausdruckswert« und sorgt dafür, aus emotionalen Drucksituationen herauszukommen, um in der Zukunft für neue Herausforderungen wahrnehmungsoffen und handlungsbereit zu sein. Dieser Vorgang ist ein äußerst wichtiger Prozess in der Entwicklung des Menschen und trägt stammesgeschichtlich betrachtet letztendlich auch zum Überleben des Menschen bei.
    Jeder Ausdruckswert besitzt einen jeweils spezifischen »Erzähl- oder Bedeutungswert«. Das heißt, dass kein Mensch – weder Kinder noch Erwachsene – irgendetwas ohne einen Grund (mit einem verinnerlichten Hintergrund) tut oder unterlässt. Vielmehr äußert sich in den Verhaltensweisen der Menschen – sogar in jedem einzelnen Verhaltensaspekt – ihre ganze Summe an Erfahrungen, ihre Lebensgeschichte, ihre Bewertung von Situationen, ihre Einstellung zu Ereignissen und ihre Vermutung über den wahrscheinlichen Ablauf der aktuellen Situation. Auch hierzu wieder ein paar Beispiele:
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in Ihrem Auto. Währenddessen ist das Radio eingeschaltet. Sie werden dann der Musik lauschen oder dem Moderator Aufmerksamkeit schenken, wenn Sie der Musiktitel/die Musikrichtung/die Musikgruppe interessiert. Dasselbe gilt für die Wortbeiträge. Uninteressant eingeschätzte Musik oder Informationen werden an Ihrer Aufmerksamkeit vorbeigehen, und Musikeinlagen, die Sie überhaupt nicht hören wollen, können dazu führen, dass Sie einen anderen Sender suchen oder Ihre Lieblings-CD einlegen.
Stellen Sie sich vor, Sie erledigen eine berufliche oder häusliche Arbeit, die Ihnen Freude macht. Dabei werden Sie diese Tätigkeit mit weitaus größerem Interesse, einer größeren Aufmerksamkeit und einer stärker ausgeprägten Sorgfalt ausführen, als dies bei einer Aufgabenerledigung der Fall wäre, die Sie als unangenehm einstufen. Kindern geht es genauso!
Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich mit Ihren Kindern in einem Zoo, in dem viele Tiere untergebracht sind. Jeder von Ihnen wird an dem Gehege oder Käfig besonders lange stehen bleiben, in dem ein Tier oder eine Tiergruppe zu sehen ist, von dem Sie sich besonders angesprochen fühlen bzw. zu dem sich Ihre Kinder besonders hingezogen fühlen. Würde man dann – nachdem alle Personen wieder gut zu Hause angekommen sind – den Kindern die Möglichkeit anbieten, ein »Zoobild« zu malen, so würde jedes Kind mit großer Wahrscheinlichkeit ein anderes Bild malen. Für den einen war vielleicht der Elefant besonders eindrucksvoll (möglicherweise wegen seiner Größe), für den anderen der Eisvogel (vielleicht wegen seines bunten Gefieders) und ein drittes Kind malt vielleicht einen Pinguin, weil ihm der watschelnde Gang dieser Tiere oder das schwarz-weiße Federkleid so gut gefallen hat.
    Die vielfältigen Wahrnehmungsmöglichkeiten dieser Welt stellen eine unglaublich große Menge von Angeboten dar. Diese Angebote, die wir tagtäglich sehen, fühlen, riechen, schmecken oder hören, müssen für uns Menschen jeweils einen Grund haben, unser Interesse auf diese Angebotsreize auszurichten – oder es sein zu lassen. Insoweit hat der einzelne Mensch die Wahl, seine Aufmerksamkeit auf etwas auszurichten oder den Angebotsreiz nicht zu beachten. Folglich ist immer der Mensch selbst der Grund für seine Aktivität, weil er es ist, der aus seiner grundsätzlich vorhandenen Entscheidungsfreiheit auswählt. Wir selbst haben uns allerdings von dieser Wahlfreiheit oftmals meilenweit entfernt und geben gerne den äußeren Umständen dafür die »Schuld«, wenn etwas nicht klappt oder einfach nicht gelingen will.
    So sagen Kinder beispielsweise: »Es war/ist so langweilig (gewesen).« Wäre ein Kind in der Lage, Verantwortung für seinen Seelenzustand zu übernehmen, so würde es stattdessen sagen: »Ich konnte mit der freien Zeit nichts anfangen und hatte keine Idee, was ich hätte spielen können.«
    Oder: »Der Weg dorthin ist so weit.« Richtig wäre es, wenn dieses Kind äußern würde: »Ich bin zu faul bzw. es ist mir zu anstrengend, diesen Weg
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