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Kinderseelen Verstehen

Kinderseelen Verstehen

Titel: Kinderseelen Verstehen
Autoren: Armin Krenz
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Einleitung
    Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.
    Dante Alighieri
    Kinder sind in ihren Ausdrucksweisen und Möglichkeiten, persönliche Empfindungen und gedankliche Einschätzungen preiszugeben, nicht anders als Erwachsene. So gibt es liebenswürdige Kinder, die man gerne um sich hat – mit denen man gerne spielt, deren Erzählungen reichhaltig mit Wundern und Fantastereien angereichert sind, die voller Lebensfreude ihren Tagesablauf selbstständig gestalten, die durch ihre fröhliche Art andere Menschen um sich herum mit ihrem Optimismus regelrecht anstecken, die Hilfsbereitschaft an den Tag legen und für andere wahre Freunde sind oder mit ihren vielfältigen Aktivitäten deutlich machen, dass sie große Weltentdecker sind. Ihnen schließt man sich gerne als Begleiter auf dem Weg durch die weite Lebenswelt an.
    Dann gibt es Kinder, die es einem nicht ganz so leicht machen, sie zu mögen, anzunehmen und zu akzeptieren, wie sie sind. Sie zeigen Verhaltensweisen, die uns Erwachsene manches Mal auf die Palme bringen, in Unruhe versetzen, sprachlos machen, in ihre tiefe Trauer mit hineinziehen oder uns einfach nur resigniert den Kopf schütteln lassen. Dabei fragt man sich selbst: »Was ist hier eigentlich los und warum verhält sich das Kind so ungewöhnlich?« Beispielsweise, wenn ein Kind behauptet, ein Gespenst sei in seinem Zimmer und würde nachts unter dem Bett hervorkommen. Auch wenn Erwachsene erklären, dass jedermann weiß, dass es Gespenster und Geister nicht gibt, kann am folgenden Abend dasselbe Szenario von vorne beginnen und das Kind sich erneut weigern, ins Bett zu gehen. Oder es fleht voller Inbrunst die Eltern an, sie mögen das Licht anlassen und die Tür nicht schließen.
    Wie ist es möglich, dass Kinder Verhaltensweisen an den Tag legen, die einem persönlich fremd sind und die vielleicht in keiner Weise erklärbar scheinen?
    Was trägt dazu bei bzw. was oder wer ist dafür verantwortlich, dass Kinder, die eigentlich Hunger haben müssten, kaum etwas essen und sich zu einem dünnen Hänfling oder Suppenkasper entwickeln, andere Kinder hingegen ständig Appetit zeigen und weit über ihr Essbedürfnis Nahrung zu sich nehmen?
    Wie ist es möglich, dass manche Kinder mit dem wenigen Spielzeug, das sie haben, hoch zufrieden sind und andere Kinder immer wieder neue Spielsachen fordern, obgleich ihr Kinderzimmer schon einem gut gefüllten Warenhaus gleicht?
    Wie kommt es, dass einige Kinder über viele Stunden ganz allein – und mit hoher Zufriedenheit – in ihrem Zimmer spielen und andere Kinder ständig die Erwachsenen fragen, ob sie nicht mit ihnen zusammen etwas spielen könnten?
    Warum sind manche Kinder besonders hilfsbereit und können es beispielsweise ertragen, wenn sie von anderen Kindern gefragt werden, ob sie sich Teile der Spielsachen ausleihen können, und andere Kinder dagegen sofort protestieren, sich schützend vor ihr Spielzeug stellen und die fragenden Kinder mit den Worten bedrohen, sie sollen es bloß nicht wagen, das eigene Spielzeug anzufassen?
    Wie ist es möglich, dass einige Kinder besonders gerne Süßigkeiten – und wenn möglich, ziemlich viel von diesem »süßen Kram« – essen und diese mit Heißhunger in sich hineinstopfen, andere Kinder hingegen zwar ab und zu eine Süßigkeit essen, aber insgesamt keinen großen Wert auf »Naschis« legen?
    Warum scheint es einigen Kindern einfach nicht zu gelingen, Erwachsene aussprechen zu lassen, ohne sie zu unterbrechen, während es andere Kinder problemlos schaffen, erst dann zu reden, wenn Erwachsene zu Ende gesprochen haben?
    Warum suchen einige Kinder ständig Anerkennung und Lob, wenn sie etwas gemalt oder hergestellt haben, und stellen dabei wiederholt die Frage: »Und wie findest du das?«, während andere Kinder mit ihrer Leistung selbst zufrieden sind und ihre erlebten Erfolge mit sich allein genießen?
    Warum wählen manche Kinder, wenn sie Fragen stellen oder etwas erzählen wollen, eine besonders laute Sprache, sodass man sich als ZuhörerIn fast die Ohren zuhalten muss, um nicht mit einem geplatzten Trommelfell zum Ohrenarzt zu gehen, während andere Kinder hingegen so leise sprechen, dass man sie kaum verstehen kann?
    Warum sind manche Kinder von offenem Feuer ganz fasziniert und geraten nahezu in Ekstase, wenn sie flackernde Kerzen oder brennende Holzscheite sehen, andere Kinder hingegen an offenen Feuerstellen eher desinteressiert
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