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Kinderseelen Verstehen

Kinderseelen Verstehen

Titel: Kinderseelen Verstehen
Autoren: Armin Krenz
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bis zum Ende zu gehen.«
    Ein Schüler sagt beispielsweise: »Die Klassenarbeit konnte ja gar nicht besser ausfallen, weil sie vom Lehrer nicht angekündigt war, sodass wir uns nicht vorbereiten konnten.« Richtig wäre es, wenn dieser Schüler sagen würde: »Mir fehlte das Wissen, um die Aufgabenstellungen korrekt zu lösen. Gleichzeitig habe ich die Zeit nicht/zu wenig genutzt, um den Unterrichtsstoff im Alltag zu verinnerlichen. Deshalb habe ich keine bessere Note bekommen können.«
    Oder: »Die Lehrerin kann mich nicht leiden und deshalb bekomme ich schlechtere Noten.« Richtig wäre es, wenn der Schüler seine Gedanken wie folgt zusammenfasst: »Weil ich tatsächlich in diesem Fach keine Leuchte bin und auch durch Zusatzarbeit in dem Fach nicht dazu beigetragen habe, Wissenslücken zu schließen, ist es auch nicht möglich, bessere Zensuren erwarten zu können.«
    Ein Erwachsener äußert beispielsweise: »Es war so einfach, den Kredit bei der Bank X zu bekommen. Die hat es mir sehr leicht gemacht und nun darf sie sich nicht wundern, wenn ich die Raten nicht pünktlich begleichen kann.« Es wäre stattdessen korrekter, wenn dieselbe Person sagen würde: »Ich habe bei der Kreditaufnahme mögliche Eventualitäten, die in der Zeit der Ratenabzahlung eintreten könnten, nicht bedacht. Deshalb habe ich auch jetzt die Konsequenzen zu tragen, zumal mich niemand genötigt hat, zum damaligen Zeitpunkt bei dieser Bank diesen Ratenkredit mit diesen Abzahlungsmodalitäten abzuschließen.«
    Oder: »Wer liest sich schon bei einer Reisebuchung die ganzen Bedingungen des Reiseveranstalters vor seiner Unterschrift durch. Das sind doch mehrere Seiten und zusätzlich alles in kleiner Schriftgröße. « Ein verantwortungsvoller Reiseteilnehmer würde in diesem Fall zu seinem Fehler stehen und beispielsweise äußern: »Tatsächlich habe ich mir bei der Reisebuchung die Vertragsbedingungen nicht durchgelesen. Das war mir zu viel Arbeit. Insofern liegt der Fehler bei mir.«
    Durch die Art und Weise, wie der Mensch sein Leben gestaltet, welche Lebensziele er auf welche Art und Weise verfolgt, was und wie er zu seiner gewünschten Lebensorientierung aktiv beiträgt und wie er mit anderen Menschen kommuniziert, kann er zum Akteur oder zum Reakteur seines Lebens werden. Seine Handlungsmechanismen sind es, die sein Leben zu dem Leben werden lassen, das er führt. Seine ganz persönlichen Ausdrucksformen beeinflussen damit den Verlauf seiner Gegenwart und Zukunft. Insofern wird der täglich umgesetzte Ausdruckswert schließlich zum »Gestaltungswert«.
    Die Gegenwart leben heißt: Die Vergangenheit verstehen und begreifen lernen, um die Zukunft weitestgehend selbstbestimmt und selbstverantwortlich gestalten zu können. Die Vergangenheit besteht dabei aus Erlebnissen, Erfahrungen und Eindrücken . Sie haben einen großen Einfluss auf unsere Gegenwart. In ihr baut der Mensch seine Zukunft.

    Es hat im Leben der Kinder wesentliche Bedeutung, ob sie eine überwiegend entwicklungsförderliche Entwicklungsbegleitung durch ihre Eltern und andere Beziehungspartner, zu denen beispielsweise auch ErzieherInnen in Krippen und Kindertagesstätten gehören, erfahren haben oder einer überwiegend entwicklungshinderlichen elterlichen bzw. institutionellen Pädagogik ausgesetzt waren bzw. sind. Dabei trägt vor allem das Maß, wie stark oder schwach die seelischen Grundbedürfnisse des Menschen in seiner frühen Kindheit befriedigt wurden, entscheidend dazu bei, welche Einstellung der Mensch zu sich selbst aufbaut und daraus ableitend, welche Beziehungsnähe, Beziehungsart und Beziehungen er zu anderen Menschen, zu Pflanzen und Tieren sowie zum gesamten dinglichen Umfeld gestaltet (vgl. Krenz 2009).
    Schon im Kind entstehen nachhaltige und damit lebenslang wirksame Grundsätze des Lebens, Lebensphilosophien, Haltungen bzw. grundsätzliche Sichtweisen, die einen entsprechenden Einfluss auf die alltäglichen Ausdrucksweisen bewirken. Diese werden in der Psychologie als »Lebenspläne« bezeichnet. Sie sind der jeweils »rote Faden« im Leben eines Menschen und bilden die Grundlage für seine Gefühls-, Denk- und Handlungsstrukturen. In früheren Jahren sprach man vom »Charakter« eines Menschen und führte nicht selten die typischen »Charaktermerkmale« auf genetische Veranlagungen zurück, so als wären persönliche Ausdrucksformen genetisch programmiert.
    Jeder Lebensplan entwickelt sich aus der ganz persönlichen (und unterbewusst gesteuerten)
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