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Kinderseelen Verstehen

Kinderseelen Verstehen

Titel: Kinderseelen Verstehen
Autoren: Armin Krenz
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und die Rahmenbedingungen des aktuellen Erlebens auch immer andere, neue Zusatzinformationen enthalten. Während dieses Prozesses des Vergleichens (alt/neu) gerät unser Gehirn in Unruhe, verbunden mit der Folge, dass beispielsweise die Stresshormone Cortisol und/oder Adrenalin produziert und ausgeschüttet werden. Diese Unruhezustände können angenehmer oder belastender Art sein. Erst wenn die entsprechende neue Information an ihrem passenden Ankerplatz abgelegt werden konnte und dem Gehirn signalisiert wird, dass keine Gefahr droht oder kein Grund für Trauer, Ärger oder Angst besteht, endet die kurzzeitig erlebte Irritation. Trifft die Wahrnehmung hingegen auf ein altes Bild, dem irritierende Gefühlserlebnisse aus der Vergangenheit zugeordnet wurden, bleibt die emotionale Irritation bestehen und die neue Wahrnehmung aktiviert einen neuen »Unruheherd«.
    Stets erzeugen bedeutsame, prägende »Ein-Drücke« eine Drucksituation auf Kinder:
Wenn beispielsweise eine Verabredung mit Freunden nicht geklappt hat, wird aus einer enttäuschten Vorfreude Ärger oder Traurigkeit.
Wenn Eltern ihre Zusagen nicht eingehalten haben, entsteht aus hoffnungsvoller Freude ebenfalls Traurigkeit oder Wut.
Wenn bestimmte Spielvorhaben nicht gelingen, gerät ein Kind verständlicherweise in Wut oder Traurigkeit und wird vielleicht nach mehrmaligen misslungenen Versuchen resigniert aufgeben oder seine Spielsachen in die Ecke werfen.
Wenn sich in Kindern Langeweile breitmacht und sie keine Idee haben, was sie aktiv unternehmen könnten, bündelt sich in ihnen recht schnell Ärger über die eigene Initiativlosigkeit oder Antriebsschwäche und sie klagen sich selbst, die Situation oder die Erwachsenen an: »Mir ist so langweilig. Ich weiß gar nicht, was ich spielen könnte. Alles ist Mist.« Oder: »Ich habe überhaupt nichts zum Spielen. Andere Kinder haben ... Überhaupt ist der ganze Tag doof.« Oder: »Keiner hat heute Zeit für mich. Keiner kümmert sich um mich. Ich bin allen egal. Niemand ist da, der mit mir spielen will. Das ist gemein.«
Wenn die gern gesehenen und voller Hoffnung erwarteten Großeltern ihren Besuch angekündigt haben, ist bei vielen Kindern die Freude nicht zu bremsen und es fällt ihnen schwer, die Zeit bis zum Eintreffen der Großeltern abzuwarten.
Wenn im Kindergarten eine richtig spannende Aktion läuft, die Kinderherzen höher schlagen lässt, fällt es Kindern schwer, sich zum Tagesende aus ihrer Gruppe zu verabschieden, um erst am nächsten Morgen weitermachen zu können. Darüber sind sie enttäuscht und traurig, würden sie doch so gerne an ihrem Projekt dranbleiben.
Wenn Kinder eine für sie bedeutsame Leistung vollbracht haben, ist es ihr Wunsch, den Erwachsenen davon zu erzählen oder ihr Arbeitsergebnis voller Stolz vorzuführen. Nehmen sich die Erwachsenen die dafür nötige Zeit, den Kindern zuzuhören und darüber hinaus ihre Leistung in vielen Einzelheiten zu würdigen, dann ist die Freude der Kinder darüber kaum zu bremsen. Haben Kinder aber den Eindruck, dass ihnen weder die entsprechende Aufmerksamkeit entgegengebracht wird noch der von Kindern stark erwartete Respekt ausbleibt, dann kommt in ihnen – aus tiefer Enttäuschung heraus – Ärger auf und sie äußern massive Vorwürfe: »Warum hörst du mir nicht zu? Nie hast du Zeit für mich!« Es kann aber auch sein, dass sich die Kinder weinend zurückziehen und über lange Zeit »schmollen«.
    Die Ausdrucksweisen der Kinder haben zugleich einen »Erzählwert«, der sich an ihre Umgebung richtet, getreu dem Motto: »Schaut her, wie es mir geht!«
    So tanzt ein Kind vor Freude, zieht sich bei Enttäuschungen zurück, weint heftig bei Misserfolgen oder Versagenserlebnissen, kaut bei starken inneren Spannungen an seinen Nägeln, stellt sich bei einem geringen Selbstwertgefühl entweder immer wieder in den Mittelpunkt oder hält sich aus allen Situationen heraus, in denen es den Eindruck hat, versagen zu können. Oder es zeigt bei Unter- oder Überforderungssituationen Clownerien, berichtet von Angstträumen, wenn es erlebte Situationen nicht verarbeiten konnte, schlägt auf andere Kinder ein, wenn es selbst voller Spannungen steckt und sich in bestimmten Situationen überfordert fühlt. Oder ein Kind klagt über Magenschmerzen, weil es sich von bestimmten Ereignissen überrollt fühlt, möchte immer wieder der Bestimmer in Spielsituationen sein, weil es sich ansonsten in Ohnmachtssituationen befindet, erzählt wie ein Wasserfall, weil es in
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