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Kinder

Kinder

Titel: Kinder
Autoren: Jürgen Seibold
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oder?«
    »Ach, Quatsch, diese Bella-Edward-Geschichten überlasse ich meiner
Tochter. Schlimm genug, dass die das liest. Trotzdem …«
    »Ich sehe ja selbst«, redete Wehling beruhigend auf Hässler und die
anderen ein, »dass Rosemarie und Franz Moeller … nun, sagen wir: schon
optisch nicht ganz dem entsprechen, was wir sonst im Lehrerzimmer sehen. Aber
sie haben exzellente Zeugnisse, Empfehlungen von ihren bisherigen Schulen –
und, ganz ehrlich: Wenn in dieser Zeit zwei offenbar sehr qualifizierte Lehrer
aus einem anderen Bundesland zu uns kommen, sollten wir dafür dankbar sein. Wir
sind hier zwar nicht in Winnenden, aber Probleme gibt es auch in unserer Stadt
und an unseren Schulen.« Er legte eine kurze Pause ein und streifte alle in der
Gruppe mit einem freundlichen Blick. »Das wissen Sie doch am allerbesten.« Noch
eine kurze Pause. »Ich bin jedenfalls froh, dass wir sie haben – und sie
scheinen der Disziplin an unserer Schule ja auch gutzutun, das haben Sie selbst
gesagt, Herr Hässler.«
    »He, pass doch auf!«
    Marius Meiring fuhr herum und baute sich so dicht vor Lukas Pietsch
auf, dass sich fast die Nasen der beiden berührten. Lukas wich einen Schritt
zurück, Marius rückte nach.
    »Was willst du eigentlich von mir?«, fragte Lukas. »Du hast mich
schon gestern so blöd angemacht, ich weiß gar nicht, was das soll!« Er gab sich
forsch, aber insgeheim setzte es ihm zu, dass sich schon so kurz nach dem
Beginn des Schuljahrs neuer Streit abzeichnete – würde Marius in diesem Jahr
Kevins Rolle übernehmen und sich immer wieder mit ihm anlegen? »Außerdem hast
du mich angerempelt, ich stand hier nur und habe gar nichts gemacht!«
    »Hört ihr das, Leute?«, fragte Marius die Jungs, mit denen er
meistens herumhing. Sein Tonfall klang höhnisch, Lukas ahnte schon, dass es
wieder Ärger geben würde.
    Der müde Benjamin, der fahrige Claas und der hagere Hype, der
eigentlich Heiko hieß, aber auf keinen Fall so genannt werden wollte: Marius’
kleine Gang schloss ihren Kreis um Lukas.
    »Lasst mich doch in Ruhe, Leute«, bat Lukas die vier
Klassenkameraden. »Ich will einfach keinen Ärger, okay?«
    »Ach, heul doch, du Mädchen!«, schnauzte Hype und schubste Lukas.
    »Genau, heul doch!« echote Benjamin und schubste Lukas in die andere
Richtung.
    Claas trat unruhig von einem Bein aufs andere und sah abwechselnd zu
Lukas und zu Rosemarie Moeller, die neben dem Schuleingang stand, als hätte sie
schon wieder Pausenaufsicht.
    »Was wollt ihr eigentlich von mir?«, sagte Lukas. »Ich hab euch doch
nichts getan!«
    »Du hast die Moeller gehört.«
    »Die Moeller?«
    »Die hat uns in den Senkel gestellt, als wir uns mit Kevin
beschäftigt haben. Und dann hat sie uns einen Rat gegeben.«
    »Aha, und welchen?«
    »Sie hat uns angemacht, dass wir uns nicht zu viert über den armen
Kevin hermachen sollen, der doch eigentlich gar kein würdiger Gegner für uns
sei.«
    »Und der bin ich jetzt, oder was?«
    »Nein, du bist auch so eine Pfeife wie Kevin – aber der Dicke
scheint ja im Moment unter Welpenschutz zu stehen. Also bist du an der Reihe,
zum Üben sozusagen.«
    »Ihr habt doch einen Knall, ehrlich!«
    Benjamin trat direkt hinter Lukas und kickte ihm in die Kniekehlen.
Lukas sackte ein wenig hinunter, genau dem rechten Knie von Marius entgegen,
das ihn hart zwischen den Beinen traf.
    »He, Leute, aufhören!«, rief Claas. »Die Moeller schaut her!«
    Marius und die anderen traten einen Schritt zurück, dann raunte
Marius dem sich vor Schmerzen krümmenden Lukas noch ins Ohr: »Bring morgen mal
lieber Kohle mit, sonst werden wir richtig ungemütlich. Verstanden?«
    Michael Pietsch stand mit zwei Freunden etwas abseits und
wirkte genervt, weil sich die beiden anderen unablässig über zwei Mädchen
unterhielten, die im Musiksaal direkt vor ihnen saßen: Alexandra und Marcella,
beide recht hübsch und ziemlich nett, mit langen schwarzen Haaren. Aber eben
Mädchen.
    »Mensch, jetzt hört doch endlich mit diesem Gesülze auf – das
nervt«, sagte er schließlich. »Ihr vertrödelt die ganze Pause mit dem Gelaber
über die beiden, und ganz ehrlich: Die wissen doch gar nicht, dass ihr
überhaupt existiert!«
    »Du hast doch keine Ahnung!«, maulte Petar, der Stämmigere seiner
beiden Freunde. »Erst gestern hat mir Marcella wieder zugelächelt.«
    »Und Alexandra …«, begann der hagere Ronnie, aber da sah sich
eines der Mädchen gerade auf dem Schulhof um, als suche sie jemanden. Ihr Blick
streifte
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