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Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Titel: Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
Autoren: Xenia Frenkel
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Die prompte Bedürfnisbefriedigung erzeugt eine explosive Mischung aus Selbstsucht und großer Bedürftigkeit, Maßlosigkeit und Ungeduld. Ein erster, wichtiger Schritt zu mehr Selbstbeherrschung kann daher sein, dass Eltern es nicht mehr als ihre Hauptaufgabe ansehen, für angenehme Erfahrungen zu sorgen, sondern ihr Kind dabei unterstützen, sich selbst zufrieden und ausgeglichen zu machen. Emotionale Kontrolle stellt sich nicht einfach so mit zunehmendem Alter ein. Wutanfälle sind kein Zeichen von schlechtem Charakter sondern von mangelnder Selbstbeherrschung. Man muss sie lernen, nach Erkenntnissen der Hirnforschung möglichst vor Ende der Pubertät.
    Bis zum Grundschulalter bedeutet rücksichtsvolles, kooperatives Verhalten allerdings noch eine große Anstrengung. Insofern ist es ganz normal, wenn auch noch Neun- und Zehnjährige hin und wieder trotzen oder ihrem Unwillen mit Protestgeheul Luft machen. Ein Wutausbruch heißt: ‹Meine Welt ist gerade ein einziges Chaos, das macht mir Angst, und ich muss schreien und um mich schlagen. Ich brauche Sicherheit und Geborgenheit. Zeigt bitte ein bisschen Stärke.›
    Eltern sollten darauf besonnen reagieren. Dann lernen Kinder, vitale Emotionen in positive Energie zu verwandeln, und erfahren, dass sie die Welt durchaus nach ihren Vorstellungen gestalten können.
    Schimpfen, Strafen, Ignorieren steigern hingegen das Gefühl von Desorientierung und Unsicherheit, Macht- und Bedeutungslosigkeit. Damit ist der nächste Wutausbruch programmiert.
    Die wichtigsten Voraussetzungen, damit Kinder emotionale Selbstkontrolle lernen, sind:
    * Einige wenige, aber klar umrissene (und eingehaltene) Familienregeln.
    * Ruhe, Geduld, Langsamkeit. Nicht nur impulsive,temperamentvolle Kinder fahren aus der Haut, wenn sie unter Zeitdruck stehen.
    * Abwarten statt «Instant»-Bedürfnisbefriedigung. («Wir lesen nicht jetzt, sondern heute Abend vor», «Das neue Rad gibt es zum Geburtstag», «Kino erst wieder nächsten Monat».)
    * Unterstützung und Ermunterung bei schwierigen Aufgaben. Wutausbrüche sind oft ein Zeichen von Unsicherheit, Hilflosigkeit, Überforderung.
    * Selbsttun. Das stärkt das Selbstvertrauen und fördert eine «Ich-kann-das»-Haltung, egal, ob es darum geht, die Schnürsenkel zu binden oder ein Vogelhaus zu bauen.
    * Kontakt zu Tieren. Wer lernt, ein Tier im Zaum zu halten, lernt auch, die eigenen Impulse zu zügeln. Vor allem Reiten und Voltigieren haben einen günstigen Einfluss auf leicht erregbare Kinder.
    * Verstehen, was das Kind wirklich will. Hinter Trotz und Wutanfällen stecken manchmal Missverständnisse. Manchmal geht es um die Wiederholung von Erlebnissen, die das Interesse eines Kindes geweckt haben. Vielleicht geht es gar nicht um das zweite Eis, sondern darum, selbständig ein Eis zu kaufen und dem Eismann zuzusehen, wie er Kugeln aus den Töpfen schöpft und mit einem «Voilà» die Eiswaffel überreicht.
    * Reizworte vermeiden. Viele emotionale Ausbrüche entstehen infolge eines spezifischen Reizwortes, zum Beispiel «Nein!». Besser als «nein, kommt nicht in Frage» ist «ich muss darüber nachdenken», «wir reden morgen darüber». Wie eine Entscheidung dann ausfällt, ist weniger wichtig, als dass Kinder erfahren, dass sie mitreden dürfen.
    * Wahlmöglichkeiten. «Die blauen oder die roten Socken?» «Rührei oder Leberwurstbrot?» Das formt den Willen und stärkt die Eigenverantwortung.
    * Gefühle bekräftigen. «Du warst vorhin ganz schön wütend und jetzt fühlst du dich vielleicht traurig und müde.» So lernen Kinder, Wut, Eifersucht und Enttäuschungdifferenziert in angemessene Worte zu fassen. Bei Flüchen, Kraftausdrücken, Beschimpfungen erst mal auf Durchzug schalten. Das klärt man besser, wenn Ruhe eingekehrt ist.

Professionelle Hilfe
97 Was bringt eine Erziehungsberatung?
    Um Kinder zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf, heißt es in einem afrikanischen Sprichwort. Das gibt es aber nicht mehr. Eltern haben heute in der Regel nicht mehr Tante oder Großvater im Haus wohnen, die sie entlasten, keinen Handwerker unten im Erdgeschoss, der ein Auge darauf hat, wenn die Kinder im Hof spielen. Hinzu kommt, dass Erziehung heute anspruchsvoller ist als früher, als man in der Kindheit noch keine eigene und bedeutsame Lebensphase gesehen hat und Kinder in erster Linie funktionieren sollten. Eigentlich ist nichts normaler, als sich bei Experten Rat zu holen. Dennoch bedeutet es für viele Eltern große Überwindung, sich einzugestehen,
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