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Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Titel: Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
Autoren: Xenia Frenkel
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sogenannte weiche Drogen, werden konsumiert, um alterstypische Unsicherheiten zu überspielen. Hier kann ein ruhiges Gespräch darüber helfen, wie man sich auf Partys benimmt und wie man Nein sagen kann, ohne als Spaßbremse dazustehen.
    Vor allem brauchen Jugendliche Strategien, wie man mit «Durchhängern» umgeht und die für dieses Alter typischen Stimmungsschwankungen überwindet. Oft sind sie sehr emotional und vergessen schnell, dass sich Stimmungen ändern und selbst ausweglose Situationen am nächsten Tag völlig anders aussehen. Kommt es öfter zu Ausrutschern, muss man seinen Teenager eine Zeitlang schon um neun von Partys abholen. Es sollte allerdings bald wieder einen Versuch in Sachen Selbstverantwortung geben. Schließlich geht es nicht darum, Heilige zu erziehen, sondern verantwortungsvolle Menschen.
    Eine aktuelle Studie der Universität Cambridge an 50 Geschwisterpaaren zeigt übrigens, dass die Empfänglichkeit für Drogensucht offenbar vererbt wird. Die Hauptautorin der Studie, Karen Ersche, betont, dass Drogenabhängigkeit kein Persönlichkeitsdefizit ist, sondern eine Krankheit aufgrund einer Störung des Gehirns. Für den Fall, dass man ein ungutes Gefühl hat, weil es nicht bei ein paar pubertären Entgleisungen bleibt oder weil sich der Jugendliche verändert, sollte man auf seineinnere Stimme hören und sich möglichst rasch an eine Beratungsstelle wenden. Eventuell auch erst einmal ohne sein Kind.
93 Mein Kind tanzt aus der Reihe. Muss ich mir Sorgen machen?
    Es ist gewiss kein Zufall, dass viele friedliche Sozialrevolutionäre – Jesus, Buddha, Franziskus, Augustinus, Gandhi – auf eine bewegte Kindheit und Jugend zurückblicken. Sie prügelten sich und warfen das sauer verdiente Geld ihrer Eltern zum Fenster hinaus, waren faul, eitel und gingen anderen mit ihren Launen auf die Nerven. Im zarten Alter von zehn entdeckte Gandhi das Glücksspiel und begann, um diese Passion zu finanzieren, gestohlene Wertgegenstände zu verscherbeln. Als man ihn zur Rede stellte, schwieg er hartnäckig, legte sich ins Bett und rauchte die geklauten Zigaretten seines Onkels. Würden sich unsere Kinder so aufführen, würden wir sofort zum Therapeuten laufen. Anders Familie Gandhi. Sie blieb freundlich und gelassen, und wenn es Mahatma allzu bunt trieb, setzte es eine Tracht Prügel. (Das tun Eltern heute hoffentlich nicht!)
    Diese Anekdote macht klar, was auch großen Studien zu diesem Thema zu entnehmen ist: Das Verhalten eines Kindes lässt keine verlässliche Prognose für seine spätere Entwicklung zu. Kriminologen betonen, dass kein Zusammenhang zwischen Kinderdelinquenz und Straffälligkeit in der Adoleszenz besteht. Abweichende oder – wie es im Fachjargon heißt – «deviante» Verhaltensweisen sind häufig nur Episoden in einem Kinderleben und sollten auch so betrachtet werden.
    Alle Kinder durchlaufen mehr oder weniger aktiv Phasen, in denen sie mit sich und der Welt im Reinen sind, und Zeiten, in denen sie aus der Reihe tanzen, sich auffällig verhalten und an Grenzen gehen. Vor allem Jungen geraten häufig aus Wagemut, Abenteuerlust, Renommiersucht oder purem Leichtsinn in Konfliktsituationen. Das hat mehrere Gründe. Gefühls- und Leistungsschwankungen sind häufiger und intensiver als bei Erwachsenen. Kinder haben außerdem eine völlig andereOrdnungs- und Zeitvorstellung. Jeder neue Entwicklungsschritt wird von Turbulenzen und Grenzüberschreitungen begleitet. Einige davon lassen sich sogar am Alter festmachen: die Trotzphase zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr, der Übergang zu einer rationalen, nüchternen Denkweise mit acht oder neun, die sogenannte kleine Pubertät, in der Kinder besonders häufig über die Stränge schlagen. Grober, gefährlicher, herzloser Unfug ist in diesem Alter fast normal. Hier genügt in aller Regel die klare, feste Ansage: «Das geht zu weit.» Wiederholen sich ungute Grenzüberschreitungen, muss man genauer hinsehen, und zwar nicht mit dem Fokus darauf, was das Kind angestellt hat, sondern was es damit sagen will.
    Um beurteilen zu können, wo es sich um alterstypische Verhaltensschwierigkeiten handelt und wo um echte Verhaltensstörungen und Entwicklungsprobleme, muss man die Bedürfnisse eines Kindes kennen und wissen, wo es in seiner Entwicklung steht. Man braucht Vergleiche und Maßstäbe. Das hat aber auch seine Tücken. Eltern geraten leicht in Unruhe, wenn ein Kind einen normgerechten Entwicklungsschritt noch nicht gemacht hat.
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