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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks
Autoren: Norman Spinrad
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dies ganz besonders in Nouvelle Orlean, einer Stadt, deren Zauber nur noch von ihrem Sinn für ihre eigene Kultiviertheit übertroffen wurde und wo ein Individualverstärkungszauberer von Diana beträchtlichen Ruf genießen würde, egal wie bescheiden seine frühere Position auf jenem Planeten gewesen war, und wo der Stand der Kunst ihm gewiß eine hervorragende Stellung verschaffen würde.
    So steht es geschrieben, und so sollte es geschehen. Kurz nach ihrer Ankunft in Nouvelle Orlean konnte Leonardo potentiellen Investoren drei auf Glade völlig neue Persönlichkeitsverstärker vorführen; sie lehnten sich ein wenig an theoretische Überlegungen an, die in der Designabteilung auf Diana angestellt worden waren.
    Ein Gerät hieß die »Stimme«. Es stellte eine elektronische Schleife zwischen bestimmten Gehirnzentren und dem Kehlkopf her, so daß der Benutzer durch einen Willensakt und bewußte Einflußnahme beim Singen oder Sprechen unhörbare Schallwellen aussenden konnte, die über den Gehörsinn direkt auf das Bewußtsein des Publikums einwirkten, so daß die künstlerische Wirkung des Sängers oder Schauspielers erheblich verstärkt wurde; dieses Gerät war auch für Handelsvertreter nicht ohne Wert. Ein anderes war das »Argusauge« – winzige Linsen aus geronnenem Gel, die über den Pupillen getragen und elektronisch mit dem Sehzentrum verbunden wurden, so daß der Träger die optischen Eigenschaften in einem weiten Schärfe- und Wellenbereich einstellen konnte, was ihn in die Lage versetzte, mikroskopische Bereiche, astronomische Phänomene und den Infrarot- und Ultraviolettbereich unmittelbar zu erfassen, ganz zu schweigen von entfernten Schlafgemächern, in denen sich Interessantes abspielen mochte. Dem am wenigsten geheimnisvollen und verspieltesten Gerät, das zugleich den schlechtesten Ruf hatte, gab Leonardo den Namen »Gourmand’s Delight«. Mit seiner Hilfe konnte ein Vielfraß willentlich seinen Stoffwechsel so umstellen, daß er einen ganzen Abend enorme Mengen essen und trinken konnte, ohne am nächsten Morgen unter Übelkeit oder Kater zu leiden.
    Diese Geräte besaßen nicht nur einen offensichtlichen Marktwert, sondern verhalfen auch Leonardo Vanya Hana zum Ruf, ein Künstler zu sein, von dem noch größere Wunder zu erwarten waren, und so hatte mein Vater keinen Mangel an Investoren, die bereit waren, seine Boutique zu sehr vorteilhaften Bedingungen zu finanzieren. Er wäre ohne weiteres in der Lage gewesen, eine Fabrik aufzubauen, mit deren Ausstoß er den Planeten mit Replikaten zu bescheidenen Preisen hätte überschwemmen können. Dies tat er jedoch aus persönlichen, ethischen Gründen nicht; er zog es vor, Handwerker und Künstler zu bleiben, der lieber jedes Gerät nach den Wünschen und Vorlieben einzelner Kunden herstellte, statt ein Industriemagnat zu werden. Außerdem konnte er, indem er die Waren persönlich herstellte und seine eigene Arbeitskraft hineinsteckte, die Preise hoch halten, wie es eben für Kunstgegenstände angebracht ist – ebenso, wie sich ein Maler oder Bildhauer weigert, Lizenzproduktionen zuzulassen, und Galeriepreise für seine Originale verlangt.
    Meine Mutter gab unterdessen hin und wieder in Freudenpalästen tantrische Vorstellungen, doch meist konzentrierte sie ihre Aufmerksamkeit und Energie darauf, ihre Fähigkeit und ihren Ruf als tantrische Heilerin zu entwickeln, wobei ihr die Wissenschaft meines Vaters und seine Kenntnis der Bioelektrizität des menschlichen Nervensystems eine große Hilfe waren.
    Als sie nach einiger Zeit genug Kapital angesammelt hatten, beschlossen meine Eltern, ihre beruflichen Niederlassungen und ihren Hausstand zusammenzulegen und eine kleine Insel zu kaufen, auf der sie ein Haus bauten, in dem ich aufwachsen sollte. Das Erdgeschoß des Hauses nahmen Leonardos Boutique und Shastas Tantra-Studio ein, jedes Geschäft mit der Vorderfront zu einer anderen Seite der Insel, doch im Innern durch Lager- und Arbeitsräume und einen Gang verbunden. Der erste Stock mit seiner großen Aussichtsterrasse war unsere Wohnung, die man durch eine eigene Treppe von einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Garten aus betreten konnte. Der Garten wurde von einer Hecke aus Purple Cloud begrenzt, die entsprechend der Mode der Saison zu verschiedenen Formen zugeschnitten wurde. An meinem fünften Geburtstag, als eine Rückzugsmöglichkeit in eigene Gemächer für meine Entwicklung nötig schien, wurde ein prächtiges Spielhaus in einem
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