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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks
Autoren: Norman Spinrad
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Ende des Wanderjahrs gewählt, und ist das Wanderjahr nicht genau der Prozeß, durch den wir Kinder des Glücks unsere Bestimmung und uns selbst finden?
    Außerdem – da jeder von uns die Freiheit und die Gefahren eines Kinds des Glücks geschmeckt hat, da jeder von uns ein Kind des Glücks bleibt, bis er sich am Leben sattgegessen hat, suchen wir im Gegensatz zu den Eltern früherer Zeiten nicht das Kind an die Wiege, den kleinen Adler ans Nest zu ketten, beneiden wir nicht unsere Kinder um den goldenen Sommer, den wir doch selbst erfahren haben und freiwillig erst aufgaben, als wir unseren wahren Namen gefunden hatten.
    Und hier ist meine Geschichte, die erzählt, wie die kleine Moussa sich in Wendi Shasta Leonardo verwandelte, die jetzt dies erzählt, die Geschichte ihres Wanderjahrs.
    Es war einmal zu unserer Zeit auf einem gar nicht so weit entfernten Planeten…

 
   1
     
     
    Ich wurde auf Glade geboren, wie die meisten der weitverstreuten Menschenwelten ein Planet ohne besonderen Ruhm in der Überlieferung der Sternenfahrer, der im interstellaren Maßstab keine besondere wirtschaftliche Bedeutung besaß. Wie die meisten Menschenwelten ist Glade eine fast völlig autarke ökonomische Einheit, was heißen soll, daß seine Ebenen, Flüsse und Meere genug hergeben, um eine gesunde menschliche Bevölkerung von etwa 300 Millionen am Leben zu halten, ohne daß es nötig wäre, größere Mengen Spurenelemente aus anderen Sonnensystemen zu importieren. Der Reichtum an Bodenschätzen, der von den vereinzelten Asteroiden geliefert wird, stellt eine ausreichende Grundlage an Rohmaterialien für die industrialisierte Wirtschaft dar.
    Verdad, im Rückblick kann ich ganz nüchtern feststellen, daß ich auf einer ganz gewöhnlichen Welt geboren und aufgezogen wurde, nicht unähnlich Hunderten solcher Welten, die von Sonnen vom G-Typ erwärmt werden. Doch meine mädchenhafte Wahrnehmung meiner Heimat als zentraler Punkt in großen Dingen war eine ganz andere Sache, denn ich wurde als Kind von Nouvelle Orlean geboren und erzogen, einem Ort, der auf ganz Glade als das Juwel unseres Planeten gilt – ganz zu schweigen von den Einwohnern der Stadt selbst.
    Wie die legendäre Namensvetterin auf der Erde wurde auch Nouvelle Orlean im Delta eines großen, den Kontinent entwässernden Flußsystems errichtet – aber natürlich hatten die ersten Siedler in einer Zeit des Lufttransports diese Stelle nicht wegen ihrer geographischen Bedeutung als idealen Verknüpfungspunkt zwischen Fluß- und Seehandel ausgewählt. Vielmehr hatten die Siedler von Glade den Standort für die Metropole unseres Planeten mit Vorbedacht nach ästhetischen und vielleicht sogar spirituellen Kriterien erwählt.
    An den menschlichen genetischen Vorgaben gemessen, ist Glade eine recht kühle Welt – große, gebirgige Eiskappen an beiden Polen, während in mittleren Breiten nicht sehr anheimelnde Halbtundren vorherrschen, so daß die Tropen die beliebteste Zone für menschliche Besiedlung sind, wo deshalb auch der größte Teil der Bevölkerung zu finden ist. In dieser besten Klimazone liegen Teile von drei Kontinenten. Und von diesen Ländern ist Süd-Arbolique zweifellos die geographische Heimat des menschlichen Geistes auf diesem Planeten.
    Arbolique ist in mehr als einer Hinsicht der mächtigste Kontinent Glades. Er erstreckt sich von der nördlichen Eiskappe fast bis zum Äquator, und sein südlichster Punkt ist die Spitze der Culebra-Halbinsel. Das Große Massiv beginnt unter dem Polareis, erhebt sich zu gewaltigen Kordilleren aus schneebedeckten und moosbewachsenen Felsen, um sich dann in eine östliche und westliche Gebirgskette zu gabeln, die sich bis fast zu den Küsten des tropischen Meeres hinunterziehen.
    Zwischen diesen Gebirgsketten liegt das Große Tal, ein breites und fruchtbares Zentraltal, das von niedrigeren Gebirgsketten und Hügeln weiter unterteilt wird – insgesamt wirkt es eher wie eine gigantische Bergwiese und nicht so sehr wie eine flache Ebene. Es beginnt im Norden in einer Höhe von etwa dreitausend Metern und erreicht erst an der Deltamündung des Rio Royale das Meeresniveau. Dieser mächtige zentrale Fluß, der aus unzähligen Schmelzwasserströmen der Polkappe gespeist wird, schäumt und donnert über gewaltige Wasserfälle und Stromschnellen durch die Pässe der hohen Kordilleren, bis er sich schließlich durch das Delta als breiter Strom aus klarem, blauem Süßwasser ins Meer ergießt, dessen Kontrast im grünen
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