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Killerwelle

Titel: Killerwelle
Autoren: Clive Cussler
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Teenageralter, die Bärte nicht mehr als einige vereinzelte Stoppeln an Kinn und Wangen, sich bemühten, zwei Ziegen auf einen offenen Lastwagen zu hieven. Ständig rutschten die Sturmgewehre, die sie sich über die Schultern gehängt hatten, nach vorn vor die Brust und schlugen gegen die Tiere, die sich gegen diese unsanfte Behandlung wehrten.
    Jedes Mal, wenn ein Gewehr verrutschte, musste der betreffende Junge innehalten, es wieder über die Schulter schieben und dann die sanftäugige Ziege beruhigen. Die Entfernung war zwar zu groß, um etwas hören zu können, aber Cabrillo konnte sich gut vorstellen, wie die Ziegen ängstlich meckerten und die jungen Männer Allah anflehten, ihnen beim Verladen ihrer Tiere zu helfen. Es kam ihnen nicht in den Sinn, die Gewehre abzunehmen und auch nur für die eine Minute gegen den wackligen Zaun zu lehnen, die sie brauchen würden, um die Tiere problemlos auf den Lastwagen zu heben.
    Wenn die ungefähr vierzig weiteren bewaffneten Männer im Lager vor dem Dorf nicht gewesen wären, hätte er die Szene durchaus amüsant finden können.
    Wegen einer bestimmten Sache musste er die Jungen bewundern. Obgleich er die modernste Kälteschutzkleidung trug, fror er sich im wahrsten Sinne des Wortes den Hintern ab, während die Jungen nicht mehr am Leib trugen als höchstens zwei Schichten handgefertigter Wollsachen.
    Natürlich hatte Cabrillo während der letzten fünfzehn Stunden kaum mehr bewegt als seine Augenlider. Und das traf auch auf sein restliches Team zu. In Nord-Wasiristan gehörte es zur Tradition, dass Dörfer wie Zitadellen auf Berggipfeln angelegt wurden. Was an Weide- und Ackerflächen zur Verfügung stand, reichte die Berghänge bis zur Stadt hinunter. Um einen geeigneten Beobachtungspunkt zu finden, von dem aus sie auf das Taliban-Lager hinabschauen konnten, mussten sie auf einem benachbarten Berg in Deckung gehen. Die Entfernung über das tiefe Tal hinweg betrug nur etwa anderthalb Kilometer, jedoch wurden sie dadurch gezwungen, einen mit Schnee und Gletschereis bedeckten Berg zu ersteigen und in über dreitausend Metern Höhe gegen ständige Atemnot anzukämpfen. Durch sein Fernglas, das auf einem Stativ ruhte, konnte er ein paar alte Männer erkennen, die eine Zigarette nach der anderen rauchten.
    Cabrillo bereute noch jetzt die letzte Zigarre, die er sich genehmigt hatte, da seine Lungen sich angefühlt hatten, als hätten sie gierig die metallisch riechenden Luftreste einer leeren Tauchflasche aufgesaugt.
    Eine tiefe Baritonstimme erklang in seinem Ohrhörer. »Kämpfen sie mit den Ziegen, oder treffen sie Vorbereitungen für ein Tête-à-tête?«
    Eine andere Stimme meldete sich. »Da die Ziegen keine Burkas tragen, wissen diese Jungs wenigstens, was sie erwartet.«
    »Funkstille«, sagte Cabrillo. Er machte sich keine Gedanken, dass seine Leute in ihrer konzentrierten Einsatzbereitschaft nachließen. Was ihm vielmehr Sorgen machte, war, dass der nächste Kommentar bestimmt von seiner Stellvertreterin Linda Ross käme. Da er aber ihren ganz besonderen Humor kannte, wusste er auch, dass er in schallendes Gelächter ausbrechen würde, ganz gleich, was ihr als Bemerkung einfiele.
    Einer der jungen Schäfer stellte sein AK-47 mit Wire-Stock-Schulterstütze endlich beiseite, und nun bugsierten sie die Tiere auf die Ladefläche. Als die Ladeklappe geschlossen war, hatte sich der Junge sein Gewehr längst wieder über die Schulter gehängt. Der Motor sprang an, stieß eine blaue Abgaswolke aus, und dann entfernte sich der Lastwagen träge von dem Dorf auf der Bergspitze. Es war ein Al-Kaida-Stützpunkt, und trotzdem ging das normale Leben in den zerklüfteten Bergen weiter. Die Äcker mussten bestellt, das Vieh versorgt und Waren mussten ge- und verkauft werden. Was Al Kaida und die Taliban als schmutziges Geheimnis hüteten, war, dass ihre Anhänger zwar Fanatiker waren, aber dennoch bezahlt werden mussten. Nachdem der Profit aus der Mohnernte des vergangenen Herbstes längst verbraucht worden war, war es nötig, die Einsatzbereitschaft der Kämpfer mit traditionellen Methoden aufrechtzuerhalten.
    Die Ansiedlung bestand aus etwa zwei Dutzend Gebäuden. Sechs davon waren an der Schotterstraße erbaut worden, die ins Tal hinabführte, während die anderen auf dem Berg standen und lediglich durch Trampelpfade miteinander verbunden waren. Alle waren aus Stein erbaut und verschmolzen mit ihren niedrigen flachen Dächern und den wenigen Fenstern mit der Umgebung. Das größte
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