Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
irre, kalt und brutal.
    Rob ist immer noch dran. »Und Massive Attack, Goldie und James Lavelle sind alle scharf drauf. Aber das Outboard Equipment hat nicht den Anforderungen entsprochen, weshalb wir es größtenteils ersetzen mussten und …«
    »Sicher, Rob, ich verstehe«, Trellick hebt eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, »Nichtsdestotrotz hat dieser Act inzwischen«, er blickt in seine Aufzeichnungen, »480000 Pfund verschlungen, und wir sind kein Stück näher dran, etwas zu haben …«
    »Sieh mal, James, du, ich weiß ja, die Situation ist frustrierend«, sagt Rob und versucht, dagegenzuhalten, »aber der … der kreative Prozess. Manchmal kann man es einfach nicht erzwingen, weißt du.«
    Dieser Nonsens ruft kollektives Erstaunen hervor. Ich unterbreche ihn und wende mich Trellick zu.
    »Genau, James, mach mal halblang, es ist ja nicht so, als würde gar nichts passieren. Da draußen geht definitiv was mit der Band.« Ich bemühe mich, keine Miene zu verziehen. Rob, dieses verblödete Sackgesicht, nickt zustimmend, überzeugt davon, ich würde ihm zu Hilfe eilen. »Und Rob hat ein paar gute Sachen angeleiert, um das zu unterstützen. Diese T-Shirts zum Beispiel, die sehen fantastisch aus.«
    Dereks Kopf schnappt nach oben wie bei einem hungrigen Kampfhund, der ein Filetsteak erblickt: »T-Shirts? Was für verfickte T-Shirts?«
    Jackpot. In einem Zustand geistiger Umnachtung – vermutlich unter Druck unserer farbigen Freunde vom Southend – hat Rob eine Handvoll Sound-Collective-T-Shirts machen lassen. Nur einige wenige. Aber Firmengeld auszugeben, um T-Shirts für eine Band zu drucken, die uns bereits eine halbe Millionen gekostet hat und ihr Debütalbum immer noch schuldig ist, ist in etwa so, als würde man eine ganzseitige Anzeige in der Sun schalten, um sich schon als Lottogewinner zu feiern, bevor man den Tipp überhaupt abgegeben hat. Rob hatte mich vor ein paar Tagen beiseite genommen, um mir voller Stolz eines der T-Shirts zu zeigen. Ich wusste sofort, dass Derek nicht die leiseste Ahnung davon hatte.
    Rob schluckt. »Das stimmt, ich hab ein paar T-Shirts ma–«
    »DU MACHST VERFICKTE T-SHIRTS FÜR EINEN VERFICKTEN ACT, DER NOCH NICHT MAL EINE VERFICKTE PLATTE DRAUSSEN HAT UND EINE HALBE VERFICKTE MILLIONEN PFUND BEI UNS IN DER KREIDE STEHT! BIST DU DENN VÖLLIG IRRE?«
    Dereks Wut ist so unmittelbar und absolut, dass ich eine Sekunde lang glaube, Klein Katy würde gleich in Tränen ausbrechen.
    »Aber Derek, ich dachte, wenn –«
    »ICH GEB EINEN SCHEISS DARAUF, WAS DU DENKST! WENN WIR BIS ENDE DES MONATS KEINE BEKACKTE SINGLE DIESER BAND HABEN, ZIEHEN WIR DEN BESCHISSENEN STÖPSEL! HAST DU DAS KAPIERT?«
    »Aber«, Rob geht unter, er säuft ab.
    »HAST DU DAS VERFICKT NOCH MAL VER-STAN-DEN?« Dereks Faust hämmert auf den Tisch. Sechs Schläge. Drei davon für »ver-stan-den«. Totenstille. Die Leute starren auf den beigen Teppichboden und kritzeln in ihren Notizen herum.
    Derek ist grundsätzlich ziemlich übler Laune. Ich bin mir nicht sicher, möglicherweise ist es ja die Erkenntnis, dass er sein ganzes Erwachsenenleben damit verbracht hat, fremde Kerle siedende Wichse über sein Gesicht und sein Hinterteil verspritzen zu lassen und sie grunzen zu hören, während sie eine weitere Monsterladung tief in seinen Mund oder sein Rektum hineinpumpen, die ihm das Leben so vergällt hat. Ich meine, mich hätte es hundertprozentig angekotzt, ein Vierteljahrhundert lang als menschliche Toilette missbraucht zu werden.
    Tatsächlich ist dieses ganze Pump-, Stöhn-, Grunz- und Was-auch-immer-Geschäft für Hardcore-Hecklader wie Derek natürlich längst kalter Kaffee. Die Vorstellung eines von Kopf bis Schwanz in Nieten und Leder gezwängten, oberlippenbeschnauzten Rosettendämonen, der auf dich eindrischt, bis dein Arschloch aussieht wie etwas aus einem medizinischem Fachbuch, mutet ultraharten Schwuchteln in den Neunzigern längst goldig altmodisch an. Ein Norman-Rockwell-Gemälde. Das Homo-Äquivalent zum freitagabendlichen Ehevollzug, Licht aus, Laken drüber, Missionarsstellung-Gefummel. Vor einigen Monaten hat eines der Kids aus der Marketingabteilung die Nacht durchgemacht, ist durch die Clubs gezogen und schließlich in einem dieser Hardcore-Afterhour-Läden im East End gestrandet. Einem dieser Schuppen, in dem die amtlichen, hundertfünfzigprozentigen Arschcowboys ihre Abende abrunden. Er schlenderte durch einen salzigen Mief aus Amylnitrat und GHB in ein schlecht beleuchtetes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher